Vereins-Angelegenheiten.
183
oder offen liegend? Es ist nach den ausgesprochenen, vielseitigen Erfahrungen folgendes zu empfehlen: man bringe das stets nur bei trockenem Wetter geerntete Obst zuerst ans die Bühne oder sonst in ein Gelaß, welches gut gelüftet und nach Bedürfnis vollständig dunkel gehalten werde» kann, breite dasselbe sorgfältig aus und lüfte cs einige Tage gehörig ab, damit es vollständig abtrocknet und, wie man sagt, abschwitzt. Nach diesem ist der Raum vollständig dunkel zu halten und das Obst des öftern nachzusehen, reifes und etwa angcfaultcs ist sofort zu entfernen. Erst wenn starke Fröste eintreten, ist das Obst sorgfältig in den Keller oder Souterrain oder sonst ein Gelaß zu bringen, welches eine gleichmäßig kühle Temperatur hat und wo jede Frostgefahr ausgeschlossen ist. Auch hier ist das Licht vollständig abzuhalten. Dieses letztere ist mit einer gleichmäßigen kühlen Temperatur das wesentlichste Mittel, das Obst möglichst lange anfznbewahren.
Bezüglich des Einlegens in Sand ist zu beachten, daß derselbe nur vollständig abgetrocknet (geröstet) verwendet wird, bei Sägmehl sei tannenes vorzuzichen, auch Holzwolle und Korkmehl ist brauchbar, ebenso können die Früchte einzeln in Scidenpapier gewickelt werden. Es ist aber bei allen diesen Aufbewahrungsarten zu beachten, daß zu denselben nur die spätesten Sorten verwendet werden, dabei sollte stets nur eine Sorte in ein Gefäß, sei es Faß, Kiste oder Topf gebracht werden, und immer muß man sich von Zeit zu Zeit von dem Reifegrad der Früchte überzeugen, denn derselbe wechselt auffallend, wie auch hiebei konstatiert wurde, daß z. B. die Licgels Winterbutterbirne, welche gewöhnlich erst im Februar reift, jetzt schon vollständig reif ist. Bei allen Ginlagen rc. ist zu beachten, daß diese Früchte, sobald sie an Luft und Licht kommen, sehr schnell überreif werden. Wenn man's haben kann, ist es immer das vorteilhafteste, die Früchte so aufzubewahren, daß man jederzeit leicht dazu sehen kann, um etwaige reife auszusuchen und angesteckte sofort zu entfernen.
Der Vorstand schloß die lehrreiche Versammlung mit einer freundlichen Einladung zur Weihnachtsfeier am 15. Dezember, und bemerkte noch
weiter, daß für eine der nächsten Monatsvcr- sammlungen ein Vortrag des Redakteurs des „Obstbau", Herrn Pfarrer Guß mann in Gutenberg, über seine Reise nach Spanien, dessen Flora rc., in Aussicht genommen sei, was von den Anwesenden freudigst begrüßt wurde.
Bemerken möchten wir noch, daß durch Ausschußbeschluß bei der Versammlung ein sehr empfehlenswertes Büchlein zirkulierte: „Die Schädlinge des Obst- und Weinbaues, von Heinrich Freiherrn von Schilling". Dasselbe ist mit zwei Farbendrucktafeln versehen und giebt über jeden tierischen Schädling schriftlich und bildlich genaue Auskunft. Es ist die Anschaffung dieses vorzüglichen Werkchens (Preis Mk. 1.50) jedem, welcher sich mit Obst- und Weinbau beschäftigr, sehr zu empfehlen.
Tafelobstmlirkt am 4. Oktober 1894.
Wie geplant, folgte dem ersten Qüstmarkt vom 6. September ein weiterer am 1. Oktober. Derselbe war insbesondere für den Verkauf von Spätherbst- und Wintertafelobst bestimmt. Erfreulicherweise wurde der Markt durch die Obstproduzenten sehr gut beschickt; auch von auswärts waren mehrere, teiliveise recht namhafte Singebore vorhanden. Die Einrichtung mit dem Verkauf nach Proben hat sich rasch Freunde erworben; so haben einzelne Züchter über 20 Proben verschiedener Sorten eingesandt. . Angeboten waren im ganzen an Tafeläpfeln 3 580 Kilo, Tafelbirnen 0160 Kilo, Wirtschaftsbirnen 170 Kilo, Quitten 125 Kilo, Walnüsse 10 Kilo. Davon wurde verkauft: von Acpfelu alles, Tafelbirueu 3 721 Kilo, Wirtschaftsbirneu 255 Kilo, Quitten 115 Kilo, Walnüsse alles. Ein gewiß sehr günstiges Ergebnis! Mostobst wurde trotz der bekannt gegebenen Bereitwilligkeit, dasselbe aufzunehmen und zu verkaufen, nicht angeboten. Der Verkauf gestaltete sich besonders in den Vormittagsstunden sehr lebhaft. Das Konnte (einige Herren vom Ausschuß) konnte kaum dem großen Andrang gerecht werden, wie auch das Ausstellen der Schlnßscheine (bei Käufen über 25 Kilo von einer Sorte) ans dem gleichen Grunde größtenteils erst nach dem Markte geschehen konnte.