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Monatsschrift für pomologie und Obstkultur. Ärgan des Mürttembergischen Äbstbau-Vereins.
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in ganz Deutschland 6 Ji
Jfä 12 . Stuttgart, Dezember. 1890 .
I. Praktischer Obstbau.
Auf Weihnachten
richtet sich jede Hausfrau und, so schön die Christfeiertage für alt und jung sind, in mancher Familie sieht man immer mit einiger Sorge dieser Zeit entgegen — der Ausgaben halber. Da möchten wir nun ums Wort bitten zu einem guten Rat oder eigentlich zu zweien, wie man da gerade auch am Notwendigen sparen kann. Der gute Rat heißt: 1) kaufe dein Weihnachtsobst jetzt schon; und 2) bewahre es in der rechten Weise auf.
Etwas Notwendiges sind ja die rotbackigen Äpfel und die zarten Birnen, sei's am Christbaum oder sei's unter ihm; in der Regel aber auch etwas Teures. An Weihnachten ist das feine Tafelobst am teuersten; auch in reichen Obstjahren sind die Preise hoch. Der Bedarf ist ein großer und die Kunst, das Obst gut aufzubewahren, durchaus nicht überall bekannt. Darum thut gut, wer jetzt einkauft, und thut besser, wer das Obst, das er besitzt, hübsch aufzubewahren versteht.
Beim Einkauf sehe man darauf, daß die Früchte gänzlich unverletzt, ohne Dallen und Maasen seien. Solche mit mürbem, weichem Fleisch, was man ja beim Anrühren spüren kann, nehme man nicht zur Aufbewahrung, auch wenn es nur für wenige Wochen sein soll. Noch weniger Birnen, die sich bereits weich anfühlen. Da ist schon der Zeitpunkt der vollen Lagerreife eiuge-
tretcn und damit beginnt auch der Prozeß des Mürb- und Teigigwerdens, des unmittelbaren Vorboten der Fäulnis. Bei Birnen spürt man die Lagerreife am ehesten daran, daß sich das Fleisch um den Stiel herum weich, nachgiebig anfühlt.
Selbstverständlich sollte jeder Verkäufer im stände sein, das zum sofortigen Genuß sich eignende Äbst zu bezeichnen, sowie das, welches seine Vollreife nicht erreicht hat und deshalb aufs Lager paßt. Aber da ist's in der Regel weit gefehlt.
Hat man sein richtiges Obst in richtiger Verfassung gekauft, so hüte man sich, sein Eigentum durch unvorsichtiges Hin- und Herlegen oder -tragen zu verletzen. Man bringe es möglichst bald an den Aufbewahrungsort, der ja gewöhnlich der Keller zu sein pflegt.
Das Obst vorher abzureiben, ist überflüssig, ja schädlich. Die Fettigkeit der Schale hat auch ihre Zwecke, nämlich die allzu plötzliche Wasserverdunstung der Frucht auszuhalten und diese damit haltbarer zu machen; durch Abreiben reibt man auch diese Schichte ab, zum Nachteil der Haltbarkeit.
Die für Obst bestimmte Stellasche im Keller soll von Holz, trocken, sauber und so eingerichtet sein, daß die Mäuse nicht zukommen können. Auch soll man diese Apfelhurden zu nichts anderem benützen, als eben zur Obstlagerung.