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das, geläutert und erweitert, sich nun dehnt und sich sehnt nach langem Rath auf die That! Noch diesen Kuß — und Gott zum Gruß. Ihr lieben Engelchen, habt Dank für eure Ermunterung! Es ist dem Menschen so sehr Bedürfniß, auch etwa ermuntert zu werden, und wem es an sonstiger Ermunterung fehlt, der nimmt sie so gerne von den lieben Blumen an. Sprechen sie ja auch sonst so deutlich und laut zu jedem fühlenden Menschenherzen und im schönen Frühling ist das menschliche Herz ohnehin sehr empfänglich. Neigt sich ja der scheinbar Gleichgültige im Frühling zu einem einfachen Blümchen herunter, pflückt es und trägt es sorgfältig am Busen, wie könnte vollends der für alles Ideale Empfängliche sein Ohr dem sanften Geflüster seiner Lieblinge verschließen. Lieben wir sie d'rum, diese Friedenskinder, pflanzen wir sie, wie Göthe es gethan, mit allen Würzelchen in unser Gärtchen, schützen wir sie, pflegen wir sie und sie werden uns täglich mehr Freude bereiten.
II.
Wer kennt sie nicht, diese Frühlingsblumen alle, die lustigen Gänseblümchen oder Tausendschön, die sanften Veilchen und die muth- willig nickenden Primeln, die sinnigen Denke-mein und lieben Vergißmeinnicht, die von Ueppigkeit strotzenden Silenen und die mit ihren schönen blauen Augen so freundlich uns anblickenden Je-länger-je-lieber, die nun frisch aus üppigem Grün emporsprießenden Mimulus oder Wunderblümchen und wie sie alle heißen, die Anemonen, Leberblümchen, Ranunkeln und Scilla, Tulpen und Hyacinthen, Tazetten und Narzissen, Kaiserkron und Rittersporn, Helleborn und Cardaminen, Pulmonar. und Cynoclossis, kurz, die ganze Legion — wer sie liebt, der kennt sie schon. Jede dieser Blumen hat ihre Freunde und spricht zu ihnen auf ihre Art. Die einen plaudern fröhlich wie mit alten Bekannten, während die andern, etwas vornehmer, nur leicht zunicken — Jeder findet die seinem Geschmacke zusagenden. Am meisten sprechen uns aber die erstgenannten Blümchen an und ihrer herzgewinnenden Freundlichkeit kann Niemand widerstehen. Wir wollen daher etwas länger bei ihnen verweilen und recht intime Bekanntschaft mit ihnen machen.
III.
Die Bellis oder Liebblümchen, welche wir unter dem jovialen Namen „Gänseblümchen" angeführt haben, heißen auch Tausendschön und Maßliebchen, tragen aber noch alle schönen und bezeichnenden Namen, welche wir auf Seite 55 unserer Monatsschrift angeführt haben. Die wunderhübschen Sorten alle (der „Führer" hat deren selbst 15 verschiedene aus Samen erzogen) stammen ohne Ausnahme von dem wildwachsenden Margritli oder Bellis perennis, wie es die