per AZstbdir.

Monatsschrift für Pomologie und Obstkultur. Srgan des W" ' Shstbau-Vereins.

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in ganz Deutschland 8 M.

M 7 . Skukkgark, Mi 1898 .

I. Praktischer Obstbau.

Was ift's mit dem sog. Honigtau?

Im vorigen Monat konnte man in den Blät­tern folgende Notiz lesen:

Von verschiedenen Orten erfuhr man in der letzten Zeit über beobachteten starken Honigtau. Auch z. B. in Cannstatt auf dem Sulzerrain fanden sich früh die Blätter von hohen Bäumen wie an niederem Gesträuch, so Ahorn, Syringen, Epheu rc. mit einer satten Honigschicht bedeckt, auf die man schon von weitem aufmerksam wurde durch das glänzende Aussehen der Blätter. Der Honigtau ist für die Pflanzen schädlich, weil er die Ver­dunstung und den Gasaustausch, also die ersten Lebensbedingungen, stört und weil an der kleb­rigen Masse sich leicht Schmarotzerpilze ansetzen, wenn nicht ein kräftiger Regen die Blätter von dem Honig reinigt. Die Entstehung des Honigtaus will man auf das Vorhandensein von Blattläusen zurückführen; er ist indessen schon aufgetreten bei völliger Abwesenheit von Blattläusen."

Die letztere Bemerkung stimmt vollständig: der Honigtau hat mit den Blattläusen nichts zu thun, wiewohl dies oft behauptet wird. Der Honigtau besteht, wie dies in dem Artikel ganz richtig angegeben ist, in einem klebrigen glänzen­den Ueberzug krautartiger Pflanzenteile und es werden neben den aufgeführten Pflanzenarten besonders gern auch die Linden davon befallen; dann namentlich der Hopfen. Der Ueberzug zeigt sich firnisartig, also zusammenhängend oder auch

in Form einzelner Tröpfchen. Es ist eine un­mittelbare Ausscheidung des Blattes, die meistens bei großer Trockenheit statt­findet, also gerade in einem solchen Frühjahr und Sommer wie gegenwärtig. Geht diese Aus­scheidung längere Zeit vor sich, so vertrocknet nach und nach das Laub. Wenn diese Erscheinung früher auf Blattläuse zurückgeführt wurde, die entweder aus ihren Hinterleibsröhren eine honig­artige Flüssigkeit austreten lassen, oder durch Anstechen der Blätter den Saftaustritt verur-' suchen, so ist das nur insofern einigermaßen richtig, als auf den honigkranken Blättern häufig die Blattläuse sekundär auftreten, d. h. zuerst kommt der Honigtau, die durch Dürre verursachte Aus­scheidung der Blätter; dann erst und dadurch angelockt die Blattlaus. Auch bei den Roggen- ühren giebt es, wie dem Landwirt bekannt ist, einen Honigtau. Das ist jener Pyrenomycet, welcher das Mutterkorn bildet und den Namen Claviceps purpurea führt. Das dichte Gespinst aus Hyphenfäden, welches den Fruchtknoten des Roggens durchwuchert und ihn nach außen als Schimmel überzieht, ist von labyrinthischen Hohl­gängen durchzogen und die Wände dieser Hohl­gänge werden von den Enden reihen- oder büschel­weise geordneter Hyphenfäden gebildet. Von diesen keulenförmig verdickten Enden gliedern sich kuge­lige Sporen ab. Gleichzeitig damit bildet sich aber aus der äußeren Zellhautschicht der Sporen und Hyphen infolge von Wasseraufnahme und