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Der Obstbau. Juliheft 1895.

werden tu ihrer naturgetreue» Ausführung wohl geschaffen, wie eine solche in der gesamten deutschen kaum zu übertreffeu sein. Gaucher hat damit ' Obstbaulitteratur bis jetzt vermißt wurde. Dem zu seinen rühmlichst bekannten Werken über prak-, schönen Inhalt entspricht auch die äußere präch- tischen Obstbau eine sehr willkomniene Ergänzung tige Ausstattung. Preis 25 Mark.

IV. Monats-Kalender.

Juli.

Kirschenzeit schöne Zeit für alt und jung, nämlich wenn es Kirschen giebt, was Heuer wegen Ungeziefers nicht sehr der Fall ist. Bei der Ernte die Bäume schonen: auch der Kirschbamn ist empfindlich. Durch den zweiten Saft giebt es wieder mehr Arbeiten am Zwergobst. An Kernobstbäumen ist wenig mehr zu entspitzen mit Ausnahme des zweiten Pincements, dagegen ist au dem Steinobst, namentlich an den Pfirsich­bäumen, noch viel einzukürzeu und zu binden. Beim Anbinden der Verlängerungstriebe achte man darauf, daß zwischen allen Zweigen des Baumgerüstes das Gleichgewicht erhalten bleibt. Wenn noch nicht geschehen, löst man au den im Frühjahr umgepfropften Bäumen den Verband und verkürzt oder beseitigt einen Teil der wilden Schosse, namentlich solche, die dem Edelreis zu­nächst stehen. Jüngere Baumpflanzungen werden durchgegangeu, wobei Unregelmäßiges in Ordnung gebracht wird. Der Boden um die Baumscheiben herum ist aufznlockern. Mit Früchten schwer beladene Aeste sollen zeitig und genügend gestützt werden. Frühobst ist ein paar Tage vor der vollen Reife zu ernten; auch hier sind die Bäume schonend zu behandeln. Nicht minder trifft's zu bei den Walnußbäumen, deren unreife Früchte jetzt zum Einmachen genommen werden (siehe die An­weisung dazu in diesem Heft). Vermehrung von Beerenobst durch junge uuverholzte Zweigspitzen als Stecklinge (stets feucht halten!). Bei Johannis- uud Stachelbeeren keine Wurzelschosse dulden. Nach der Himbeererute die schwachen neuen Schosse am

Boden wegschneiden und nur die kräftigen stehen lassen; die Ruten, welche heuer getragen haben, schneidet man am besten erst dann weg, wenn ihre Blätter gelb geworden sind (also nicht gleich nach der Ernte). Nach der Erdbeerernte die Ausläufer entfernen (bis dahin nicht, andernfalls bildet die Pflanze immer wieder neue Ausläufer, wodurch dann Blüte und Frucht zu kurz kommen); die kräftigsten, best bewurzelten Ausläufer zu Neu­pflanzung verwenden. Im Gemüsegarten be­hacken, anhäufeln, gießen und düngen. Leere Beete mit Kopfsalat, Endivie, Kohlraben, Rosen­oder Federkohl, Winterrettichen besetzen. Zwiebeln, Knoblauch, Schalotten werden, nachdem das Kraut abgewelkt, an einem trockenen Tage ausgehobeu und zum Abtrocknen an luftige Stellen gebracht. Beim Blumenkohl, wo die Blumen in der Ent­wicklung begriffen sind, werden einige Blätter geknickt und über die Blume gebreitet, oder werden die Blätter über der Blume zusammengebunden. Frühkartoffeln werden geerntet und die Beete mit Spinat, Hervstrüben, Kohlraben rc. bepflanzt. Reife Samen werden gesammelt, die Gewürz­kräuter geschnitten und getrocknet. Primeln und Aurikeln könnten jetzt durch Teilung vermehrt werden. Stecklingsvermehrung von Rosen und Epheu. Rosenveredlung. Nelkensenker machen. Die eiugeschlageuen Blumenzwiebeln mit jetzt ver­gilbten Blättern aus der Erde nehmen, von allein Welken reinigen, in luftigem, trockenem Raum aufbewahren und im Oktober wieder auspflanzeu. Blmnensamen sammeln. Gießen.