26
Der Obstbau. Februarheft 1897.
der auch die Puppe des Ringelspinners zerstört, und Koga testacens sind die wichtigsten. Aber nicht nur Raupen, sondern sogar die Eier bleiben unverschont. So sticht ein kleines Wespchen (Te- leas terebrans) mit noch anderen ähnlichen Genossinnen die Eier des Ringclspinners an. Ueber- haupt haben alle die schädlichen Schmetterlinge, Stachelbeerspanner, Apfelwickler, Frostnachtspanner u. s. w. gerade in diesen kleinen Insekten ihre empfindlichsten Feinde. Es bildet diese Erscheinung einen treffenden Beleg dafür, daß sich die Natur immer selbst den besten Ausgleich gegen das Uebermaß schädlicher Einflüsse schaffen muß. Wie wenig richtet oft der Mensch mit allen künstlich angewandten Gegenmitteln aus, wenn solche Schädlinge in Masse anftreten! Denken wir nur an die Nonnenkalamität! Auch bei diesem Falle sollen Schlupfwespen am meisten gegen die Ausbreitung der verheerenden Raupen durch ihre Stiche gewirkt haben. So hat auch der größte Feind unserer Obstbäuine, der Apfelblütenstecher (An- tlionoams pomomm), in solchen Wespen einen gefährlichen Gegner. Nie, og. impurus und Pimpla ponioruin bringen schon der Larve, dem sogenannten „Kaiwurm", den sichern Tod.
(Schluß folgt.)
Zögern und Änffchieben.
Wer könnte wohl sagen, wie viel schon im Obstbau durch Zögeru und Aufschieben versäumt worden ist? Es hat sich stets bewahrheitet, daß je länger man eine Arbeit aufschiebt, desto unwahrscheinlicher die Ausführung derselben wird und die Folgen sind in der Regel sehr nachteilige. Einsender dieser Zeilen wird oft von Bekannten ersucht, ihre Obstbäume zu besichtigen und sieht bei dieser Gelegenheit nur zu häufig die Nachteile, welche durch irgend ein Versäumnis entstanden sind. Auf meine Fragen habe ich folgendes gefunden.
1) Der Obstbaumbesitzer geht auf sein Baum- gut und steht, daß mehrere Obstbäume nicht mehr angebunden sind. Anbinden würde er wohl, aber er hat kein Bindmaterial dazu. Auch Weiden sind keine vorhanden und so heißt es: wenn ich
wiederkomme, werde ich dafür sorgen, daß die losgewordenen Obstbäume wieder in Ordnung gebracht werden. Da ist das beste Mittel dagegen, wenn man seinem Baumgut einen Besuch abstattet, immer etwas Kokosfaser in der Tasche mitzunehmen.
2) Ein andermal sieht derselbe wieder, daß seine Obstbäume keine guten Pfähle mehr haben. Aber jetzt ist eine andere Ausrede da: das Heugras ist zu groß oder ist's vor der Ernte, so daß man gar nicht beikommen kann, und auf solche Weise unterbleibt diese wichtige Arbeit und wird erst dann ausgeführt, wenn der Schaden sehr- groß ist. In diesem Fall ist das beste Mittel, jedes Frühjahr und Herbst seine Bäume genau zu kontrollieren.
3) Ein anderer Freund wieder geht im Herbst hinaus, schaut nach seinen Obstbäumen und sagt: „So, die jungen Bäume müssen mit Holz oder Dornen eingebunden werden wegen der Hasen und der Schafe; die älteren müssen abgescharrt und Klebgürtel angelegt werden, wie es mein Nachbar voriges Jahr auch gemacht hat. Diese Woche freilich kann es nicht mehr sein, es ist zuviel Arbeit vorhanden, aber nächste Woche gewiß!" Die nächste Woche kommt, aber — Zeit ist für diese Arbeiten auch noch nicht vorhanden und so vergeht Woche für Woche. Der Mann kommt immer noch nicht mit dieser Arbeit auf sein Banmgut; höchstens bindet er schließlich seine jungen Obstbänme in 25 Centimetcr hohem Schnee ein. Da möchte ich einem jeden zurufen: wenn du solches vorhast, so gehe gleich an die Arbeit, daß dir kein anderer Sinn oder keine andere Ausrede mehr kommt.
1) Demselben Freund passiert aber nochmals das Gleiche. Er hat einen sehr schönen großen Luikenbaum, welcher überaus reichtragend ist; deshalb auch die große Freude an ihm. Ersieht, daß der Luikenbaum wegen Schncedrucks sehr notwendig eine Stütze haben sollte. Er schaut bei seinen Baumstützen nach, findet aber keine passende; zu Haus hat er noch mehr und so will er nächstes Mal eine mitnehmeu. Es kommt aber in Vergessenheit, bis er im Frühjahr wieder einen Besuch macht und denselben Ast am Boden liegend antrifft.
5) Ein Obstbaumfreund ist's wohl, hat aber