Beiblatt zu den Botanischen Jahrbüchern. Nr. 115.

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er das Heiligtum der H. Rosalia birgt, nicht eine einzige wilde Rose. Zahlreichere Rosen brachten dagegen die Exkursionen in die höhergelegenen Landschaften, nach Ficuzza und in die Nebroden. Die außergewöhnliche Armut der untersten Region um Palermo dürfte, zum Teil wenigstens, der Kultur zuzuschreiben sein.

Sehr rosenreich ist die Umgebung von Ficuzza, was ich bereits aus der Rosssehen Sammlung entnommen hatte. Ausgedehnte, im Besitz des Staates befindliche zum Teil schöne Waldbestände von sehr mannigfaltiger Zusammensetzung dehnen sich in einer Seehöhe von ca. 600900 m im Umfang von mehreren tausend Hektaren über das bergige Vorland und die unteren Abhänge am Nordfuß der 1615 m hohen Rocca Busambra aus. Sie bestehen namentlich aus Eichen, sommergrünen wie immergrünen [Qu. suber soll in ca. 20 000 Stämmen vertreten sein; zwei schwächere Stämme des vermutlichen Bastardes suber X cerris wurden mir gezeigt), Eschen, Ulmen, Ahorn usw. und unter den mannigfaltigen Gebüschen des Unter­holzes treten an lichten Stellen und Wegrändern nicht wenige Rosen­sträucher hervor. Neben seltenerer R. sempervirens fast alles canina- und dumetorum-Formen, zum Teil in mächtigen Exemplaren. Vereinzelt zeigen sich kleinblätterige, dünne und schmächtige Individuen, Vertreter der R. Pouzini Tratl, von welcher nach dem Urteil Crepins in Lojaconos Flora Sicula und nach mündlicher Angabe Lojaconos bisher in Sizilien keine sicheren Exemplare gefunden worden waren. Freilich bis in alle feinsten Einzelheiten vollkommen übereinstimmend mit der sog. typischen Form der Riviera sind sie nicht, sie müssen aber, wenn man R. Pouzirii als besondere »Art« aufrecht halten will, zu ihr gerechnet werden.

Eine von Herrn Konservator Dr. Hermann Ross seinerzeit bei Ficuzza gesammelte interessante Rose der tomerefefc-Gruppe, nach der ich suchte, fand ich leider nicht. Ich hatte sie in der Ross sehen Sammlung als R. tomentella Lern. var. Rossü bezeichnet und werde am Schlüsse ihre genaue Diagnose geben.

Etwas höher aufwärts, an den Abhängen der Busambra unterhalb des mächtigen Nordabsturzes, bleibt der Charakter der Rosenvegetation, soweit ich gesehen habe, der gleiche, die Sträucher werden nur seltener und verschwinden dann. Auf der kahlen felsigen Gipfelschneide selbst aber tritt dafür eine der interessantesten Gebirgsrosen der östlichen Mittelmeer­länder, R. glutinosa Sibth. et Sm., in ziemlicher Menge auf. Sie findet sich in drei gesonderten, ziemlich ausgedehnten Kolonien, und zwar auf einer flach muldenartigen kleinen Hochfläche östlich der höchsten Erhebung des west-üstlich lang hingestreckten Felskammes, der von Norden gesehen an das Bild der Benedikten wand in unseren Voralpen erinnert.

Die niedrigen Sträucher mit purpurnen Knospen und geöffnet ziemlich blaßrosa gefärbten kleinen Blüten erheben sich in dem südwestlichen etwas höher gelegen und trackneren Teil der Mulde nur ca. 2535 cm über den