Wochenschrift %

für

Gärtnerei und Pflanzenkunde.

Herausgegeben von

Professor Dr. Karl Koch, und Gr. A. Fintelmann,

General-Sekretnir des Vereins zur BefÖrd. d. Gartenbaues Königlichem Hofgärtuer auf der Pfaueninsel

In den KÖnigl. Preuss. Staaten. bei Potsdam.

M 42. Berlin, den 20. Octobcr 1859.

Preis des Jahrganges 5y Thlr.. sowohl bei Bezug durch den Buchhandel, als auch franco durch alle Post-Anstalten

des deutsch-österreichischen Post -Vereins.

Inhalt: Das Arboretum des Dringlichen Parkes zu Muskau. Die Commelinaceen, nebst Beschreibung einiger neuen Arten (Fortsetzung). Zwei neue Cattleyoideen.

Das Arboretum

des prinzlichen Parkes zu Muskau.

Vom Obergärtner Kirchner in Muskau.

Der Mangel einer übersichtlichen Zusammen­stellung möglichst aller der in der Gärtnerei vor­handenen oder im Bezug zu derselben stehenden Gehölze ist schon lange mehrfach gefühlt worden. Seit mehreren Jahren ging der Park-Inspektor Petzold mit dem Plane um, eine diesem Zwecke entsprechende Einrichtung in Verbindung mit den hiesigen Park-Anlagen in das Leben zu rufen und ein Arboret anzulegen, in dem in einer übersichtlichen Vereinigung alle diejenigen Gehölze kultivirt wer­den sollten, die als Material der deutschen Land- wirthschaftsgärtnerei betrachtet werden können, um eine Beurtheilung ihres landschaftlichen Werthes und eine so nothwendige Berichtigung der Nomen­klatur zu ermöglichen. Seit Kurzem ist an der Ausführung dieses Projektes gearbeitet worden. Manches ist in dieser Zeit geschehen, gar Vieles bleibt freilich noch zu thun übrig, doch dürften einige Notizen über den bisherigen Fortgang die­ses Werkes vielleicht von Interesse für die Leser dieser Zeitschrift sein.

Eine hinter der hiesigen Baumschnle belegene, an die Probeanlagen anschliessende, frühere Forst- Parzelle von gegen 300 Morgen Flächen-Inhalt ist für diesen Zweck bestimmt; im Winter von 18f)T bis i 1858 wurden die Arbeiten damit begonnen, dass man den vorhandenen Bestand bis auf einige Gruppen schöner, alter Kiefern, die verschont wurden und

auf einige Waldstreifen, namentlich an der Nord- und Ostseite, die als Schutzpflanzungen dienen sol­len, räumte. Ein Theil dieser Fläche ist dazu ver­wandt worden, der Anlage nach allen Seiten hin einen landschaftlichen Abschluss zu geben. Den Winter von 18581859 nahmen die dazu erfor­derlichen Boden-Arbeiten in Anspruch; im Früh­jahre 1859 sind die Gränzpflanzungen gemacht worden.

Bei der Frage über die Art und Weise der Aufstellung kamen namentlich folgende Punkte als wesentlich in Betracht:

Erstens sollte die Anordnung eine übersicht­liche sein, d. h. es musste dem Beschauer ein Leit­faden an die Hand gegeben werden, der die Ueber- sicht über das reichhaltige Material erleichtert.

Zweitens sollten bei der Aufstellung landschaft­liche Prinzipien, soviel als irgend mit Ersterem zu vereinigen ist, berücksichtigt werden, um gleich­zeitig eine landschaftlich-schöne Parthie herzustel­len, welchem Zwecke die mannigfache Bewegung des Bodens, die das gewählte Terrain bietet, sehr förderlich ist und

drittens musste die Aufstellung eine derartige sein, dass die Sammlung durch Hinzufügung neuer Exemplare vergrössert werden konnte, ohne dadurch die Anordnung zu stören, da eine derartige Anlage nie ganz, am Wenigsten aber in den ersten Jahren, zum Abschluss zu kommen vermag.

Die Auswahl einer Anordnung, die gleichzeitig allen drei Anforderungen entspräche, bot mancher­lei Schwierigkeiten dar. In einigen älteren der­artigen Anlagen sind die Gehölze nach der alpha-

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