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steigt sie allmählich an, wird aber immer steiler, je höher man hinauf kommt. Im obersten Teile stehen überall die Felsen noch zu Tage. Gegenüber der „Zastlerwand", durch das „Zastlerloch" getrennt, liegt das „Schmaleck" oder der „Baldenwegerbuck" (1463 m). Auf der Ostseite, von der „Zastlerhütte" aus, fällt ebenfalls ein steiler, felsiger Abhang gegen das „Zastlerloch" hin ab. Wir haben also einen Kessel, der von 3 Seiten von hohen Bergzügen eingerahmt ist und der im „Zastlerloch'', gegen Westen zu, seinen Ausgang hat.
Das Gebiet das wir betrachten wollen, hat wegen der hohen Lage von 1100—1500 m Höhe in der Gestaltung, wie in der Vegetation, speciell in der Moosflora, einen unverkennbaren Hochgebirgs- charakter. Bevor ich auf die Schilderung der Moosvegetation näher eingehe, dürften einige skizzierende Bemerkungen übet die Phane- rogamen- und Gefässkryptogamenflora von Interesse sein.
Im obersten Teile des Zastlerthaies, in dem Walddobel bei ca 850 m und weiter unten stehen am Bachrande 15 Stöcke des seltenen Aspidium Braunii Spen., von dem ich im St. Wilhel- merthale, in der Schlucht von der „Gfällmatte" nach dem „Schneebergerhof" auch 2 Stöcke auffand, während der bisher bekannte St. Wilhelmer Standort ausgerodet ist. Der Originalstandort dieses Farnes ist bekanntlich am Hirschsprung im Höllenthale. Ausser an den hier bekannten Plätzen, sah ich auch noch mehrere Stöcke von enormer Grösse 1 in einem bis jetzt unzugänglichen Kamine, wo sie den allzu eifrigen Sammlern eher entkommen können.
So wie die Moose, die ich nachher erwähnen werde, oft über 600 m in verticaler Richtung hinabwandern, habe ich es auch bei Aplenium viride Hud. beobachtet. Lange Zeit war nur ein Stock dieser Pflanze aus dem „Zastlerloch" bekannt (unterhalb der „Zastlerhütte") später dann entdeckten Herzog und ich diesen für unser Urgesteingebirge seltenen Farn an einer Felswand neben dem Bache in grosser Menge — ich glaube etwa 40 Stöcke gezählt zu haben. — Dieser reichliche Standort mag 1180 m hoch liegen. In neuerer Zeit fand ich nun den Farn noch weiter unten am Zastlerbache bei ca 730 m, an Felsen bevor der Bach aus dem Walde herauskommt. Hier waren es aber nur noch 10 Stöcke.
1 Als ich den Standort am Hirschsprung wieder auffand, sammelte ich "Wedel von 80—90 cm Länge. In neuester Zeit sucht man hier vergeblich nach solchen Exemplaren.
