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schlüpften, erhalten hatte, aber von der Bergeidechse war es mir noch niemals vergönnt.

Meine Freude w ar daher gross, als ich gewahr wurde, dass mein vivipara- Weibchen immer korpulenter wurde und konnte ich daraus schliessen, nach einiger Zeit mit jungen Eidechsen bedacht 7.11 werden. Und richtig, eines Morgens, es war am 20. Juli v. J., sah ich mein 7'iz>ipara-Weibchen flink und munter und wieder schlank wie eine Tanne« im Terrarium herumlaufen, was sie in der letzten Zeit, wohl infolge ihres zunehmen­den Körperumfanges, nicht mehr that.

Nun hatte ich nichts Filigeres zu thun, da ich den eigentlichen Geburts­akt ja doch nicht gesehen hatte, als schleunigst nach den jungen Echschen zu suchen. Aber wer beschreibt mein Erstaunen, als ich statt der jungen Echsen auch wieder nur Eier finde. Diese sahen aber ganz anders aus als die Eier der übrigen Echsen. Während die Eier der viridis und agilis weiss, etwas ins Rosa schimmernd und läng­lich oval sind, waren die Eier meiner vivipara in Farbe matt schwarz wie Sammet mit einem grossen orange­farbenen Fleck, welcher ziemlich die Hälfte des ganzen Eies einnahm; sie waren fast ganz rund und ungefähr halb so gross als die Eier der anderen Echsen. Die Schale war aber noch weicher wie bei den vorhin erwähnten, eigentlich nur eine dünne Haut. Es waren acht Eier, und lagen dieselben dicht zusammen, eins schien an das andere angeklebt zu sein, denn als ich sie aufhob, blieben sie fest zusammen. Ich kümmerte mich nun an diesem Tage nicht weiter darum.

Am Abend des zweiten Tages, also am 21. Juli, nahm ich die Eier wieder heraus und bemerkte, als ich mit dem Fingernagel ganz schwach an einem Ei schabte, dass sich darin etwas bewegte. Schnell legte ich den Ballen Eier wieder zurück. Am 22., -vormittags cj'/s Uhr, schlüpfte das erste Junge aus; zuerst guckte es ganz neugierig aus der zer­sprengten Hülle mit seinem Köpfchen heraus, dann auf einmal huschte es plötzlich ganz hervor. Nachmittags

3 Uhr schlüpfte das zweite Junge aus. Am 23., früh morgens, fand ich wieder zwei Junge, welche wohl in der Nacht ausgeschlüpft waren, dann, vormittags gegen 1 1 Uhr, kam das fünfte Junge und damit war es Schluss, denn die anderen drei Eier oder Eihüllen schienen verdorben zu sein.

Die Jungen haben eine Länge von 2'/23 cm und sind ganz dunkelbraun, beinahe schwarz gefärbt und mit ganz schwachen hellen Pünktchen versehen. Der Kopf ist verhältnismässig gross. Allerliebst sieht es aus, wenn diese kleinen Dingerchen in ihrer Kinderstube, einem Zimmertreibhäuschen, in welches ich sie fürsorglich gebracht habe, damit sie nicht eine Beute der anderen Bewohner des Terrariums werden, herumhuschen.

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NB. Nachträglich habe ich in dem Werke von BRUNU DÜKIGEN gelesen, dass die Bergeidechse nicht direkt vivi- par ist, sondern Eier legt. Das ändert aber eigentlich an dem Vorhergesagten wenig oder garnichts. DÜRIGEN schreibt, dass das Junge höchstens einige Sekunden oderMinuten inderEihülle bleibt, während das letzte meiner Jungen erst nach drei Tagen ausschlüpfte. Ich möchte bitten, dass Liebhaber, die .dieselben oder ähn­liche Erfahrungen gemacht haben, dies zum besten geben, damit man erfährt, ob dieses öfter vorkommt oder gar die Regel ist, oder ob dies nur bei mir der Fall war, weil ich nicht über allzuviel Sonne zu klagen habe.

Die Auster.*)

Von Victor Schloemp.

Vortrag gehalten im Verein »Nymphaea- zu Leipzig.

ächst der See-Perlmuschel hat kein anderes Weichtier eine solche nationalökonomische Be­deutung, setzt so viele Hände in Bew egung und bringt solche Summen in Umlauf, als die Auster (Ostrea). Das Tier gehört zu den Weich-

*) Mit teüweiser Benutzung von': »Der gerechte und vollkommene Austernesser« von Moritz Busch und Brehms Tierleben.