der Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur.
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bei den ersten Versuchen aus der Luft stammten, und sich nur langsam vermehrten, bei der Sakefabrication jedoch bereits in dem als Mutterhefe verwendeten Reisbrei enthalten sind, mit dem Aspergillus aber nicht zusammenhängen. Die Hefe des Reisweines verträgt einen höheren Procentsatz von Alcohol als die gewöhnliche Weinhefe; der japanische Sake soll bis 20 pCt. Alcohol enthalten.
Ein anderes durch Aspergillus Oryzae erzeugtes Gährungsproduct ist die bekannte Sojasauce. Auch diese wurde in unserem Institut durch Herrn Shinkizi Nagai nach japanischer Methode dargestellt. Sie wird aus der neuerdings auch bei uns cultivirten Sojabohne (Dolichos Soja) bereitet, die sich von unseren Bohnen durch einen sehr geringen Gehalt von Stärkemehl bei sehr reichlichem Fett und Käsestoff (Legumin, Pflanzen- kasei'n) unterscheidet; in der That liefert die Sojabohne den Japanern ihren Käse. Bei der Bereitung der Sojasauce wurden die weichgekochten Sojabohnen mit gerösteten Gerstenkörnern (Graupen) gemengt, dann mit Mehl von gerösteter Gerste bestreut und schliesslich mit dem gelben Sporenstaube des Reisschimmelpilzes in dicker Wolke besät. Das bei 30 Grad sich entwickelnde Mycel spinnt auch hier die Soja und die Gerste zu einer weissfilzigen Masse zusammen und fruetificirt nach 4 Tagen, alsdann wird die ganze Masse in eine 16procentige Kochsalzlösung gebracht und mit dem Quirl zu einem dicken Brei zerrieben. In der concentrirten Salzlösung stirbt der Reisschimmelpilz sofort ab-, dafür entwickelt sich bei 22 Grad in dem Brei ein Pilz, der, bisher nur aus der Sauerkrautgährung bekannt, als Chalara bezeichnet wird; es sind lang gegliederte, dichotom verzweigte Hyphen. die an den Scheidewänden hefeartige Sprossen hervortreiben. Unter dem Einflüsse der Chalara tritt eine Fermentation ein, Uber die nichts weiteres bekannt ist; wenn diese vorüber, trennt sich eine dunkelbraune, im Geschmack an concentrirte Fleischbrühe erinnernde Flüssigkeit von dem Rückstände, welcher die Chalara und die Reste der Soja und der Gerste enthält. Ausführliche Darstellung der Gährungsvorgänge soll anderswo erfolgen.
Prof. F. Cohn demonstrirt neue Modelle, zu der von R. Brendel- Berlin, Kurfürstendamm Nr. 101, herausgegebenen Sammlung botanischer Modelle gehörig. Sie stellen die Entwickelung der Bacterien und Hefepilze dar; ein in sehr grossem Massstabe hergestelltes zerlegbares Modell veranschaulicht den Bau des Roggenkorns in überaus instruetiver Weise. Diese Modelle sind nach den Angaben des Herrn Dr. Eidam angefertigt.
Herr Kgl. Garten-Inspeetor Berthold Stein zeigt Sedum rubens, das Mattuschka 1776 an der Lehne der Riesenkoppe, Mitternachtsseite, unter dem Namen Klein-Immergrün erwähnt, Hanke 1796 am Altvater- und Riesengebirge an mehreren Orten fand; Wimmer bezeichnet es als