Der Obstbau. 1884.
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schimmeln und verdumpfen; man kann sie dann in Säcke, Körbe oder Kisten verpacken, nnr müssen sie Nor aller Feuchtigkeit und Nässe geschützt werden.
Unter halb harten Früchten verstehen wir Quitten, Birnen und Äpfel.
Die Quitten pflückt man vor dem Eintritt der Fröste an trockenen, sonnigen Tagen, sobald sic ihre schöne hochzitronengclbe Färbung zu Zeigen beginnen, und man schneidet sie am besten mit dem Messer vom Stiel, damit sie nicht verletzt werben. Man breitet sie dann in dünnen Schichten auf Stroh an einem luftigen, bedeckten Orte aus, damit sie lufttrocken werden und etwas von ihrem Wassergehalte abgcben. Man muß Sorge tragen, ihren Filz nicht abzustreifen. Sind sie lufttrocken, so kann man sic sogleich in Kisten oder Körbe verpacken, welche man mit etwas Nachheu ansgefüttcrt hat. Auch getrocknete Kleie zwischen die Schichten gestreut, ist ein gutes Vcrpacknngsmittel. Von dem großen Vorteil der Quittcnkultnr, die man in jedem Winkel des Banmgartcns und an jeder Böschung anbringen kann, haben wir in diesen Blättern schon mehrfach gesprochen und wollen uns daher hier nicht weiter verbreiten.
Birnen. Alle Birnen sind verkäuflich, aber nicht alle sind ein Gegenstand des Handels und der Ausfuhr. Die Frühbirncn von gefälligem Aussehen, von welcher Art auch immer ihre Qualität sei, sind eine gesuchte Marktware und finden auch leicht Käufer für die Ausfuhr. Die Stuttgarter Gaishirtclbirne, deren Anbau in der Umgegend von Stuttgart sehr abgenommen hat, sind eine gesuchte Marktfrucht und werden in ziemlicher Menge versendet, wiewohl nicht auf große Entfernungen, da sie leicht taig werden. Wir haben außerdem noch verschiedene andere wertvolle Sorten von Frühbirnen, welche in anderen Gegenden gesucht sind und einen umfangreicheren Anbau verdienen; wir verweisen in dieser Beziehung auf unser „Normalsortiment der württcmbergifchen Obstartcn".
Alle zur Ausfuhr bestimmten Birnsortcn müssen vor der vollendeten Baumreife gebrochen werden. In Belgien, wo in der Gegend von St. Trond, Tongern und Looz ungeheure Mengen sehr guter
Frühbirnen für die Ausfuhr kultiviert werden, verpackt man diese in ziemlich große und hohe Körbe, welche oben breit sind und sich nach unten verengern, so daß die einzelnen Schichten nicht zu sehr aufeinander drücken. Auf dem Boden des Korbs breitet nian eine Schicht feines und sehr trockenes Heu aus; die oberste Schichte wird in ähnlicher Weise mit Heu bedeckt, damit der Deckel, welcher ebenfalls ans Weiden geflochten ist, nicht auf die Früchte drücke.
Es dürfte hier nicht unnötig sein, noch einen Wink zu geben, welchen sich die Landwirtschaft zu Nutz machen kann. Die Körbe, deren man sich in Belgien zu derartigen Obstversendnngen bedient, sind alle gleichartig aus weißen oder gelben Weidenruten gefertigt und werden nach gemachtem Gebrauch in England als Hanshal- tnngskörbe verkauft. Der große Bedarf an denselben hat in dem Mittelpunkt jener provinziellen belgischen Obstknltnr nicht nur eine sehr rege Weidenkultur, sondern auch eine äußerst rührige Korbmacherei hervorgerufen, so daß beispielsweise eine einzige Korbfabrik den Obsthändlern von St. Trond jährlich achtzigtausend solcher Körbe liefert. Dies hat eine gesteigerte Nachfrage nach Flechtwciden veranlaßt, zur umfangreicheren Wci- denkultur und zum erhöhten Werte und rationelleren Betrieb der Wcidenanlagen geführt, so daß beispielsweise eine zn Grcvenbicht an der Maas gelegene Weidenanlage, welche vor dreißig Jahren einen Mittlern Ertrag von etwa 800 Franken abwarf, nun durchschnittlich per Jahr 1750 Franken, also mehr als das Doppelte, erträgt. So bringt ein Fortschritt den andern mit sich.
Die Hcrbstbirnen, welche weitaus die Mehrheit der erzielten Erträgnisse ansmachcn, werden nur bei trockenem Wetter gepflückt und sorgfältig abgetrocknet und dann mit großer Gewissenhaftigkeit ausgelesen und sortiert. Die kleinen werden an Ort und Stelle verwendet, die mittelgroßen in Körbe verpackt, wie wir oben gesagt haben, und die größten und schönsten in flache Körbe oder Kisten verpackt.
Diese Verpackung erheischt besondere Sorgfalt in Bezug auf die Ware. Die harten und leicht zn transportierenden Früchte werden einfach schichtenweise in die Körbe gelegt, die übrigen