Illustrierte Wochenschrift für Tier= und Pflanzenfreunde

für Sammler und Liebhaber aller naturwissenschaftlichen Zweige. Organ des Verbandes der Aquarien- und Terrarien-Freunde und vieler anderen Vereine.

No. 4. I Sonntag, den 27. Januar 1001. j 3. Jahrgang Der Frühlings=Safran.

Arthur Härder.

[och weht der scharfe Ost über die mit Schnee und Eis be- I Y I deckte Erde. Baum und Strauch

£ I stehen noch kahl und die Bäche * * und Flüsse sind mit fester Eisdecke überspannt. Noch hält das strenge Regiment des Winters alles Leben in Schlaf gefangen, aber die allmählich anschwellenden Knospen der Bäume ver­raten es uns, dass sich das Leben in ihnen zu regen beginnt. Und ob es auch draussen stürmt und braust, nur wenige Wochen noch und der grimme Winter muss dem lieblichen Frühling das Feld räumen, den würdig zu empfangen, schon jetzt sich alles vorbereitet.

Einer seiner ersten Boten ist der Frühlings-Safran (Crocus vernus All.), kurzweg auch Krokus genannt. Oft deckt noch Schnee das Erdreich, wenn dieser Frühlingsverkünderseine hübschen Blüten der Sonne zukehrt und Nachtfröste und Frühlingsstürme suchen ihm seine Blüten­pracht zu vernichten.

Der Frühlings-Safran ist in Süd­europa heimisch, kommt aber auch noch in der Schweiz, in Süddeutschland und selbst in England vor. Er ist die Stamm­art aller im Handel befindlichen und in den Gärten gepflegten Krokusarten.

Der Krokus ist infolge seiner grossen Anspruchslosigkeit und leichten Kultur

I i t einer Original aufnähme.

eine allgemein beliebte Frühlingspflanze: in jedem Garten ist er zu finden und selbst als Zimmerpflanze hat er sich das Feld erobert. Fehlt ihm auch der Duft, der uns andere seiner Genossen so an­genehm macht, er gleicht diesen Mangel wieder aus durch eine grosse Blütenfülle und durch den Farbenreichtum und den Glanz seiner Blumen.

Jeder kennt den prächtigen Frühlings- blüher und deshalb erübrigt es sich auch, auf den Krokus näher einzugehen. Seine Blüte ist entweder weiss, gelb, blau, violett, rot oder bunt und im Ver­hältnis zur Pflanze sehr gross. Die Pflanze ist sehr hart und kann im Freien un­bedeckt bleiben. Besonders schön machen sich Rasenplätze, in die man Krokus­zwiebeln eingesetzt hat. Sie stören dort nicht im geringsten, haben sie abgeblüht, so w erden sie bei dem nächsten Rasen­schnitt mit abgeschnitten und kommen erst im nächsten Frühjahre wieder zum Vor­schein, durch Zwiebelbrut reichlich ver­mehrt.

Der Frühlings-Safran ist mit jedem Gartenboden zufrieden, besonders aber liebt er einen gut gedüngten Sandboden und eine freie Lage, wohin die Sonne gut kommt. Ist die Pflanze auch nicht empfindlich, so soll man doch in schnee­armen Wintern mit Laub oder dergleichen