Nr. 8

'August

Der erfahrene Jührer

im Uuns- und Wlnmengarken.

Redaktor: AI. Laechtold, Gärtner j Vertag von (Orcll fiiljli & Co. in 21 it b e £ f i n (j e 11 . * in Znri d).

Es erscheint monatlich eine Aummer.

Weöer die Behandlung der Höstöäume.

Kaum ist über ein anderes Gebiet in landwirthschaftlichen und anderen Blättern so viel Unrichtiges geschrieben worden, als über die Behandlung der Obstbäume; die Rezepte, welche hierüber schon ver­schrieben und die Mittel alle, welche schon angerathen worden sind, wären ganz geeignet, unsere Bäume vollständig zu ruiniren. Der uns zugemcssene Raum würde nicht reichen, jene Mittel alle nur zu nennen, geschweige denn ihre Anwendung zu beschreiben und wollen wir dcßhalb nur die gefährlichsten hier anführen und vor deren An­wendung warnen. Wir stützen uns dabei auf unsere selbsteigene Erfahrung, sowie auf unsere Beobachtungen, welche wir bei unfern Obstbau- und Baumwärterkursen zu machen Gelegenheit hatten und auf die vielen Mittheilungen, welche uns hierüber gemacht worden sind.

Am meisten Unheil haben wohl die verschiedenen Düngmittel, welche schon angerathen worden sind, z. B. Salz, Salpeter, Schwefel­säure, tobte Thiere, Guano und verschiedene künstliche Dünger ange­richtet, besonders das vielempfohlene Dungsalz oder Viehsalz, welches leider nur zu oft angcwcndet wird und schon so manchen schönen Baum zu Grunde gerichtet hat. Dann aber auch das unvernünftige Aderlässen", welches unbegreiflichcrweise selbst von Lehrbüchern und Schriften empfohlen wird und welches wir daher noch mit einigen Worten bedenken wollen.

DasAderlässen" ist eine absolut naturwidrige und gefährliche Operation, ein gewaltthätiger Eingriff in die natürliche Lebensthätigkeit des Baumes, welcher ihm unnöthige Wunden verursacht und ihn seines Blutes, bezw. Saftes, beraubt.Das Blntabzapfen" war ja auch bei den Menschen früher allgemein Mode und eine ganze Sippschaft von Blutegclansetzern, sog.Schröpfer" undAderschläger" beraubten die Menschheit ihres adclsten Saftes, des Trägers alles Lebens, welcher das Ebenbild Gottes in seiner ganzen Größe und Gestalt zu bilden berufen und für's Leben überhaupt unentbehrlich ist. Man muß sich nicht verwundern, daß noch Anfangs dieses Jahrhunderts die schrecklichsten epidemischen Krankheiten Hunderttausende dahinraffen