Gesellschaft für Botanik zu Hamburg.
Sitzung vom 22. April 1886.
Vorsitzender: Herr Dr. med. Vogel.
Herr Dr. med. Eichelbaum demonstrirte ein überwintprtes, noch ganz frisches Exemplar von Ayaricus velut ip e s, welches scheinbar ein Hymenium superius zeigte, dessen Bildung aber auf Wachsthumsstörungen zurückzuführen ist; der Rand des jungen Hutes war bei seiner Entwicklung auf irgend einen hindernden Gegenstand — \v;ilirscheinlich wohl einen kleinen Ast — ge- stossen, die darunter liegenden Hymenial-Elemente hatten sich in Folge dessen nach oben umgestülpt und jenseits des Hindernisses hatte sich die Bucht des Hutfleisches wieder geschlossen.
Derselbe Vortragende legte Sphaena Sommeri nov. spec. vor, einen seltenen Schmarotzer der Myrica Guh, welcher, im Eppendorfer Moor aufgefunden, wie ein weicher Flaum die jungen Zweige mit einem 3—4 cm. breiten Gürtel umgiebt und in der äusseren Erscheinung gewissermassen an Epichloe typhina erinnert. Im Jahre 1884 fand der Vortragende nur Conidien, welche nach dem einfachsten Typus — durch Abschnürung an der Spitze der Hyphe — gebildet waren; im darauf folgenden Jahre wurden auch Perithecien beobachtet, denen jedoch die Schläuche fehlten, so dass die systematische Stellung des Filzes noch nicht vollständig gesichert ist. Die oben angegebene Benennung des Pilzes, welche zum Andenken an den zu früh verstorbenen Dr. S o in in e r erfolgt ist, muss daher als eine vorläufige betrachtet werden, bis weitere l'ntersuchungen den Sachverhalt klar gelegt haben werden.
Derselbe Vortragende zeigte Alkohol- und m i k r o s- k o p i s c h e P r a ep a r a t e einer bisher noch nicht beschriebenen Peziza vor, welche auf Pferdemist in einer Cultur der Sort/oria Jimicohi zufällig gewachsen war und sich ver- hältnissmässig rasch in den Tagen vom 24. Mai bis zum 5. Juni 1885 entwickelt hatte- Die erste mikroskopisch sichtbare Entwicklungsstufe stellt gelbliche Fleckchen dar, welche kaum die Grösse eines Stecknadelkopfes besitzen, aber schnell zur Grösse und äusseren Form von Bohnen heranwachsen. Anfangs noch krugförmig geschlossen, entblösst sich bald die weisse Hymenial- scheibe, und in diesem Zustande gleichen grössere Exemplare einer kleinen nackten gelblichen Schnecke. Die Asken sind relativ gross und enthalten durchweg acht hyaline Sporen mit Isabel. Der Pilz gehört zweifellos zur Gattung Peziza (im Sinne der älteren Autoren), nicht zu Asrobo/iis.