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Der Obstbau. 1884.

zu erweitern und zu vertiefen, und bittet namentlich alle Freunde der Sache und alle praktischen Obstzüchter um ihre rührige Mitarbeit mit dem Bemerken, daß zweckentsprechende Bei­träge angemessen honorirt werden.

Unser Württembergischer Obstbau-Verein aber bringt zugleich auf diesem Wege wiederholt zur öffentlichen Kunde, daß er wie bisher eifrig bemüht sein wird, durch seine allgemeine Thätigkeit, durch Wort und That, sowie durch die vorliegende Zeitschrift, durch die anregenden Vorträge, Erörterungen und kleineren Ausstellungen in unseren Monatsversammlungen, durch Lehrvorträge in Verbindung mit Demonstrationen praktischer Gärtner und Pomologen in verschiedenen Landestheilen, durch Erörterungsabende, kurz durch alle ihm zu Gebote stehenden Mittel zur Förderung und Verbesserung des Obstbaues und seiner Lohnendmachung zu wirken. Württemberg ist eines der für den Obstbau geeignetsten Länder; die Bemühung unsers Vereins soll dahin gehen, den Obstbau daselbst aus die höchstmögliche Stufe der Vollkommenheit zu bringen, ein Zweck, zu welchem gewiß alle Wohlmeinenden und alle wahren Patrioten gern beitragen werden, was sie am besten thun können, indem sie durch den Beitritt zu unserem Verein dessen Mittel vermehren und dessen Wirkungskreis erweitern helfen. Jeder Mitstrebende soll uns hoch willkommen sein!

I. Pomologie.

Kaiser Wilhelm.

Diel IV. 4; Lucas XII. 2 a; Hogg III. B. **tf November bis April.

Heimat u. Vorkommen: Dieser Apfel, eine der schönsten Goldreinetten, wurde 1864 von dem Hauptlehrer Hesselmann von Wipfelden zu Haus Bürgel im Kreise Solingen aufgefunden, wo der Mutterstamm im Gutsgarten steht und alljährlich äußerst reiche Erträge liefert. Dieser Mutterstamm scheint aus Samen von Harbert's Reinette entstanden zu sein, von welcher sich die neue Sorte durch ihre glänzend lackrothe Färbung, durch die sternförmigen Rostpunkte und durch feineres Fleisch unterscheidet. Herr Hesselmann, der Vorstand des Bergischen Obstbau-Vereins, stellte die Früchte erstmals in der achten Ver­sammlung Deutscher Pomologen zu Potsdam im Jahre 1877 aus, wo die königl.Gärtner-Lehranstalt daselbst Reiser von Herrn Hesselmann erhielt und der verstorbene Inspektor Lauche dieser Sorte ihren Namen gab.

Literatur u. Synonyme: 1. Kaiser Wil­helm (Lauche, Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten, 1879, Dezemberheft Tafel VIII. S. 553. 2. Kaiser Wilhelm (Lauche, Handb.

des Obstbaues, 1881, S. 270). 3. Kaiser Wil­helm (Lauche, Deutsche Pomologie, I. 64).

Gestalt: groß, flach kugelförmig, zuweilen auch hoch gebaut, kegelförmig, ungefähr 80 mm breit, 70 mm hoch; der Bauch sitzt etwas nach dem Stiele zu, um welchen sich die Frucht flach abrundet; sie verjüngt sich kelchwärts etwas und endet mit stumpfer Spitze.

Kelch: offen; Blättchen kurz, breit, grün, wollig, stumpf zugespitzt; Kelcheinsenkung breit und tief, von Falten umgeben, welche sich zu­weilen flach rippenartig über die Frucht ver­breiten.

Stiel: bald kurz, bald lang, mäßig stark, braun; Stieleinsenkung tief und eng, hellbraun berostet.

Schale: glatt, glänzend, vom Baume gelblich grün, lagerreif goldgelb, an der Sonnenseite und zuweilen auch an. der ganzen Frucht lackroth ge­färbt und karmoisinroth gestreift; Punkte stark, sternförmig, hellbraun, zerstreut; Rosaanflüge un: Kelch und Stiel. Die Frucht welkt nicht.

Fleisch: weißlich gelb, sehr fein, weich, saft­reich, von weinsäuerlichem, gewürzhaftem Zucker- geschmacke.

Kernhaus: hohlachsig; Fächer geöffnet, ge­räumig, mit anfgerissenen Wandungen und kurz