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Der Obstbau. Februarheft 1897.
vorgebrachte Produkte oder durch ihren Körper selbst nützen, wie etwa der Seidenspinner, die Honigbiene, die Kochenillelaus, die spanische Fliege, der Mehlwurm u. s. w., wir wollen vielmehr diejenigen Insekten einer besonderen Betrachtung unterziehen, welche dem Obst- und Gemüsegärtner zur Beachtung empfohlen werden müssen, weil sie ihm durch ihre Lebensweise nützen.
Wir unterscheiden dabei 3 Gruppen: räuberisch lebende, Aas verzehrende und Blumen besuchende Kerfe.
Am auffallendsten, weil sie täglich in ihrem Wesen beobachtet werden kann, ist die erste Gruppe von Insekten, die räuberisch lebt und mit dem Fleisch und Blut schädlicher Kleintiere sich und ihre Jungen nährt. Mordinsekten sind's, die auf gar mannigfache Weise sich ihres Opfers bemächtigen. Eine ganze Familie unter den Käfern hat sich fast ausnahmslos der Vertilgung der Klassengenossen gewidmet. Es ist die Familie der Laufkäfer (Carabiäsn), eine ungemein artenreiche Gruppe, erkennbar an ihrem schlanken, länglichen Körper, der so recht geeignet ist, durch alle Ritzen zu schlüpfen. Fast ebenso gebaut sind auch die Larven, die meist dasselbe Ränberleben führen. Gewiß ist schon jedem ein goldglänzender, grüner Laufkäfer, Goldschmied, auch Feuerstehler genannt (6. auratus), am Morgen oder abends auf dein Wege oder Felde begegnet. Nach dem Abtrocknen des Taues besonders und dann wieder in der Abendkühle halten Scharen dieser mit starken Kiefern geharnischten Polizisten erbarmungslose Razzia und wehe der Schnecke oder dem Regenwurm oder der Raupe, welche sich ertappen läßt. Im Nu hängt sich ein halbes Dutzend der gefräßigen Käfer an ihr Opfer und zerrt und zieht und reißt trotz des verzweifeltsten Sträubens und Mindens nach allen Seiten, bis nach großem Gebalge jeder mit einem abgerissenen Stück davoneilt. An solchem Ueberfall beteiligen sich dann nicht bloß die obgenannten Goldschmiede, sondern noch manche andere Arten, der höckerige, der körnige, der zittrige Laufkäfer (0. Ull- richii, granulatns, cancellatus). Auf Obst- bänme, den Raupen nachjagend, klettert gern der glatte Laubkäfer (0. glabratus). Doch scheint das Klettern in der Familie dieses Käfers
eine Ausnahme zu sein, während es bei einem andern aus anderer Familie Regel ist. Nach seinem Handwerk heißt er Raupenjäger (Calosoma Inquisitor). Er ist ein grimmiger Feind all der kleinen Ränpchcn, die das Laubwerk unserer Obstbäume zerstören. Größeren Raupen gegenüber stellt sich der schöne grün und rotgold schimmernde Puppcnräuber (Cal. sy- cophanta). Beide Käfer verdienen mit ihren ebenfalls kletternden nicht minder nützlichen Larven ausgiebigen Schutz. Leider sind sie aber bei uns nicht sehr häufig. Nicht unerwähnt möge noch der Lederlaufkäfer (kroonstes comiceii8), dessen Larve allen Arten von Schnecken nachstellt, und der schwarze Gartenlaufkäfer (C. lior- tensis), kenntlich an feinen goldenen Punkten auf den Flügeldecken, bleiben.
Sehr häufig sicht man auch auf dem Felde einen ohrwurmartigen Käfer mit kurzen rotbraunen Flügeldecken und schwarzem, gelbgeflecktem Leibe umherrennen, der bei Gefahr seinen Hinterleib drohend emporhebt, aber nicht etwa um wie ein Skorpion zu stechen, sondern nur um den vermeintlichen Gegner durch einen Tropfen stinkenden Saftes zurückzuschrecken. Es ist ein Raub- sturzkäfer (Staphilinus caesareus), ein Vertreter der Familie der Kurzflügler, der wie seine ähnlich gebauten Genossen, der gelbe (8t. stirtns), der graugefleckte (8t. macillo8us), der schwarze (St. oleus), Würmern, Insektenlarven, Raupen nachgeht. Da sich auch die Larven der größeren Kurzflügler auf dieselbe Weise ihren Lebensunterhalt verschaffen, so sind auch diese als nützlich der Beachtung zu empfehlen. Von den später noch zu besprechenden flachen Aaskäfern gehört eine Art in die Reihe der räuberisch lebenden Insektenfresser, der punktierte Aaskäfer (Silplia quadripunctata), der wie die bereits geschilderten Kletterlaufkäfer auf Bäumen den Raupen nachjagt. Welcher Naturfreund hätte nicht schon mit Entzücken die leuchtenden Sternchen verfolgt, welche die Jo h anni skäfer an warmen Sommertagen über die taufeuchten Wiesen tragen? Auch sie sind für den Gärtner von weitgehendem Nutzen, denn sie, wie ihre wenn auch schwächer leuchtenden Larven, verzehren zahllose Schnecken.
Verwandt mit diesen sind die Weichkäfer