der Schles. Gesellscliaft für vaterl. Cultur.

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Die zehnte Wanderversammlung der botanischen Section der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur

fand am 4. Juli zu Trachenberg resp. in dem Fürstlich Hatzfeldl'schen Jagdschlösse Nesigode bei Trachenberg statt. Nach dem Eintreffen der ersten Eisenbahnzüge aus Breslau und Posen wurden die zahlreich erschienenen Freunde der Botanik in einer stattlichen Wagenreihe nach dem Jagdschloss Nesigode gebracht. Die 1'/ 2 stündige Fahrt durch die herrlichen Waldungen auf staubfreier Strasse bot bei dem regenfrischen und dabei warmen Wetter einen erquickenden Naturgenuss. Bei der Ankunft in Nesigode wurde den Botanikern seitens des Grundherrn, Sr. Durchlaucht des Fürsten von Hatzfeldt, der freundlichste Empfang. Die Gäste wurden von dem Fürstlich Hatzfeldt'schen Oberforstmeister und Cameral-Director Weisswange in herzlicher Ansprache im Namen des Fürsten willkommen geheissen. Se. Durchlaucht der Fürst Hatzfeldt hatte sich selbst zur Begrüssung der Gäste eingefunden und Hess denselben die liebenswürdigste Aufnahme zu Theil werden. Bei dem opulenten Frühstück, bei welchem die Botaniker des Fürsten Gäste waren, brachte der Präses der schlesischen Gesellschaft, Geh. Medicinal- Rath Göppert, einen Toast auf Se. Durchlaucht den Fürsten von Hatzfeldt aus, den Letzterer mit einem Hoch auf Geh. Rath Göppert erwiederte.

Die wissenschaftliche Sitzung wurde im Freien auf einem dicht am Jagdschloss liegenden, von mächtigen Buchen eingerahmten und um­schatteten Platze abgehalten und von Geh. Rath Göppert eröffnet. Fürst Hatzfeldt führte dabei den Vorsitz, während als Beisitzer Ober­forstmeister Weisswange, Geh. Rath Römer, Apotheker Fritze- Rybnik, Professor Körb er, Professor Stenzel, Forstmeister Guse und Geh. Medicinal-Rath Professor Dr. Häser fungirten.

Zunächst sprach Geh. Rath Göppert über die Araceen, deren neueste Bearbeitung durch Professor Dr. Engler in Kiel durch ihre Aufnahme in den Prodromus von de Candolle eine massgebende Be­deutung erlangt hat, insbesondere über die grössten Aroideen unserer Gärten, die ostasiatische Gattung Amorphophallus , welche sich durch kolossale Formen ihrer Wurzelknollen, Stengel und BTüthen auszeichnet. Die eine Art derselben, Amorphophallus Rivieri, welche von Durieu deMaison- neuve 1861 aus Siam verbreitet wurde, entwickelte sich hier im bota­nischen Garten schon zu wiederholten Malen zu 2 m Kolbenlänge bei 1 y 2 m Blüthenlänge und fast 2 m Höhe des palmenwedelähnlichen Blattes. Doppelt an Grösse aller Theile übertrifft ihn der vor 3 Jahren von Beccari auf Ost-Sumatra entdeckte A. (Conophallusj Titanum.

Die ersten Mittheilungen Beccarfs über die enormen Grössen-Ver­hältnisse des Amorphophallus Titanum begegneten selbst in Fachkreisen