Monat
Nr. 7. Juni.
Der erfahrene Äußrer
im Haus- und Kl »meng arten.
II. Jahrgang. — 1886.
Mivatrschrist, herausgegebm unter Mitwirkung vieler Garten- und Blumenfreunde von M. Kaechtold, Gärtner in Andelfingen (Zürich).
(Alle Rechte Vorbehalten.)
z»<m«ement»pr«Is: Jährlich 2 Frkn. — Für's Ausland mit Portozuschlag.
Inhalt des VH. Kcftes: Welche Vortheile bietet der Gartenbau gegenüber der Landwirth- schaft? — Was beginnen nach dem schrecklichen Friihlingsfrost? — Erwerbsquellen sitr kleinere Landbesitzer. — Was können wir nach dem Alles vernichtenden Spätfrost noch in den Gärten pflanzen? — Tie Anpflanzung des Gartens im Sommer. — Rundschau in den Gärten. — Mittheilungen. - Fragen und deren Beantwortung. — Monats- kalender (Juni).
Welche Wortheile bietet der Gartenbau gegenüber der Landwirts) schaft?
Wenn wir einen Blick in die landwirthschaftliche Statistik werfen und dieselbe mit den Zolltabellen vergleichen, so treten uns zwei That- sachen vor die Augen, welche geeignet sind, auch den konservativsten Oekonom aus seinem Schlafe aufzurütteln und anzuspornen zu energischerem Eingreifen in sein eigenes und des Landes Geschick. Man sagt: „Zahlen reden", und in der Thal reden auch die einfachsten todten Zahlen eine gar beredte Sprache. Die Zahlen der Zolltabellen und landwirthschaftlichen Statistik sagen uns z. B. klar und deutlich, daß wir unfern Bedarf an Getreide nicht blos n i e decken können, sondern daß es uns nie möglich wäre, Getreide zu dem Preise zu liefern, um welchen es aus dem Auslande bezogen werden kann. — Ganz anders beim Gemüse z. B. Da wäre es uns möglich, unfern ganzen Bedarf nicht blos vollständig zu decken, sondern über denselben hinaus mit schönem Gewinn noch an's Ausland abzugeben zu dem Preise, um welchen wir solches von dort beziehen. Wie groß ist nun unser Bedarf an Gemüse? Man sollte meinen, nicht so bedeutend, wenn man nur so auf's Hörensagen geht; nimmt man aber das „Volkswirthschafts-Lexikon der Schweiz" in die Hand, so sagen uns dort die todten Zahlen, daß die Schweiz alljährlich circa 2,561,500 q. Gemüse im Werthe von ca. 83,966,900 Fr. bedarf! Reden diese Zahlen nicht eine sehr beredte Sprache? Bekanntlich gedeihen nun die Gemüse, welche wir nothwendig bedürfen, sehr gut in der Schweiz; denn wir liefern thatsächlich an obigen Bedarf weitaus den größten Theil selbst, d. h. aus unserem eigenen Land, führen auch etwa 1737 q. aus; jedoch beziehen wir noch für so kolossale