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vor, bei Rosa alba und ihren Abarten zeigen sich daneben auch Roststellen an den Früchten. Unter den Hybridrosen sind manche Sippen derartig dem Roste unterworfen, dass deren Kultur in stark verrosteten Bezirken bereits sehr fraglich ist, indem diese Sorten einerseits infolge des Rostes vor der Zeit altern und zu Grunde gehen, andererseits den Herbstflor versagen. Leider sind unter diesen Sorten sehr wertvolle, wie z. B. die herrliche van Houtte, das bis heute noch unübertroffene Meisterstück Lacharme's. Wer Gelegenheit hatte, diese Rose eine Reihe von Jahren in völlig pilzfreiem Zustande zu beobachten, wo Flor auf Flor im herrlichsten Farbenschmelz und üppigsten Wuchs erfolgt, der weiss, worin die gewöhnliche Jammergestalt dieser Rose und das vorzeitige Abwerfen des Laubes ihren Grund haben. Trotzdem aber giebt es noch immer solche unter den Rosenfreunden, welche behaupten, dass der Rost die Kultur der Rose in Deutschland nicht sonderlich beeinträchtige, sondern nur im mittlem und südlichen Frankreich wirkliche Verheerungen anrichte. Es sind das eben dieselben Leute, welche über gute Herbstblüher klagen und behaupten, dass die meisten der als „Herbstblüher" von den Züchtern in den Handel gegebenen Neuheiten den Herbstflor nur auf den Rosenfeldern der Rosengärtner zeigen. Allerdings trägt auch das zeitige Einstutzen der Veredlungen und das Fortnehmen der ersten Knospen sein Teil zu dieser Erscheinung hei, aber die Hauptsache liegt doch noch anderswo. Die Kulturen der Rosisten werden nach zweijährigem Betriebe meistens völlig abgeräumt und innerhalb der fünfmonatlichen Vegetations- und Entwickelungszeit der Kronen kann der Rost nur sporadisch zur Entwickelung gelangen, weil die Verbreitung dieser Krankheit bei weitem langsamer vor sich geht als diejenige des Schimmels. Liegt eine solche Rosenpflanzung ausserdem recht frei, so wird dadurch einerseits der Blattwuchs widerstandsfähiger, andererseits werden die Sporen vom Winde fortgeführt, bleiben also nur in verhältnismässig geringer Zahl an den nächsten Pflanzen haften. Die Hauptvorbedingung eines guten Herbst flores ist also die, dass die Pflanzen pilzfrei sind.
Glücklicherweise giebt es aber unter den Rosen neben den sogenannten Rostträgern auch solche, die völlig rostfrei sind. Es gehört vor allem dahin die mehr und mehr zur Herrschaft gelangende Theerose. In fieberhaftem Ringen wetteifern die Züchter hüben und drüben, immer schönere Gestalten in neuen und herrlicheren Farben hervorzuzaubern, und früher oder später wird die Theerose zur ausschliesslichen Herrschaft gelangen, je nachdem es früher oder später gelingen wird, die Vorzüge der übrigen Arten mit dieser Art zu vereinigen und ausserdem eine
grössere Anzahl wetterfester Sorten zu erziehen. Unter den sogenannten Theehybriden sind freilich manche, welche nicht rostbeständig sind, wie z. B. Grace Darling, aber eine grössere Anzahl derselben ist rostfrei.
Da man nun in den Gegenden, wo dei Rosenrost das ganze Jahr hindurch nicht zur Ruhe gelangt, sich vorzugsweise auf die Kultur rostfreier Arten beschränkt, so liegt es recht nahe, dass auch wir nur dann auf Vertilgung des Rosenrostes sichere Aussicht haben, wenn wir eine Reihe von Jahren grundsätzlich nur rostfreie Sorten kultivieren und alle Rostträger erbarmungslos vernichten. Natürlich ist zu diesem Vorgehen, wenn der Erfolg ein durchschlagender sein soll volle Einhelligkeit unter allen Rosenliebhabern in einem verseuchten Bezirke zu erstreben. Ist dann nach einigen Jahren das Uebel gänzlich verschwunden, so kann man mit der Kultur der Rostträger wieder beginnen, muss dann aber vor neuem Einschleppen der Krankheit auf der Hut sein*).
Was nun die Uebersiedelung des Rosenrostes auf andere Pflanzen betrifft, so ist es mir gelungen, denselben auf Wolfsmilcharten**) (Euphorbia) und die Saudistel (Sonchus arvensis) zu übertragen. Von diesen Pflanzen siedelte derselbe dann noch auf verschiedene andere Pflanzen über, z. B. auf Senecio vulgaris. Auch geht aus den Mitteilungen anderer Beobachter hervor, dass nach Einschleppung des Rosenrostes sich besonders in nassen Jahren Rost an verschiedenen krautartigen Pflanzen und Gehölzen zeigte, so u. a. an Cornus sanguinea. Anscheinend wird durch die Uebersiedelung des Rosenrostes auf andere Pflanzen eine Schwächung des Pilzes bewirkt, daher denn die schon oben angedeutete eigenartige Erscheinung, dass nämlich der Rost von den infizierten Pflanzen anf die Rose nicht wieder übertragbar ist, ihre Erklärung gefunden haben würde.
Heinrich Drögemüller, Rektor zu Winsen a. d. Luhe.
Zwei Schnittrosensorten.
Wenn ich mir erlaube, an dieser Stelle auf zwei sehr zu empfehlende Rosen aufmerksam zu machen, so bin ich weit entfernt zu glauben, dem Liebhaber sowohl als dem Handelsgärtner etwas Neues zu verraten; nur möchte ich die Aufmerksamkeit auf zwei Sorten lenken, welche ich mehrere Jahre vorzugsweise kultiviert habe und welche so schöne Erfolge lieferten. Es sind dies Mlle. Laurette Messimy und Marie Lambert.
Obgleich wir unter den Neuheiten der letzten Jahrgänge Sorten von ganz hervorragender Schön-
*) ist nicht durchzufiiliren 1 D. Eed.
**) Die Euphorbien und Sonchus sind meist mit eigenem Kost behaftet! I). Red.