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lassen. Hierher gehören z. ]!. die Pilze und andere niederen Pflanzengruppen; der Anbau ver­schiedener Moosarten hat schon überaus gute Resultate erzielt.

Die Pilzart nun, welche in ökonomischer Be­ziehung den bedeutendsten Anteil in der Gärtnerei beanspruchen kann, ist der Champignon, Agaricus campestris; seine Kultur und seine Verwendung in der Haushaltung sind seit langer Zeit bekannt.

Hierzulande (in Dänemark, d. Ubers.) ist der Verbrauch dennoch ein ziemlich beschränkter; die Furcht vor Vergiftung beim Genuß »unechter« Pilze ist so allgemein, daß sie dem Anbau nicht geringe Schwierigkeiten in den Weg legt, und sie bewirkt, daß fast alle die vielen eßbaren und wohlschmeckenden Pilze (die auch wild in unseren Wäldern wachsen und namentlich in Mittel- und Süddeutschland als Nahrungsmittel verwendet werden) aus der dänischen Küche so gut wie verbannt sind.

Will man die Champignonzucht unter die für Zimmerkultur geeigneten Gegenstände einreihen, so muß man allerdings für das Mycel des Pilzes nach einem anderen Nährboden als dem gewöhn­lichen suchen oder aber den Anbau in den Keller oder einen ähnlichen, abseits gelegenen Ort ver­weisen.

Die gewöhnliche Art des Anbaues aber ist folgende:

In eine hölzerne Kiste (oder eine auf die Seite gelegte Zementtonne), die an einem dunklen und möglichst feuchten Ort untergebracht ist, wird eine 20 bis 25 cm dicke Lage möglichst frischen und strohfreien Pferdedüngers hineingebracht, gut festgeklopft und einige Male mit warmem Wasser angefeuchtet. Nach einiger Zeit wird Gärung eintreten, die sich durch Temperaturerhöhung be­merkbar macht. Wenn diese 20 bis 25 " C. er­reicht hat, wird die Pilzbrut, die man in Samen­handlungen erhält, und die teils lose, teils in Form von Torfsoden verkauft wird, eingebracht. In Abständen von etwa 10 cm macht man ebenfalls etwa 10 cm tiefe Löcher in den Dünger, legt in jedes Loch ein walnußgroßes Stück Brut und deckt mit Dünger wieder zu. Nach Verlauf von 3 bis 4 Wochen wird das Wurzelnetz des Pilzes, das Mycelium, die ganze Düngermasse durchzogen haben, und nun bringt man eine 5 bis 8 cm hohe Lage Erde auf, die man ebenfalls ziemlich fest­klopft und gleichmäßig feucht hält. 4 bis 5 Wochen muß man nun warten, bis die bekannten kleinen Pilzköpfe in dichten Kolonnen hervorschießen, zu­erst wie kleine weiße Kugeln, die dann allmählich oval werden; dann reißt der »Schleier«, welcher Hut und Stengel des Pilzes mit einander verbindet; letzterer hebt sich nun schlank und weiß empor, und die hellen bis schwach schokoladefarbenen Lamellen kommen zum Vorschein; gleichzeitig nimmt man den köstlichen Geruch wahr, der den echten Ghampignon kennzeichnet.

Eine solche Champignonkultur kann allemal da angelegt werden, wo man über die nötige Wärme verfügt. Kann man den Raum nicht er­wärmen, wie es gemeiniglich in den Kellern der Fall sein wird, so dürfen die Beete nur in den Frühlings- oder Sommermonaten angelegt werden, wenn sich die Lufttemperatur auf 12" C. und

darüber hält; es sind also Mai bis September die günstigsten Monate.

Wenn sich aber die Champignonzucht im Hause einbürgern soll, wäre es allerdings im höchsten Grade wünschenswert, daß man den Dünger durch einen anderen geeigneten Nährboden ersetzen könnte. Zunächst müßte man es mit langfaseriges Torfstreu versuchen. Indessen wird diese für sich allein die nötige Wärme nicht ent­wickeln, möglicherweise aber mit dem nopfenabfall aus den Brauereien, dem Wollabfnil der Spinnereien oder einem anderen schnell gärenden Abfall­produkt.

Diese Frage ist vorläufig neu und stellt für Versuche offen. Da diese weder schwer auszu­führen noch kostspielig sind, wohl aber interessante Resultate ergeben können und es zweifellos eine große Annehmlichkeit ist, wenn man frische Champignons vom eigenen Beet im eigenen Hause pilUcken kann, so seien diese Versuche den Ver­ehrern dieses pikanten, kleinen Pilzes angelegent­lichst empfohlen. *** **************** *

Sprechsaal.

Nochmals der Dohnenstieg.

Auf Seite 760 der »Nerthusc (1903) bringt Herr II, W. in dankenswerter Weise die Notiz einer [agdzeitung über den Krammetsvogclfang am Dohnenstieg zur Kenntnis der Nerthusleser. In diesem Aufsatz wird dem I)ohnenstieg das Wort geredet. Im Hinblick darauf, daß ich in meinen Mitteilungen über den »Thüringer Vogelfang sonst und jetzt« (Nr. 24, V. Jahrg. d. »Nerthusc) schon einmal flüchtig gegen den Dohnenstieg gesprochen habe, beziehe ich zum Teil jene Äußerungen auch auf mich und werde dazu nicht schweigen. Von vornherein bemerke ich, daß ich für die als Beweis herangezogene Statistik keinen Pfifferling gebe. Warum nicht, soll an dieser Stelle unerörtert blei­ben. Weiter bemerke ich, daß icli gegen den Kang der Kranimetsvögel überhaupt nichts sagen will, wenn ich ihm auch nicht gerade sympathisch gegenüberstehe, sondern nur gegen den Kang im I dohnenstieg.

Jene Notiz gibt zu, daß diese Fangmethode Tierquälerei ist, nieint aber kindlich naiv, daß ein an Hlinddarmentzündung sterbender Mensch ja auch einen qualvollen Tod erleide. Nun frage ich jeden recht und billig denkenden Menschen, ob dieser Umstand zur Tierquälerei berechtigt? In Schlachthäusern trifft m;m raffinierte Einrichtungen, durch welche die Tiere so schnell und schmerzlos als möglich getötet werden; die Justiz ist bemüht, den zum Tode verurteilten Verbrecher so schnell als möglich ins Jenseits zu befördern ; gegen das Schinden der Zugtiere nimmt man scharf Stellung eine Menge harmloser Vögel aber läßt man zu Tode zappeln, weil dieser und jener Mensch eines schmerzhaften Todes stirbt! Eine nette Logik! Ich meine, gerade deshalb sollte man bestrebt sein, jedem fühlenden Geschöpf solche Qualen zu er­sparen ! Der qualvolle Tod durch Krankheit läßt sich nicht ändern, auch hofft man bis zum letzten Atemzug auf liesserung wohl aber lassen sich die Qualen eines gewaltsamen Todes auf ein Mini­mum reduzieren, und es ist immerhin ein Unter-