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und Wurzelausläufer, will man neue Sorten ziehen auch aus Samen, den man im März unter Fenster in eine gute Gartenerde säet. Die Stecklinge wachsen zu jeder Jahreszeit, doch ist es am besten, wenn sie Ende April und Mai gemacht werden, weil sie dann noch genügend erstarken können.

Ueber das Einpflanzen der im Freien stehenden Topfgewächse.

Von A. Sliwa, Obergärtner.

W n das freie Land gepflanzte Topf- lv pflanzen, wie Fuchsien, Heliotrop, jQ Pelargonien, Lantanen etc. müssen, ffw wenn man sie im Herbst im Freien M. nicht ihrem Schicksal überlassen, sondern im Glashaus, Zimmer oder Keller überwintern will, möglichst bald aus­gehoben und in Töpfe eingepflanzt werden. Gewöhnlich möchte man die Blumenbeete nicht einreissen, sie nicht ihres Blütenschmuckes berauben und wartet daher, bis der erste Frost daran mahnt, alles in Sicherheit zu bringen. Dieses ist jedoch falsch.

Werden nun die vom Frost berühr­ten Gewächse eingetopft, so werden die betroffenen Zweige bald welk und faul und das Elend fängt bei den Pflanzen schon beim Einbringen in die Ueber- winterungsräume an. Selbst wenn kein Frost die Pflanzen beschädigt, ist ein zu spätes Einpflanzen nicht gut zu nennen. Im Herbst und zwar je weiter wir in denselben hineinkommen, wird die Wit­terung immer feuchter und kühler, die Pflanzen nehmen infolge dessen viel Feuchtigkeit in sich auf, werden buschiger und ihre Wurzeln breiten sich gleichfalls mehr aus. Die Pflanzen können dann schlecht in Töpfe untergebracht werden, die Wurzeln werden verletzt, und Anlass zu Krankheiten ist damit gegeben.

Man glaubt dann, keinen Topf gross genug zu haben, um den grossen Wurzel­ballen der Pflanze hineinzubringen, und hat man sie dann glücklich eingepflanzt, und stehen die Töpfe mit ihren Insassen in den Ueberwinterungsräumen, so merkt man gar bald, dass es ihnen nicht so

ganz recht ist; sie trauern und fast jedes welke Blatt fällt schon in kurzer Zeit dem Schimmel und der Fäulnis ahheim. Doch diese beiden stecken fast immer auch noch einen Teil der gesunden Blätter und Zweige mit an, und die Folge ist, dass die Hälfte oder auch noch mehr solch allzu spät eingepflanzter Topfgewächse während des Winters zu Grunde gehen oder wenigstens ein recht trauriges Dasein zu führen haben.

Will man auf Blumenbeeten stehende Topfgewächste mit gutem Erfolge über­wintern, so hebe man diese in der zweiten Hälfte des September bis zu Anfang Oktober aus, beschneide sie an den Wurzeln und Zweigen und pflanze sie in nicht allzu grosse Töpfe. Acht bis zehn Tage nach dem Einpflanzen halte man sie etwas schattig, dann aber stelle man sie hell und sonnig und auch etwas luftig, damit die weichen Teile gut ausreifen und hart werden können, da ein harter, holziger Teil die Unbilden der Uebcrwinterung immer leichter ver­trägt als ein weicher. Besser ist es, man hebt wenigstens einen Teil solcher Pflanzen frühzeitig, als sämtliche und zu spät aus. Man bringt erstere wenigstens besser durch den Winter als jene vielen, hat weniger Arbeit und weniger Verdruss.

Viel besser auch, eine gesunde, kräf­tige Pflanze, die man im Winter oder Frühjahr dann vermehren kann, als drei oder vier elende, kränkliche, welche ihr Leben kaum zu fristen vermögen. Noch besser verfährt man jedoch oft, wenn man sich die zum Ueberwintern be­stimmten Topfgewächse schon im Früh­jahr und Vorsommer aus Stecklingen heranzieht und in Töpfen pflegt, die­jenigen aber, welche im Garten auf Blumenbeeten stehen, auf diesen einfach belässt. Diese letzteren sind dann ein Schmuck des Gartens, bis sie dem Frost zum Opfer fallen.

Manchem Blumenfreunde, mehr noch der zartfühlenden Leserin, mag wohl ein solcher Rat grausam erscheinen und ich selbst konnte früher schwer eine Pflanze dem Froste überlassen, bis ich mit der Zeit härter wurde. Ich bin freilich ein Gärtner und da habe ich mich mit der Zeit daran gewöhnen müssen, die schön-