32
Der Obstbau. Februarheft 1897.
bemerken wir aber auch an manchen Zweigen, ja am Stamm herunter und sogar auf den Planken des Bretterzaunes daumengroße Schwämmchen, die wie Zunder aussehen. Oeffnen wir solch ein Polster, so finden wir eine Unmasse kleiner Eier darin. Beim Ausschlüpfen werden wir eine recht unangenehme Bruderschaft in den Kronen haben, lauter gefräßige Burschen, die alles kahl nagen, was zwischen ihre Freßzangen gerät. Hier kann nur das Feuer helfen, denn ein Zerdrücken
gelingt nicht, da sowohl Eier als Hülle sehr widerstandsfähig sind. Auch möge der Rat gelten, nicht zu viele der Schwämme beisammen ins Feuer zu geben, da sie leicht explodieren. Also auch der kurze Monat Februar bietet reiche Gelegenheit zum heilenden und wehrenden Eingriff in die Pflanzungen. So manche kleine Arbeit, die voll und ganz sich lohnen wird, kann vollzogen werden; drum wacker angesetzt, im Herbst winkt der Erfolg!
VII. Kleine Mitteilungen.
Patent-Liste aufgestellt vom Patentbureau Gerson & Sachse, Berlin SW. 48, Friedrichsstraße 10. Das Bureau erteilt Abonnenten dieses Blattes Auskünfte ohne Recherchen gratis. — Patent-Anmeldungen. Düngerhandstreuer mit in Ruthen eingelegten Sieben. Sieber <8, Wester- manu, Saargemünd. — Rebenspritze mit Luftpumpe und elastischer Druckregulierklappe am Abschlußdeckel. E. Frommherz & Cie., Stuttgart.
- Blumenuntersatz aus einem in Filzplatte eingelassenen durch Klammern befestigten metallenen Teller. F. Züßdorff, Beetz, Kr. Arnswalde. — Baum- und Rcbenschwefler aus einem blasartigen Gefäß, dessen Deckel und Boden durch eine Feder in bestimmter Lage zu einander gehalten werden. Ehr. Raiser, Rummelsburg, Württ.
Püngung der Köstöäirme. Ein einzeln stehender starker Obstbaum hat jährlich nötig: 2 Kilogramm Kaimt, 1 Kilogramm Thomasschlacke (16—17 Prozent Phosphorsäure enthaltend) und ( 2 Kilogramm Chilisalpeter. Kleineren Bäunien giebt man entsprechend weniger. Kainit und Thomasschlacke werden im Herbst auf den Boden ausgestreut und untergcgraben. Statt der Thomasschlacke kann man auch V 2 Kilogramm Superphosphat mit 16 Prozent löslicher Phosphorsäure nehmen. Tbomasschlacke ist vorzugsweise bei neuen Anlagen von Obstbäumen sehr zu empfehlen, um den Untergrund mit reichlichen Mengen von Phosphorsänre zu versehen. Bei einzeln stehenden Bäunien streue man den Dünger so weit aus, als die Zweige den Boden überdecken. Handelt es sich um die Düngung einer größeren Anlage,
so kann man die erforderliche Menge von Handelsdünger gleichmäßig auf der ganzen Fläche verteilen. Man verwendet für einen Hektar 800 Kilogramm Kainit, 400 Kilogramm Thomasschlacke oder an deren Stelle 200 Kilogramm Superphosphat und 200 Kilogramm Chilisalpeter; für einen Morgen nimmt mau je ein Viertel der angegebenen Düngemittel. Der Chilisalpeter wird im Februar oder März gegeben und nicht untergegraben, denn derselbe wird durch das Regenwasser alsbald gelöst und sickert so in den Boden. Haben die Bäume starken Holztrieb, so ist die Düngung mit Chilisalpeter überflüssig.
Wie man in Sieöenöürgen die Spähen fängt! Das Fangen wird gewöhnlich auf folgende Art bewerkstelligt: an den Giebel der Scheune wird durch eine eigens dazu gemachte Oeffnung ein kleiner Fischkorb gestellt, mit der Oeffnung nach innen. In die Tenne streut man etwas Spreu und öffnet das Thor. Die Vögel versammeln sich bald in der Scheune, deren Thor dann geschlossen wird. Durch Lärmen und Werfen werden die Spatzen verscheucht und fliegen zur hellen Oeffnung, in welcher der Korb steckt. -In denselben drängen sie alle hinein. Zurück können sie nicht mehr, da die entgegenstehenden Ruten sie abhalten. Berechnet man, wie viele Spatzen durch diese Einrichtung im Winter vertilgt werden, so ist leicht eiuzusehen, daß im nächsten Jahre viele Tausend Weizenfresfer weniger sind, denn ein Spatzenpaar brütet in einem Jahr zweimal, die ersten Jungen auch einmal. Jedesmal werden 5—6 Junge großgezogeu.
NMk" Für die direkte» Mitglieder des Württ. Obstbau-Vereins ist dieser Nummer als Vereinsgave das Buch „Praktischer Obstbau" von N. Gancher, 2. Auflage, sowie die Einbanddecke für den „Obstbau" der Jahrgänge 1896/97 und die Farbcndrncktafel Nr. 33 beigelegt.
Eigentum des Wiirttemiiergischcil Gdltbnu-stcreins. — Für die Redaktion: Pfarrer Gukminn, Gutenberg. Druck der Pereiiis-Kiiihdrilllierei in Stuttgart.