Mrnat
Nr. 11.
Vktobrr.
Der erfahrene Aührer
im Haus- nul» Blumengarten.
Mollatoschrift, herausgcgeben unter Mitwirkung vieler Garten- und Blumenfreunde von M. Laechlold, Gärtner in Andelfingcn (Zürich).
(Alle Rechte Vorbehalten.)
AbonnemcntSPrcl» : Jährlich 2 Frkn. — FLr's Ausland mit Portozuschlag.
Anhalt de» XI. Kefles: Ter Herbst — Tie Ueberwinterung der Gemüse. - Tie Baumfrevler und Obstdiebe stnd dreifache Verbrecher. — Ter Gartenbau und seine Stellung zu den verschiedenen Künsten und Berufsartcn (Forti.». — lieber die Verwendung der Tomaten oder Liebesäpfel. - Grüne G Müschen im Winter — K.eine Mittheilungen. — Fragen und deren Beantwortung. — Monatskalcnder (Oktober).
Der Keröst.
Nichts ist wohl bezeichnender für die Eigenthümlichkeit der menschlichen Beurthcilung, als die Art und Weise, wie Frühling und Sommer, Herbst und Winter aufgefaßt werden. Kaum fängt der Schnee zu schmelzeu an, so jauchzt Alles der „schönen Jahreszeit" entgegen — in allen Tonarten wird der „holde Lenz" besungen und unzählige Lieder loben mit Begeisterung den Freudenmonat und „Wonnemonat" Mai, während des Scvtembers oder Oktobers meines Wissens in keinem Liede gedacht wird und höchstens da und dort in einem Liede gejammert wird, daß der Sommer vorbei und der Winter im Anzuge sei. In welch' grellem Kontrast stehen diese Klagelieder zu jenen Frühlingshymnen und wie auffallend muß diese Unterschätzung wirklicher Verdienste und andererseits noch unverdiente Lobeserhebung jedem Unbefangenen erscheinen. Aber eben, so geht es auf der Welt — ein hübsches Mädchen wird bewundert, belobt und besungen, wenn auch sein ganzes Verdienst einstweilen nur darin besteht, gefällig und hübsch zu sein, während man manch' wackere und verdienstvolle Hausfrau kaum beachtet und nicht bedenkt, daß sie einem Baume gleicht, der nun voller Früchte dasteht und der also nicht nur redlich geblüht, sondern auch die erwarteten Früchte gezeitigt hat. So geht es auch diesem Herbst; man nimmt nun ziemlich gleichgültig seine Früchte entgegen und war doch im Frühjahr so sehr begeistert, als „die Knospe Wunder noch versprach". Jetzt sollte man sich doch rechtschaffen freuen, nachdem das Jahr gewiß mehr erfüllt, als es im Frühling versprochen hatte, und die Dichter sollten sich beeilen, nun auch dem schönen und verdienstvollen Herbst ein Lied anzustimmen.