Praktischer Obstbau.

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gar hundertjährige Dienste geleistet und als un­verwüstliches Erbstück seit dem letztenButter­machen" hoch oben im Wagenschuppen oder in der Scheune ruht, hervorgeholt und mit Essig und Salz ausgescheuert. Ein solcher Kessel faßt gewöhnlich mehr als ein Barrel (1 Barrel gleich 163 Liter). Man stellt ihn über ein Helles Holzfeuer draußen im Freien und füllt ihn mit frisch gepreßtem Cider (d. h. Obstmost), bei dem noch keine Gärung eingetreten ist. Das Kochen des Eiders wird nun so lange fortgesetzt, bis derselbe auf die Hälfte reduziert ist.

Unterdessen versammelt sich nach der Morgen­arbeit für die Haushaltung die ganze Familie zum Apfelschälen. Freundliche Nachbarn nehmen wohl auch teil daran. Mit großer Vorsicht geht man dabei zu Werke; jedes Häutchen, jede Quetsch­ung, das Kernhaus und alle Unvollkommenheiten müssen entfernt werden, wenn eine feine Apfel­butter erzielt werden soll; ja, es sollten die besten Aepfel und der beste süße Cider dazu benutzt werden, wie dies auch im Staate Pennsylvania, dessen Apfelbutter weit und breit berühmt ist, geschieht. Durch die Benutzung des seit einigen Jahren eingefnhrten Apfelfchälers, einer kleinen stählernen, leicht käuflichen Maschine, wird die Arbeit wesentlich vereinfacht.

In den zur Hälfte eingekochten Cider läßt man nun die Apfelviertel langsam gleiten, und zwar einen Eimer voll zur Zeit. Das Feuer wird indes gut unterhalten, und die Dämpfe aus dem Kessel steigen in phantastischen Formen durch die Aeste der nahen Bäume zum blauen Himmel enipor. Gleichzeitig mit dem Hineinschütten der Aepfel in den kochenden Cider beginnt auch die Arbeit des Rührens. Dies geschieht mittels eines hölzernen Gerätes, das an seinem ungefähr zehn Fuß langen Stiel ein durchlöchertes, zwanzig Zoll langes Querstück hält. Ohne Unterbrechung- wird das Rühren von Mittag bis 10 Uhr abends fortgesetzt, denn ein Stillstand der Masse, selbst nur für einen Augenblick, ist gleichbedeutend mit völligem Mißlingen der Arbeit. Die Butter setzt sich alsdann am Boden des Kessels fest und der brandige Geschmack teilt sich ihr mit.

Die Apfelbutter ist fertig, wenn die Masse bis über die Hälfte eingekocht, von schöner brauner

Fache und süß ist. Auch darf kein Cider mehr von der Apfelbutter sich trennen, wenn man zum Versuch ein wenig auf dem Teller erkalten läßt; ein geübtes Auge nur erkennt genau, wann der rechte Moment gekommen ist, der mit einem guten Resultat die Mühe und Arbeit so reich belohnt.

Sofort tvird der Kessel vom Feuer entfernt und sein Inhalt in irdene oder steinerne Gefäße, sogenannte Kruken, geschöpft; wenn abgekühlt, bedeckt man letztere mit festem Papier oder stei­nernen Deckeln. In trockenen Räumlichkeiten aufbewahrt, hält sich gute Apfelbutter jahrelang schön. Wenn sie sehr alt wird, verdünstet wohl das Saftige; dem wird jedoch abgeholfen, indem man dem Teile, welchen man jeweilig braucht, etwas Wasser beimengt.

Auf den Farmen, wo bekanntlich viel Schweine­fleisch genossen wird, wie überhaupt in Familien, wo fette Nahrung auf den Tisch kommt, ist die Apfelbntter eine höchst zuträgliche Zugabe, indem sie die Verdauung in hohem Grade befördert.

Wer Gewürz liebt, mag dies mit den Aepfeln kochen; man kann auch halb Aepfel und halb Birnen nehmen; auch Birnenbutter kann man machen, dazu gehört Birnenmost; zur Bereitung guter Apfelbutter kann man auch einen kleinen Teil Quitten brauchen, ivas ein köstliches Aroma verleiht.

Schaumwein (Champagner) ans Iohannisbeerwein.

Nötig sind hierzu Champagnerflaschen. Auch starke Bierflaschen thnn den Dienst. Junger Wein, etwa gerade um Neujahr herum, eignet sich am besten. Alte abgelagerte Weine weniger. Man füllt den Wein auf Flaschen, setzt auf jede Flasche 1020 g feingepulverten Zucker und eine geringe Qualität ( 1 /io Theelöffel voll) Wein­hefe zu, verkorkt die Flaschen, schüttelt sorgfältig durch, damit der Zucker gelöst wird, verbindet die Korke mit Bindfaden und versichert sie mit Draht in der Art der Scltersflaschen, verlackt sie und bringt sie in den Keller, wo sie stehend bis zum Gebrauch aufbewahrt werden. Die sich absetzende Hefe bildet einen Bodensatz. Beim Holen der Flaschen, beim Entkorken und Ein-