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der Dunkelheit die schöne Sommernacht zum Promenieren benutzte. Geräumige Dachböden, unbewohnte , verfallene Häuser, die einsam und verlassen da­liegen, sowie alte Festungstürme liefern ihr in gleicher Weise eine beliebte Her­berge, auch sucht sie sogar auf dem Taubenschlage, inmitten der buntfarbigen Taubenschar, Unterkunft. Die Tauben sehen in ihr durchaus keine Feindin, ruhig und furchtlos fliegen sie ein und aus, brüten und ziehen ihre Jungen gross, ohne Fingriffe in ihr Familien­leben von Seiten der Mitbewohnerin zu fürchten.

Ich habe selbst einmal Gelegenheit gehabt, zu beobachten, dass sich ein Schleiereulenpärchen in einem Tauben­schlage vollkommen häuslich nieder­gelassen und an passender Stelle seine Wiege errichtet hatte. 'Die Jungen schlüpften auch glücklich aus, und junge Kulen und Tauben lebten in nächster Nähe in tiefstem Frieden bei einander. Die Tauben gewöhnen sich bald an diesen sonderbaren Gast und geraten selbst dann nicht in Angst und Schrecken, wenn die Schleiereule ihre wunderlichen Liebeslieder anstimmt.

Auf dem Taubenschlage kann die Schleiereule dem Besitzer aber grosse Vorteile bieten,denn dieGastfreundschaft, die sie findet, belohnt sie dadurch im hohen Masse, dass sie ein geschworener Feind von Ratten und Mäusen ist und ihnen deshalb eifrig nachstellt; gerade auf Taubenböden stellt sich dieses Un­geziefer besonders gern ein, dem Tauben- freunde oft grossen Kummer bereitend. Fs kann nur dringend geraten werden, der Schleiereule allenthalben Schutz an- gedeihen zu lassen, da sie Mäusen und Ratten unerbittlich auf den Pelz rückt und Maulwurf und Käfer aller Art weg­fängt. Geräuschlos und leichten Fluges revidiert sie gründlich ihren Bezirk und vertilgt manchen Feind des Landwirtes. Dass sie hin und wieder einen Vogel überfällt und verzehrt, ist zwar nicht ab­zustreiten, ihrem grossen Nutzen gegen­über, den sie stiftet, kann ein derartiges geringes Vergehen aber sicherlich nicht ausschlaggebend sein, um sie der Ver­folgung auszusetzen.

W er Studien über den Nutzen der Schleiereule machen will, um einen Ein­blick zu erhalten in die Art ihrer Nah­rung, braucht sie keineswegs zu töten und ihren Mageninhalt einer diesbezüg­lichen Prüfung unterziehen, sondern die Untersuchung des »Gewölles«, welches die unverdaulichen Stoffe enthält, giebt ein untrügliches Zeugnis für ihren Speise­zettel, und in den meisten Fällen wird man in ihm schädliche Tiere vorfinden. Dennoch scheut sich der Mensch aber keineswegs, auch dieses nützliche Tier­chen kurzsichtig und engherzig hinzu­morden, und fragt man nach dem Grunde dieses unbarmherzigen Vorgehens, so wird man niemals eine triftige, vernünf­tige Erklärung erhalten. Alte, unbegrün­dete Traditionen sind es, die vielfach auch heute noch die nützlichen Eulen, die der Mensch im eigenen Interesse schützen sollte, schädigen und die ihre Verfolgung für gerechtfertigt erachten, indem der Aberglaube und die Sagen, die diese interessanten Vertreter unseres gefiederten Volkes umgeben, sie als dä­monische, unglückverheissende Vögel erscheinen lassen. Ja, der Aberglaube ist ein gefährlicher Feind der Tierwelt, und Pflicht eines Jeden sollte es deshalb sein, nach dieser Richtung hin in jeder Weise aufklärend zu wirken, um den widersinnigen, von grosser Beschränkt­heit zeugenden Glauben an die sog. Totenvögel zu beseitigen. (Schluss folgt.)

Die Familie der Palmen.

Von A. Gerhard Ruschpier.

(Schluss.)

II.

Ihre Behandlung im Wintergarten und Zimmer.

ostbare Teppiche, Gardinen, Portieren, künstlerisch ausge­führte Möbel allein schaffen im Salon und Zimmer die Be­haglichkeit nicht. Dazu sind Pflanzen, vor allen Dingen Blattpflanzen und von diesen wieder an erster Stelle die Palmen berufen. Erstaunlich ist die