Illustrierte Wochenschrift für Tier= und Pflanzenfreunde

für Sammler und Liebhaber aller naturwissenschaftlichen Zweige. Organ des Verbandes der Aquarien- und Terrarien-Freunde und vieler anderen Vereine.

No. 26.

Sonntag, den 30. Juni 1901. j 3. Jahrgang.

Yucca.

Von A. Sliwa, Obergärlner.

Adamsnadel, Palmenlilie und Mondblume sind die deutschen, ganz romantisch klingenden Namen für diese Gattung. Alle Yucca sind bekanntlich immer­grün und auch ohne Blüte sehr dekora­tiv, wenn aber die stolze Blütenrispe in der Krone der schönen Pflanze er­scheint, sind sie ganz einzig in der Pflanzenwelt und die würdigsten Vertreter der herrlichen Liliengewächse.

Die pyramidale Blütenrispe erreicht eine Höhe von 2 m. Die Zweige sind schlank und reich mit ziemlich grossen, glockenförmigen, hängenden, wachsweis- sen Blumen behängt. Dieselben erblühen nach und nach und dehnen somit die Blütendauer auf lange Zeit aus. Die Früchte der meisten Yucca sind gross, länglich, eckig und hartschalig mit flei­schiger Masse angefüllt, in welcher die schwarzen Samen liegen, oder sie sind trocken ohne Pelze. Die Samen halten sich viele Jahre und keimen sehr leicht.

Einen hervorragend wirtschaftlichen Nutzen haben die Palmenlilien indes kaum. Fast alle liefern zähe Blattfasern, welche in der Heimat ganz besonders geschätzt weiden und zu Hängematten Verwendung finden.

Die Kultur der Yucca bereitet keiner­lei Schwierigkeiten. Alle stammlosen

Arten sind leicht durch Abtrennung der alljährlich erscheinenden Seitensprossen zu vermehren. Diese, meist schon mit Wurzeln versehen, pflanzt man in ent­sprechende Töpfe mit leichter, lehmunter­mischter Erde, nachdem man die Wunde durch Holzkohlenstaub vor Fäulnis ge­schützt hat; auf eine starke Scherben­unterlage ist besonders zu achten. Mässige Wärme, gleichmässige Feuchtigkeit, för­dern die jungen Pflanzen schnell und im folgenden Jahre pflanzt man dieselben ins freie Land. Die natürlichste und einfachste wie auch dankbarste Vermeh­rung bleibt indessen jene durch Samen. Sie liefert schöne Pflanzen, möglicher­weise interessante Formen.

Den grössten Wert haben die Yucca für den wärmeren Teil unseres Erdteils, wo sie in den Gärten niemals fehlen und in Gesellschaft von Agaven, Opun­tien etc. der Landschaft oft den bizarren, fremdartigen Charakter geben. Wo Eis und Schnee ihre Kultur im Winter im Freien unmöglich machen, da geben sie ungemein harte und schöne Dekorations­pflanzen für Zimmer und Korridore, Treppen u.s. w. Für das Zimmer und den Salon wähle man indes stets Arten mit weicheren, geschmeidigeren, mög­lichst zurückgeschlagenen Blättern, wie Yucca recurvata oder gloriosa, die auch