Per g)ßfl£au.

Monatsschrift für Homologie und Obstkultur. Srgan des Württembergischen SWalwrreins, E. V.

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Jf§. 4 . Skullgari, Ilxrü. 1909 .

I. Praktischer Obstbau.

Die Anlage und Gehandlung von Privatobstgärten.

Vortrag von unserem Vcreinssekretär G. Sch aal auf der Monatsversanimluug am 14. Jan. 1909.

Das vorliegende Thema ist so weitumfassend, daß man unmöglich alle hier vorkommenden Fälle >n einer kurzen Rede behandeln kann. Die per­sönliche Entscheidung von Fall zu Fall wird ja bei der Anlage eines Obstgartens fast immer Nlaßgebend sein. An Ort und Stelle sieht man Niit einem Blick mehr, als man mit einem Schema Üstlegen kann. Auch die persönlichen Wünsche der Besitzer spielen eine wesentliche, wenn nicht die Hauptrolle.

Zur besseren Übersicht teile ich die verschiedenen Privatobstgärten in drei Gruppen ein:

1. Der kleine Hausgarten.

2. Der Obstgarten des Gartenlieb­habers, wie man ihn meist dicht vor den Toren derStädte findet.

3. Der Obstgarten des Landwirts, das Baum gut.

Die erste Gruppe umfaßt ungefähr alles, b^as in der Größe bis zu etwa 10 Ar in der Pähe der Häuser mit Obst angelegt ist.

Die Besitzer dieser Hausgärten gehen meist b°n dem Gedanken ans: Nun haben wir ein ^genes Gärtchen, da wollen wir auch etwas eigenes Obst darin ziehen.

So einfach das klingt und so gerne wir diesen Wunsch äußern hören, so ist gerade die Obstzucht > zwischen hohen Häusern in den Städten mit den ! größten Schwierigkeiten verbunden.

Ein Spalier an der sonnigen Wand, nach einer breiten Straße zu gelegen, Pyramiden mit möglichst viel Abstand untereinander, einige wag­rechte Kordons lassen sich in den meisten Fällen in einem Vorgärtchen ganz gut anbringen und bei richtiger Weiterbehandlung ist auch auf eine Fruchtbarkeit dieser Bäume zu rechnen.

Fällt aber der Besitzer eines solchen Hausgärt­chens bei der Anlage nicht dem richtigen Mann in die Hände, so wird hineingestopft, was irgend möglich ist und es wird so dicht gepflanzt, daß nach wenigen Jahren schon eine Pflanze die andere hindert. Auf solche Weise bepflanzt, kann der Hausgarten nur ein abschreckendes Beispiel für die ganze Nachbarschaft werden. Die Bäume wachsen sehr schnell ineinander, Luft und Licht haben keinen Zutritt mehr, das Ungeziefer, das aus natürlichem Selbsterhaltungstrieb die geschütztesten Stellen aufsucht, siedelt sich hier in Massen an. Von Fruchtbarkeit ist kaum die Rede; denn wo keine Sonne hinfällt, da wächst auch nichts.

Im allgemeinen sollte man bei Anlage der Vorgärten nicht immer von dem Gedanken aus­gehen, daß hier Obst wachsen müsse. Vom Stand­punkt des Schönheitssinnes präsentieren sich Ge­hölze und immergrüne Pflanzen weit vorteilhafter.