Der Lehrmeister im Garten und Kleintierhos

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Um schwere Fettgänse oder solche mit großen Lebern zu erhalten, wird leider die Quälerei angewandt: uns liegt es doch aber nur an voll­fleischigen Bratgänsen, und diese gedeihen am besten im Mastraum bei freier Bewegung. M.

Bienenzucht.

Eine gefährliche Bienenkrankheit ist wegen ihres Ursprungsgebiets mit dem Namen Jsle of Wight-Krankheit belegt worden. Sie ist jetzt von dieser Insel an der Südküste Englands weiter gewandert, vorläufig scheinbar allerdings nur nach England selbst. Immerhin ist es stets bedenklich, wenn eine bisher beschränkt gewesene Tier- oder Pflanzenkrankheit zu wandern be­ginnt und es erscheint daher zweckmäßig, die Warnung, die von der englischen Landwirt- schaftsbehörde an alle Bienenwirte erlassen worden ist, bekannt zu geben. Diese Vorsicht wird freilich manchem übertrieben oder verfrüht dünken. Man soll sich aber nur daran erinnern, daß schon ein Jahr, nachdem eine derartige Warnung mit Bezug auf das Auftreten des Stachelbeermehltaues in Irland von den deut- schen . Zeitungen ausgenommen worden war, der die Krankheit verursachende Pilz und damit diese für die Stachelbeersträucher vernichtende Krankheit selbst in Deutschland erschien. Run besteht allerdings manche Verschiedenheit in der Verbreitung von Tier- und Pflanzenkrankheiten. Es ist aber bereits festgestellt worden, daß jene Bienenkrankheit durch Bazillen erregt wird, und damit ist selbstverständlich eine ziemlich un­beschränkte und schnelle Verbreitung möglich. Übrigens ist nach dem Bericht, der über diese Bienenkrankheit im Journal der englischen Landwirtschaftsbehörde veröffentlicht worden ist, dieser Bazillus merkwürdigerweise dem der Pest außerordentlich ähnlich. Ein Mittel zu seiner Vernichtung ist bisher nicht gesunden worden, so daß die schwerste Gefahr für die Bienenbestände durch ihn entsteht. Schutz kann allein davon erwartet werden, daß eine Ver­breitung der Krankheit verhütet wird. Hoffent­lich wird man dieser Forderung in England gerecht, damit nicht eines Tages der Bazillus auch den Bienenbeständen des Festlandes einen Besuch abstattet. Die Bienen leiden bei uns schon jetzt an einer ganzen Reihe von Krank­heiten, und die Bienenwirte würden es nicht gerne sehen, wenn zu der Fanlbrnt, der Bienen- rnhr und den übrigen Leiden ihrer Pfleglinge noch ein neues hinzutritt. I)r. T.

Welches ist die beste Holzart zur An­fertigung der Bienenlvohnuugen? Das British Bee Journal hat verschiedene Artikel über diesen für die Imker so wichtigen Gegenstand veröffent­licht, aus denen wir den Schluß ziehen können, daß das Holz der Rottanne das am besten ge­eignete zu diesein Zweck ist, weil es sich lange Jahre in gutem Zustande erhält. Will der Imker sich noch der kleinen Mühe unterziehen, es mit Knrbonyl zu bestreichen, so ist seine Halt­barkeit so gut wie die des Eichenholzes. Will jemand diese Operation bewerkstelligen, so läßt er die Dielen in der gewünschten Länge schneiden und bedeckt sie ganz mit Knrbonyl, läßt sie ivährend etiva acht Tagen trocknen und nachdem dieser Stoff die Dielen gut durchdrungen hat, läßt er die Bienenwohnungen anfertigen, denen er äußerlich noch eilte Lage Karbonyl gibt. Dennler.

Kleinere Baus»5äugetiere.

Kalkmangel in der Nahrung der Ziegen ist oftmals Ursache von Knvchenweiche. Für die Knochen ist die Zufuhr von Kalk von größter Bedeutung, da sie dadurch erst die genügende Festigkeit erreichen. Hauptsächlich wird die Kalkarmut des Bodens und des Futters be­schuldigt, den Ausbruch der Krankheit hervorzn- rusen, ferner anhaltende Dürre im Sommer, die ein weniger nahrhaftes Futter erzeugt, des­gleichen feuchte, kellerartige und zugige Räume, namentlich in der Nähe der Senkgruben, bei gleichzeitiger schlechter Ernährung der Tiere

Hier ist vor allem ein Futterwechsel er­forderlich. Die Verabreichung von Kleeheu, Schrot, Ölkuchen in geringer Menge, sowie ein

Wechsel des Trinkwassers sind dringend zu empfehlen. Man gebe zwei bis dreimal täglich 10 bis 20 Tropfen gereinigte Salzsäure, gut'mit einer Tasse Wasser geschüttelt: ferner entweder auf jedes Futter einen Teelöffel präpariertes Knochenmehl oder phosphorsanren Kalk in gleicher Menge. , 6kl.

Hafer kann für Kaninchen als bestbewährte Körnerfütterung verwendet werden, jedoch ist es falsch, wenn der Züchter den Tieren zu reichlich oder ausschließlich Hafer verabreicht, da er bekanntlich ein Kraftfutter ist. Der Züchter sollte deshalb Hafer nur in geringen Mengen geben und darauf achten, daß die Kaninchen nicht nur die Kerne nehmen und die äußeren Schalen liegen lassen. Im letzteren Falle setze er mit der Haferfütterung einige Zeit aus. Säugende Häsinnen und Rammler, die stark in Anspruch genommen werden, dürfen reichlichere Por­tionen erhalten. Dagegen sollen Weizen, .Gerste und Mais weniger als Nahrung für Kaninchen, zumal für Zuchttiere, verwendet' iverden, weil sie zu fettbildend wirken; überdies werden sie auch nicht sonderlich gern von den Tieren ge­nommen. 6. m!

Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.

Wir bitten «nlere geschätzten Leser bon dieser Rubrik zum Nutzen der RIlgenicinheltanSgiebIgen Gebrauch z« mache».

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Rhabarbcrspinat ist nicht giftig. Bezug­nehmend auf die in Rr. 29 desLehrmeister" in der RubrikMeinungsaustausch" enthaltenen Be­merkungen zur Frage der etwaigen Giftigkeit der Rhabarberblütter, kann ich dem Herrn Einsender im ganzen und großen nur Recht geben. Seit mehr wie 30 Jahren ist mir aus eigener Erfahrung die Verwendbarkeit dieser Blätter als Spinat- gcmüse bekannt. Ganz besonders konnten wir uns wieder im Frühling des laufenden Jahres davon überzeugen. Der ungünstige Nachlvinter hatte unseren Spinatbeeten arg zugesetzt, und irgendwelches Frühgemüse war im Städtchen nicht zu haben, weder für Geld noch für gute Worte. Da half uns fünf bis sechsmal der Rhabarberspinat aus der 9Jut. Ich gebe gern zu, daß ich den echten Gartenspinat vorziehe, doch gut zubereitet sind auch die Rhabarberblätter nicht zu verachten. Mau schneide nur möglichst die stärkeren Rippen heraus und verfahre dann wie üblich. Das abgckvchte und scingewiegte Ge­müse lvird mit in Butter angedünsteten, fein ge­hackten Zwiebeln, Salz und den anderen ge­bräuchlichen Zutaten weich geschmort. Eine Bei­gabe von süßem Rahm macht das Gericht be­sonders schmackhaft. Wir haben niemals irgend­welche unangenehmen Folgen nach dem Genüsse desselben wahrgenommen, lind warum sollten sie anftreten? Die Oxalsäure ist in den Blättern des Rhabarber in Iveit geringerem Maße vor­handen als in den köstlichen Stielen, weit weniger auch als z. B. in den verschiedenen Sauer- ampferarten, die doch viel als Gemüse verlveudet werden. Beseitigt man übrigens ans den Blättern die stärkeren Rippen, so ist das aus jenen zube­reitete Gemüse kaum noch sauer schmeckend zu nennen. Der Vermutung, daß irgendein minera­lischer Dünger den Rhabarberblättern die zu Er­krankungsfällen führenden schädlichen Eigen­schaften verliehen habe, möchte ich nicht bei­pflichten. Ich glaube nicht, daß so etwas jemals mit Sicherheit bei irgendeinem Gewächs fest­gestellt worden ist. Was sollte das für ein Dünger sein, und in tvelch großen Mengen müßte er sich in den Blättern angefammelt haben, um giftig wirken zu können? Wenn überhaupt die in der Zeitung besprochenen Vergiftungserscheinnugen mit dem Rhabarberspinat zu tun haben, könnten sie vielleicht auf eine Zuhereitung in Messing- vder Kupfcrgeschirr zurückznführen sein oder auf andere Zufälligkeiten. Dr. v. Freyhvld.

Kleintierarzt

«Ne Anfragen üver Ticrkrankheitcn, sowie die ,»r Lektion bestimmten, gut verbackten Tier-Kadaver sind nebst einem KrankheitSbcricht Porto- und bestellgeld- frei zu senden an Herrn Tierarzt vr. Kurt Roth In BrcSlau, Gartenstrahe 58. Riit Sektionen sind 1 Mark »nd 15 Pfg. Bestellgeld in bar bczw. in Marken beizusügcn, desgleichen I Mark, sofern umgehende brirf- iche Auskunft gewünscht wird. Andernfalls erscheint der Bericht sobald als mSglich im Lehrmeister.

Berichte:

142. Grasmücke mit Bauchfellentzündung

[Leopoldine Ch. in A.]. Die Sektion der über­sandten Gnrtengrasmücke Sie hatten also richtig geurteilt ergab als Todesursache eine Darm- und Bauchfellentzündung mit Ver­wachsungen der Leber und des Dünndarmes. So viele Krankheiten auf einmal würde nicht einmal ein Elefant vertragen, geschweige denn eine ganz kleine Grasmücke, was Ihnen zum Tröste dienen mag, die Sie sich des Findlings im Garten in so liebevoller Weise angenommen haben.

143. Wunde bei einem Papagei j Rechts­anwalt Dr. R. Z. in Dr.]. Die offene Wunde bei dem Graupapagei infolge der ausgerissenen Schweiffedern kann nie verheilen, wenn der Vogel beständig an ihr herumnagt. Zuerst muß der Juckreiz, der von der Wunde ausgeht, gemildert werden. Zu diesem Zwecke sollen die Federn in der Nachbarschaft der Wunde möglichst kurz abgeschnitten werden. Hierauf ist die Wunde mit lauwarmem Kamillentee zu reinigen, gut trocken zu machen und dann mit Dermatolstreupulver einzupudern. Ferner ist die Diät insofern zu regeln, als Futtermittel, die Diarrhöe erzeugen könnten, zu vermeiden sind, z. B. frisches Obst, Kaffee, gesalzenes Fleisch, Semmel nsw. Dafür sind Schleim­suppen von Reis, Gerste, Hafer nsw. ratsamer.

144. Hund mit nackten HantsteNen [Edwin Gr. in P.]. Frei aus dem Handgelenk, ohne ein­gehende mikroskopische Untersuchung der be­obachteten kleinen Grinde, läßt es . sich nicht sagen, ob der Schäferhund irgendeine Räude hat oder nicht. Sie müssen schon einige Borken mit dem scharfen Messer abkrahen und zwischen angefeuchtet« Löschblattfragmente legen und mir zur Untersuchung einsenden. Dann könne» >vir über Diagnose und Behandlung weiter reden.

>45. Barsoi mit Haarlingen [Josef W. in Wien], Meinen besten Dank für die An­erkennung ! Der geschilderte Zustand der Atmungsorgane deutet auf A st h m a hin, was eine organische Veränderung des Lungen- gclvebes darstellt, die leider unheilbar ist.

Die übersandten Tierchen sind, >vie der mikroskopische Befund ergab, sogenannte Haar­linge, Trichodeetes, genannt. Es sind den Läusen ähnliche Hautschmarotzer, ivelche ausschließlid, in den Epidcrmisschuppen und Haaren parasitieren. Dieselben vernrsnckien einen mehr oder weniger starken Juckreiz mit verwahrlostem, struppigem und verfilztem Haar­kleide.

Das wirksamste Gegenmittel ist die graue Salbe, welche am besten drei Tage hinter­einander kirschengroß im Genick unter das Halsband gerieben werden muß. Außerdem ist der Hund täglich einmal in warmem 2st[> i g e n Kreolin wass er gründlich zu baden. Zur vollkommenen Ausrottung soll die folgenden Tage der ganze Hund mit echte m, frischem, persischem Insekten­pulver tüchtig eingepudert werden.

146. Hühnerfedern mit Milben [D. H. in T.]. Es handelt sich bei den übersandten Federn, die zur allgemeinen Orientierung ab­gezeichnet Warden sind, um die Federspnl- milben, welche in den Kielen der Flügel­und Schwanzfedern der Hühner, Puten, Tauben