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welche man wahrscheinlich dem heiseren Kliina zu­schreiben muss. Die Himalaya-Form weicht allein durch die Grösse von der gewöhnlichen Form ab und hat mit dieser die nur aus 5 oder 7 Blätt­chen bestehenden Blätter gemein. In den Gärten kommt sie gewöhnlich auch unter dem Namen des

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piemontesischen. auch wohl des indischen Hanfes vor. Diese Abart ist es auch, aus der in Piemont die zierlichen Spatzierstöcke gemacht wer­den, deren sich besonders die dortigen Damen bei ihren ländlichen Spatziergängen bedienen und die sich durch ihre Leichtigkeit und blendend-weisse Farbe auszeichnen.

Cünnabis chinensis besitzt in der Regel am obern Ende des allgemeinen Blattstieles 7 und 9 Blättchen, die weit schmäler, dagegen aber auch länger sind, sonst sich aber von der schmalellipti­schen und in die Länge gezogenen (nach andern linien-lanzettförmigen) Gestalt derer von C. sativa nicht unterscheiden. Im Allgemeinen erscheinen sie jedoch auf beiden Flächen weniger rauh behaart. Ziemlich grosse Sägezähne ziehen sich endlich am Rande der Blättchen beider Arten herum.

Bei den männlichen Pflanzen bilden die Blü- then beider Arten Trauben. Die Zweigenden der weiblichen haben dagegen kurze, rispenförmige Blü- thenstände an wiederum kurzen und aus dem Win­kel kleinerer Blätter am obern Thcile des Stengels und der Aeste hervorkommenden Zweigen. Diese sind hauptsächlich mehr oder weniger klebrig an zu fühlen. Der durch Drüsen abgesonderte und

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stark riechende Saft ist narkotischer Natur und kann bei den Menschen selbst Kopfweh und andere Erscheinungen hervorrufen. Bei allen Völkern des Orientes, zumTheil auch Indien's und China's, berei­tet man einen eigenthümlichen Stoff daraus, der mit andern Gegenständen, namentlich Opium, Katechu u. s. vv. versetzt, bei den Arabern den berüchtigten Haschisch, bei den Malaien die nicht weniger ver­rufene Cachunde liefert. Beide Stoffe werden auf verschiedene Weise genossen oder auch geraucht, um sich in eine Art berauschten Zustandes zu ver­setzen, in dem die glühende Phantasie des Orien­talen allerhand üppige Bilder, Verzückungen u. s.w. vorführt. Man mischt auch die Blätter unter den Tabak. Die Folgen sind denen des Opiums völlig gleich und dem Körper weit nachtheiliger, als der Genuss des Branntweins. Schon die alten Grie­chen kannten übrigens die erregenden Eigenschaf­ten des Hanfes, indem sie einen Absud der Samen genossen, um sich bei Festgelagen zu erheitern und grössere Lust zum Trinken zu bekommen.

Die Blüthen von beiderlei Arten möchten sich

kaum unterscheiden, wohl aber scheint es uns, als wenn an den Achenien sich konstante Merkmale erkennen Hessen. Während nämlich bei unserem gewöhnlichen Hanfe die dunkeleren Streifen und Flecken eine von oben nach unten gehende Rich­tung haben, konzentriren sich diese bei dorn chi­nesischen am obern Drittel und gehen der Quere herum.

Ks bleibt uns endlich noch eine Abart zu er­wähnen übrig, welche zufällig in diesem Jahre im Berliner botanischen Garten entstanden ist und von Seiten der Gartenliebhaber Berücksichtigung ver­dient. Man beschäftigt sich nämlich seit längerer Zeit schon im genannten Institute mit der Anzucht der Orobanchen in Töpfen und kultivirt zu diesem Zwecke auch das sogenannte Hanfmännchen (Orobanche ramosa L.). In diesem Frühjahre kam unter Anderem eine Hanfpflanze zum Vorschein, welche sich durch die braunroth-grüne Farbe der Blätter und der obern Theile wesentlich unterschied, sonst aber in allen Theilen vollständig mit der Hauptart übereinstimmte. Durch diese eigenthüm- liche Färbung bekommt die Form aber einen beson­dern Reiz und würde sich gewiss auf grünen Rasen­flächen als Einzelpflanze sehr gut ausnehmen. Es kommt noch dazu, dass sie mehr gedrängt und buschig zu wachsen scheint. Wir haben sie als Cannabis sativa L. ß. rubescens bezeichnet und wollen nur wünschen, dass sie in der Aussaat konstant bleiben möge. Da zahlreicher Samen ge­wonnen und dieser mit der bekannten Liberalität von Seiten des botanischen Gartens vertheilt wer­den wird, so ist Hoffnung vorhanden, dass wir im nächsten Jahre von verschiedenen Seiten Berichte darüber erhalten.

Kinc botanische Sonderbarkeit.

Die Irideen haben Staubbeutel, welche nach aussen zu aufspringen (Antherae extrorsae); der Hofgärt­ner G. A. Fintelmann auf der Pfaueninsel macht uns aber darauf aufmerksam, dass Crocus ban- naticus Gay (iridiflorus Heuff., in den Gärten häufig als speciosus) Staubbeutel besitzt, welche nach innen, also nach dem Fruchtknoten zu, auf­springen (Antherae introrsae). Es ist dieses bereits von dem jetzigen Lehrer der landwirtschaftlichen Akademie von Waldau bei Königsberg, Körnicke, bei Gelegenheit der Beschreibung seines Crocus Herbertianus bemerkt. Wir fügen nur noch hinzu, dass genannte Art nur eine kleinblüthige Form des C. bannaticus Gay darstellt und all- mählig in diese übergeht.

Verlag von Karl Wiegandt in Berlin. Grünstnisse 16.

Druck von J. F. Starcke in Benin.