Praktischer Obstbau.

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bäume (Fichten) in großer Zahl und verfolgte auf mikroskopischem und mikrochemischem Wege die in den so behandelten Bäumen sich abspie­lenden Vorgänge. Die Hauptergebnisse, soweit sie für beit Praktiker Interesse besitzen, wären kurz folgende.

In keinem einzigen Falle wurde beobachtet, daß der Baum andere als die uns bekannten Reseroestoffe in Zeiten der Not als Ersatz heran­zieht, oielmehr ist sein Untergang unabwendbar von dem Augenblick an, tvo er seine letzten Re­servestoffe aufgebraucht hat. Die Buche ist außer­ordentlich reich au Reservestoffen, sie erscheint geradezu unerschöpflich und kann eine ganze Vege­tationsperiode hindurch die Entlaubung ertragen. Bei der Eiche wurde das Gegenteil gefunden; sie geht bereits mit Sicherheit zu Grunde, wenn man während des Monat Mai die Lanbbildung unterdrückt, während sie eine spätere Entlaubung ebenfalls ühersteht, jedoch bei weitem nicht so leicht wie die Buche.

Durch die Verhinderung der Lanbbildung werden aber auch noch eine ganze Reihe weiterer, für das Leben der Pflanze bedeutungsvoller Vor­gänge hcrvorgernfen. So wird u. a. die Wasser- Verdunstung, da die Transpirationsorgane, die Blätter fehlen, auf ein sehr geringes Blaß herab­gedrückt. Die Folge davon ist eine Aenderung bezw. Steigerung des hydrostatischen Druckes namentlich im Bildungsgewebe, welche nach den Beobachtungen von Lutz als die eigentliche Ur­sache der Bildung von Frühjahrs- und Herbst­holz zu betrachten ist, während dieselbe bisher manche Forscher auf gute, andere auf schlechte Ernährung zurückführteu.

Endlich äußert sich der Mangel au Reserve­stoffen nicht etwa unvermittelt durch plötzlichen Untergang der Pflanze, sondern es kündigt sich dieses Endergebnis durch sehr verschiedene voraus­gehende Erscheinungen au. So ist es beispiels­weise im höchsten Grade wahrscheinlich, daß der Baum zuerst die Früchte abwirft, wenn Mangel an Reservestoffen eintritt. Dieser Fall würde auch ohne Entlaubung immer dann ein- treten, wenn Fruchtansatz und Reservestoffe nicht im richtigen Verhältnis zu einander stehen, was sich übrigens in einfachster Weise fcststellen läßt.

lauge bevor die Vegetationsperiode beginnt. Es würde also hiernach nicht zntreffen, daß an dem » Abfallen des Obstes die Sommerhitze bezw. der Mangel au Wasser die Schuld trägt, wie man seither wohl.allgemein angenommen hat. Die Hitze dürfte in dem vorliegenden Falle höchstens eine Gelegenheitsursache ganz untergeordneter Art sein. Bestätigen sich die bisher von Lutz gewonnenen Ergebnisse, so dürfte sich jene Kala­mität des Obstbaues durch ein einfaches Mittel auf ein geringes Maß beschränken, ja vielleicht ganz beseitigen lassen. In Bezug auf diesen wichtigen Punkt sollen die Untersuchungen in der kommenden Vegetationsperiode weiter geführt werden.

Redner tritt zum Schluß mit warmen Worten dem bereits von verschiedenen Seiten geäußerten Wunsche bei, es möge für Württemberg ein In­stitut ins Leben gerufen werden, welches die Mittel zur Ausführung ähnlicher Untersuchungen bietet zu Nutz und Frommen des engern Vater­landes ivie der Wissenschaft.

Der Hansterhinldel mit Obstbäume».

Die verschiedenen Obstbanvereine Deutschlands, insbesondere auch der Württembergische -Obst­bauverein, wie auch die Bezirks-Obstbauvereine, geben sich seit Jahren alle erdenkliche Mühe, den Obstbau zu heben und dessen Interessen zu wahren, indem sie durch Wort und Schrift belehrend wirken, durch ihre Vertreter Wanderversammlnngcn veranstalten und Vorträge über Obstbau halten lassen, Obstausstellungen veranstalten und ins­besondere der Landbevölkerung Gelegenheit geben, sich auf dem Gebiete des Obstbaues die zu einem rationelle» Betriebe nötigen Kenntnisse anzueignen, namentlich auch richtige Sortenwahl zu treffen.

Auch die Kt Zentralstelle für Landwirtschaft läßt sich die Sache in anerkennenswerter Weise angelegen sein, indem in den verschiedenen Landes- institnten, neuerdings auch in den landwirtschaft­lichen Winterschulen auf die hohe Wichtigkeit des Obstbaus hingewiesen und entsprechender theore­tischer und praktischer Unterricht erteilt wird, ferner indem sic Wanderlehrer entsendet und überhaupt allem aufbietet, um den Obstbau zu heben.