Vortrag des Herrn Kameralverwalter Schäfer. Obst- und Gartenbauverein Ludwigsburg. 93

bock erschütterte die Mauer, aber nicht den Mut der Bürger, schmählich mußte er abziehen. Vom Jahr 1217 an erhob sich inmitten der Stadt ein Friedenswerk, die herrliche Marienkirche, deren gründliche Restauration die Gegenwart be­schäftigt, sie wurde gebaut nach dem Maß des zurückgebliebenen Sturmbocks zum Dank für die Rettung; aber bald kehrten kriegerische Zeiten wieder, es begannen die Kämpfe und Fehden der Grafen von Württemberg mit den Städten, im Angesichte der Achalm tobten die Kriegszüge Kaiser Rudolfs gegen Eberhard den Erlauchten, sie war Zeugin der Zerstörung von Nürtingen und auf manche rauchende Brandstätte hat sie her­niedergeschaut. Für sie selbst aber war diese Zeit die Glanzperiode, nicht bloß daß sie oft die Kaiser beherbergte, auch die Geschicke des Reiches wurden von ihr aus manchmal geleitet. Ums Jahr 1281 war Kaiser Rudolf hier und machte von da aus seine Reisen in alle Lande. Im Jahre 1300 sehen wir die Achalm im Besitze eines Albert von Rechberg und 1330 erhielt sie Graf Ulrich von Württemberg von Kaiser Ludwig von Bayern als Pfand. 1360 zog aber Kaiser Karl IV., der nach seinem Kriegszug gegen die Grafen Eberhard den Greiner und Ulrich IV. von Württemberg dort Hof hielt, die Rcichs- pfandschaft Achalm wieder an das Reich, ver­setzte sie aber 1366 an seinen Schwiegersohn Herzog Albrecht von Oesterreich, welcher sie 1370 den Rittern Johann und Wilhelm von Riedheim über­trug. Letzterer trat nun am St. Katharinentage 25. November 1376 die Achalm mit allen Rechten und Zubehörden an Graf Ulrich von Württemberg ab, und von da an blieb sie auch

mit kurzen Unterbrechungen im Besitze des Hauses Württemberg.

(Schluß folgt.)

Vom Obst- und Gartenbauverein Ludmigsburg.

Namens des Württ. Obstbauvereins wurde Sonntag den 19. März nachmittags 3 Uhr in einigen Gärten durch Herrn Direktor Gaucher aus Stuttgart in praktischer Weise der Früh­jahrsschnitt der Obstbänme an Hochstämmen so­wohl als an Zwergbäumen vor Augen geführt, wobei der Vortragende auch den teilweise schon vollzogenen Schnitt in eingehender Weise kriti­sierte. Anschließend an die Demonstration war eine Zusammenkunft im Museum, woselbst sich Herr Gaucher bereit erklärte, etwaige an ihn ge­richtete Fragen über den Obstbau zu beantworten.

Von diesem freundlichen Anerbieten wurde in ausgedehntem Maße Gebrauch gemacht und unter­zog sich der Redner der Beantwortung in bekannt meisterhafter, sachkundiger Weise.

Herr Gaucher empfahl ferner im Monat Juni eine praktische Demonstration über den Sommer­schnitt der Obstbäume vornehmen zu lassen, um auch diese Operation kennen zu lernen.

Die zahlreich Anwesenden waren von den sehr lehrreichen Ausführungen hoch befriedigt und dankten dem Herrn Direktor für sein Erscheinen und seine Mühe.

Auch dem verehrlichcn Ausschuß des Württ. Obstbauvereins sei an dieser Stelle für die Ent­sendung eines so tüchtigen Fachmanns bestens Dank gesagt. H.

III. Litteratur.

Wer sich rasch über dies und das unterrichten will, dem wird mit Weyers Kleinem Konver- lations-LeLikon auf alle Fälle gedient fein. Es ist kaum nötig, weiteres zur Empfehlung des gegenwärtig in fünfter, vollständig umgear­beiteter Auflage erscheinenden Werkes zu sagen. Wie das große Meyersche Lexikon, folgt auch dieses kleine den Fortschritten der Wissenschaft,

der Entdeckungen und der Tagesereignisse auf Schritt und Tritt nach. Die in das Werk ein­gestreuten Text-Illustrationen sowie die beigege­benen Jllustrationstafeln und Kartenbeilagen sind wahre Meisterwerke der Kunst und Technik. Da­bei ist der Preis für denKleinen Meyer" ein erstaunlich billiger; der letztere kann in 66 Lie­ferungen zu je 30 oder in drei in Halbfranz