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Der Obstbau. 1888.
hauptsächlich auf den Vorsommer beschränke und in Vertilgung der verschiedensten Kerbtiere bestehe, daß sie aber die reifenden Gerstenäcker stark heimsuchen und man ihre allzustarke Vermehrung verhindern soll.
Brehm will sie als überwiegend nützliche Vögel betrachtet wissen, da sie weit mehr nützen als schaden.
E. v. Homeyer hebt hervor, daß die Sperlinge schaden, soferue sie Staren und Meisen vertreiben.
Bar^n Ferdinand v. Droste hält sie bei Obstbaumzucht für überaus nützlich, bei Weinbau dagegen für schädlich.
Tschudi zählt sie zu den vorwiegend nützlichen Vögeln.
Giebelt behauptet, der Sperling sei als Jn- sektenvertilger zu schonen, namentlich während der zwei- und dreimaligen Brutzeit; wo er verheerend auftrete, sei er nicht zu schonen.
Altum und Landois halten ihn für ebenso nützlich als schädlich und Vogt verdammt ihn hauptsächlich wegen seiner Kirschränbereien.
Angesichts solcher mannigfaltig widersprechenden Urteile von Fachmännern darf man sich keineswegs darüber wundern, daß seiner Zeit auch auf dem Reichstag ausgesprochen wurde, daß die Wissenschafft der Ornithologie bis jetzt noch nicht so weit gediehen ist, daß man mit voller Sicherheit von einer Vogelart, und namentlich vom Sperling, behaupten könnte, daß er entschieden nur nützlich oder nur schädlich sei.
Nach unserer Ansicht ist auch nach obigen Urteilen erwiesen, daß der Sperling zum min-! befielt in gleicher Weise auf tierische und pflanz- j
liche Nahrung von der Natur angewiesen sei, daß er, wo ihm beiderlei Kost frei steht, es gerade so macht, wie andere Geschöpfe und auch die Menschen, daß er nach seinem Geschmack und Appetit wählt und daß er sich nicht scheut, auch Vegetarianer zu sein, wann die süßen Kirschen glänzen und das Gerstenkorn in der Milch steht; Eva biß ja auch in den so verführerischen Apfel, warum sollten dem Spatzen nicht auch etliche Kirschen zu gönnen sein?
Schon oft habe ich den Spatzen bewundert, wie er, sobald im Mai die Maikäfer fliegen, diese nicht bloß von den Bäumen abliest, sondern sie auch im Fluge wegfängt und wenn er während der 14 Tage Flugzeit nur 50 Stück wegfängt, so hat er hunderte von Engerlingen vertilgt; das bedenkt der Mensch nicht, oder er beobachtet es nicht, weil es ihm zu geringfügig scheint. Ebenso ist dach wohl zu seinen Gunsten in Rechnung zu nehmen, daß er 9 /io des Jahres hindurch nicht schaden kann und daß er gerade während dieser Zeit, namentlich im Herbste, Millionen Unkrautsamen auf Äckern und Fluren aufliest und dies sogar im Winter besorgt, wo nur schneefreie Stellen sich finden.
Lehre: Man lasse den Sperling gewähren, wo er znm Nutzen, zur Erheiterung oder Belebung der Natur dient, vermindere und verhindere ihn da, wo er störend oder schädigend anftritt. Während der L—llmaligen Brutzeit aber lasse man ihn unverfolgt, nicht bloß des Nutzens wegen, sondern auch um der Barmherzigkeit willen zur Ehre des Menschenherzcns.
Fr. Koch in Auingen.
IV. Monats-Kalender.
Septcrnver.
In diesem Monat giebts jedes Jahr viel zu thun; doppelt und dreifach im September dieses Jahrs! Es soll uns aber nicht verdrießen, sondern wir sagen Gottlob!, daß man wieder einmal mit dem Ernten des Obstes tüchtig zu thun hat. Obst, das zur Aufbewahrung dienen oder als Tafelobst versendet werden soll, ist mit be
sonderer Vorsicht zu pflücken, so daß der Apfel oder die Birne kein „Untädele" zeigt, wie die Schwaben zu sagen Pflegen. Beim Verpacken von feinem Obst ist darauf zu sehen, daß jedes Stück für sich bleibt und weder mit anderen noch mit der Hülle (Kiste, Korb re.) zusammenstoßt und gepreßt wird. — Ist die Ernte vorbei, so kann man mit dem Verjüngen beginnen, wo das nötig