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Lerche nur ist
Die
Eingewöhnung derWildfänge.
Von 1W. von der Kall.
(Schluss.)
ie Lerchen sind in einigen Gegenden, so besonders in Baiern, beliebte Stubenvögel, werden dagegen in anderen Gebieten wieder gar nicht gehalten. Die ist ein dankbarer Stubenvogel; es lästig, dass sie ihrer Natur nach stets aufwärts fliegen will, und gerade dieser Eigenschaft wegen raten viele hervorragende Züchter vom Halten derselben ab. Da die Lerchen sehr früh zurückkehren, so können im Februar bereits Wildfänge erbeutet werden. Sie kommen in einen Käfig, der als Dach entweder ein leicht gespanntes Tuch hat oder dessen Deckel gepolstert sein muss, damit sie beim Auffliegen sich nicht die Köpfe einstossen. Auf den Boden streue man gemischte Sämerei, darunter einige I laferkörner, Mohnsamen und gequetschten I lauf. Ebenso kann man kleine Insekten aller Art und natürlich auch einige Mehlwürmer zugeben. Der gebrauchte Käfig soll geräumig sein und eine mindestens 3—4 cm tiefe Schubhaben, welche mit Sand gefüllt Sprunghölzer sind nicht nötig, lege man in eine Ecke einen mit Moos bewachsenen Stein, hinter welchen sie sich gerne versteckt.
Die Heidelerche wird ähnlich behandelt, doch bringe man in ihrem Käfig ein Sprungholz an. Behandelt wie die Feldlerche, gewöhnt sie sich leicht ein, singt manchmal jedoch im ersten Jahre nur wenig. Einmal aber gut eingewöhnt, singt sie auch des Nachts. Ihr Gesang ist stark und lieblich.
Die Haubenlerche, die hier im Rheinlande sehr zahlreich ist, wird eingewöhnt und gefüttert wie die vorhergehenden und ist besonders in der Futterfrage wenig empfindlich. Ihren angenehmen Gesang lässt sie manchmal schon nach wenigen Tagen hören.
Von jeher beliebt als StubenvÖL;el aber sind unsere Drosselarten, welche dieses durch ihren herrlichen Gesang
lade
wird.
doch
mit seinen prachtvollen Flötentönen auch wirklich verdienen. Dieselben sind, zur richtigen Zeit gefangen, auch leicht einzugewöhnen, da sie, mit gutem Appetit begabt, schnell an die ihnen gebotene Nahrung herangehen. Bei den Drosseln spielt die Käfigfrage nicht nur bei der Eingewöhnung, sondern bei der ganzen I laltung eine grosse Rolle. Am praktischsten habe ich hier recht geräumige Kistenkäfige gefunden, die ja auch verhältnismässig billig sind. Empfehlenswert ist eine Länge von 80—100 cm, Breite und Tiefe von 70—80 cm.
Das Eingewöhnungsfutter ist ähnlich wie bei der Nachtigall beschaffen, nur können die Drosseln drei- bis viermal soviel Mehlwürmer wie die Nachtigall verzehren. Stehen alte, selbst getrocknete Beeren zur Verfügung, so lasse man diese aufquellen und gebe täglich einen bis zwei Esslöffel. Die Zahl der Mehlwürmer kann dann natürlich vermindert werden. Die Drosseln gewöhnen sich ziemlich rasch an das Mischfutter. Sind sie daran gewöhnt, so erhalten sie dazu nur noch 20—25 Mehlwürmer, einen Löffel voll Ameisenpuppen und täglich eine Anzahl Beeren als Zugabe. Einmal eingewöhnt, sind die meisten Drosseln recht haltbare und nicht überempfindliche Stubenvögel, die ihrem Pfleger viel Freude bereiten.
1 )ie W ürger werden zwar weniger als Stubenvögel gehalten, finden aber trotzdem ihre Liebhaber. Auch ist ihr Gesang meist hübsch und abwechslungsreich, besonders wenn der Wildfang aus einer Gegend stammt, wo er viele gute Sänger hörte.
Die Eingewöhnung .ist manchmal schwer, manchmal leicht. Es liegt eben daran, welches Tier man erwischt. Merkt man, dass man einen recht alten, störrischen und eigensinnigen Kerl erwischt hat, so lasse man ihn ruhig wieder fliegen, wenn er am ersten Tage selbst keine Nahrung nimmt. Ein Vogelfreund meiner Bekanntschaft, der es mit Stopfen versuchte, trug zwar mehrmals fürchterlich zerbissene und zerkratzte Finger davon, ohne die Vögel durchzubringen. Nach längeren Versuchen behauptete er sogar, es sei leichter, einen Sperber zu stopfen, als so einen Racker. Ist der