Der Obstbau. 1884.

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sei es wegen der Ausdauer. Wir köuueu hier­über nichts behaupten; die Frage, die wir hier aufwerfen, kann die Praxis allein entscheiden.

Unser Zweck ist, die Aufmerksamkeit auf ein neues Factum zu lenken, welches uns gute Resultate zu gewähren scheint.

Hier in Wien sahen wir sehr schöne derartige Hochstammveredlungen aus dem Etablissement Rosenthal von 11 Uo m Höhe. Die Blumen kamen damit prachtvoll zur Geltung. Wir können Gartenfreunden deren Anzucht in der angedeuteten Weise nur auf's Dringendste empfehlen. Herr Rosenthal bedient sich aber der gewöhnlichen Oy­doma vulgaris L., der Ouitte, als Unterlage; es wäre interessant, wenn sich diese bewähren sollte. Insbesondere wäre dann auch Pyrus Maulei als Hochstamm zu erziehen und könnten nicht nur die herrlichen Blumen, sondern auch die so fein aromatisch duftenden Früchte zu er­höhter Geltung gelangen. Besonders wäre dies mit der von M. Leichtlin gezüchteten P. Maulei superba der Fall, die sehr große, blendend zin­noberrote Scharlachblumen und Früchte wie ein großer Apfel und von intensivem Wohlgeruch hat.

(Obstgarten.)

Die Zwischen- oder Doppelveredtung von Aprikosen.

Ueber die Zwischen- oder Doppelveredlung von Aprikosen sagt Herr Rosenthal, der rühmlichst bekannte Baumzüchter oder Banm- schulenbesitzer re. in Wien, in seinem Katolog: Zur Anzucht von dauerhaften und schönen

Hochstämmen, welche bei Aprikosenbäumen von großem Werthe ist, benütze ich ausschließlich die durch mich eingeführte, sogenannte zweifache Veredlung auf dem Pflaumenbanme. Angenommen, daß die gewöhnliche Unterlage, d. h. der Pflau­menbaum, an dem Standorte, wo er veredelt werden soll, bereits eingewurzelt ist, erfolgt in dem betreffenden Sommer eine Veredlung (Ocu- lation) mit der in Südfrankreich sehr bekannten, äußerst schnell und kräftig wachsenden Pflaume Schöne von Löwen" (Helle de Louvain); treibt im darauffolgenden Jahre dieses Auge aus, so wird der Trieb sowohl in diesem, wie im kommenden als gewöhnlicher Hochstamm be­trachtet und behandelt, bis derselbe eine solche Höhe und Stärke erreicht hat, daß man ihn auf 2 m Stammhöhe oculiren kann. In dieser Höhe wird das eigentliche Aprikosenange ein­gesetzt (oculirt); hat dasselbe nun nach einem oder zwei Jahren seine Krone vollständig ent­wickelt, so ist damit ein Aprikosenbaum geschaffen, der den Vorzug in sich vereint, daß dieVer- mindernng der Frostschäden und des dadurch bedingten Harzflusses am Stamme vollkommen erreicht wird. Die Veranlassung zur Auffindung und Anwen­dung dieser Veredlungsart gaben mir auf Pflaumen früh veredelte Hochstämme von Aprikosenbäumen, welche, abgesehen davon, daß die Aprikose nie einen schönen, geraden Stamm bildet, auch den Nach­theil haben, daß, wie schon vorhin bemerkt, der Stamm meistens von Frösten leidet und der darauf folgende Harzfluß seine Dauerhaftigkeit ungemein vermindert.

III. OWciwtzmg.

Die besten Verpackungsarten für das zur Versendung bestimmte Dbst.

Die neuerdings gesteigerte Kultur von feinerem Tafelobst bei uns weist uns darauf hin, dafür auch auswärtige Märkte zu suchen, wie dies in Belgien geschieht, von wo, nach statistischen Er­hebungen, im Jahr 1882 für 1833 550 Franken

Obst nur allein nach England ging. Thatsächlich aber ist unser württembergisches Obst in Qualität dem belgischen mindestens gleichwertig, nach unseren Erfahrungen sogar vielfach noch aromatischer und gehaltvoller; warum sollte es daher in England, Rußland und dem übrigen nördlichen Europa nicht mit dem belgischen konkurrieren können? Allein eine wesentliche Frage des Gelingens