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auf dem Kudacher Hofe ein nahezu 100 Morgen großes arrondirtes Stück (Stoppelfeld, Kleeäcker und Wiesen) belegt und hier fiel der Versuch am aller­schlechtesten und bei der Größe des Versuchsfeldes auch durchaus eindeutig aus, denn bei der Revision fanden sich hier auf einem Stück von 4 Morgen, das unge­mein stark von Mäusen heimgesucht war und auf dem die Mauslöcher Tags zuvor zugeschlagen waren, 12 Tage nach dem Auslegen des Brodes, nur 7 todte Mäuse! Von einer Weiterverbreitung der Krankheit konnte, wie gesagt, nirgends etwas wahrgenommen werden und die Mäuse tummelten sich aus den belegten Feldern nach wie vor munter umher.

Bei den Versuchen in von Mäusen heimgesuchten Gebäuden wurde theils gar kein Erfolg erzielt, theils wurde, wie in den Postgebäuden in Freiburg und Kon­stanz und in der Malzfabrik Gengenbach, eine erhebliche Abnahme der Mäuse, an letzterem Ort erst nach mehr­maliger (56maliger) Anwendung von unverdünnten frischen Kulturen konstatirt. Da aber auch hier nur ganz vereinzelt todte und kranke Mäuse gefunden wurden, während doch die dem Mäusetyphus erliegenden Thiere außerhalb ihrer Löcher verenden sollen, so bleibt es immerhin sehr zweifelhaft, ob dem Bacillus ein wesentliches Verdienst an der Abnahme der Mäuse­plage zukommt.

Nach diesen Erfolgen wurde auf weitere An­fragen hin vorerst von der Verwendung des Löffler'- schen Mittels in größerem Maßstabe abgerathen und auch keine eigenen weiteren Versuche mehr angestellt. Wenn auch in der Folge in den landwirthschaftlichen Zeitungen von da und dort neben ungünstigen auch günstige Erfolge berichtet wurden, so muß doch das

Mittel bis dato als nichts weniger wie sicher wirkend und darum namentlich auch in Rücksicht auf die Kosten für den Landwirth als ungeeignet bezeichnet werden, so lange die Ursachen der Mißerfolge völlig in Dunkel gehüllt bleiben und so lange nur der etwaige primäre Erfolg allein in Frage kommt und eine seuchenartige Weiterverbreitung unterbleibt. Nach unseren Erfahrungen sind zum Belegen eines stark von Mäusen heimgesuchten Hektars etwa 15 Pfd. Brodwürfel erforderlich, die bereits einen Werth von etwa 1 M. 80 Pfg. repräsentiren. Dazu kommt, von den sehr erheblichen Kosten des käuflich zu beziehenden Typhusbacillus ganz abgesehen, noch das zeitraubende Schneiden des Brodes und das hier besonders mühsame Auslegen. Es liest sich ja sehr schön:Der Arbeiter geht auf das von den Mäusen befallene Feld und wirft einen Brodwürfel in jedes Loch." In Wirklichkeit läßt es sich gar nicht vermeiden, daß an Stelle des einen sehr oft mehrere genommen werden und daß ein sehr erheblicher Prozentsatz nicht in die Löcher oder wenigstens nicht tief genug hinein­kommt, da eine fortwährendes Bücken erforderliche Arbeit auf die Dauer begreiflicher Weise ungemein ermüdend wirkt. So wird in praxi stets ein mehr­faches derjenigen Brodmenge verbraucht werden, die sich bei theoretischer Rechnung als genügend erweist.

Nach diesen Erfahrungen erscheint uns das alte bewährte Verfahren von Saccharin Strychnin-Weizen oder Hafer noch immer als das beste, namentlich wenn es mit einem die sorgfältige Arbeit sehr erleichternden und möglichst sparsamen Verbrauch der Giftkörner ermöglichenden Legeapparat geschieht, wie z. B Wasmuth einen solchen konstruirt hat. Hierbei wird auch das Vergiften nützlicher Thiere thunlichst vermieden.

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