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Der Obstbau. Septemberheft 1910.

lichst direkt zuzuführen; dieser Gedanke liegt dem Bewässerungs- und Düngungssystem mittels in den Boden gelegter durchlöcherter Röhren zu Grunde, welches von Herrn Claus Mohr in Stuttgart ausgearbeitet worden ist und welches eine Prüfung in bezug auf seine Ausführbarkeit' und Rentabilität zu verdienen scheint. >

In der letzten Zeit hat Prof. Steglich, wie er mir vor kurzem frenndlichst mitteilte, seine Vor- j schriften für die Düngung der Obstbäume noch sehr wesentlich vereinfacht und eine kurze Tabelle aufgestellt, aus der man nach Feststellung des Stammumfanges ohne weiteres den Bedarf an Nährstoffen entweder auf 1 gm Standfläche oder auf 1 am Stammumfang bezogen ablesen kann. Zu weiterer Bequemlichkeit ist auch die Menge der gewöhnlichsten mineralischen Düngemittel Chili­salpeter, Superphosphat, Kalisalz und kohlen­saurer Kalk, direkt angegeben und immer eine gewöhnliche und eine erhöhte Gabe berücksichtigt. Ich möchte daraus nur erwähnen, daß im Durch­schnitt der verschiedenen Obstarten der jährliche Nährstoffbedarf für jeden Zentimeter Stamm­umfang beträgt: 3 g Stickstoff, 1 g Phosphor- fäure, 4,5 g Kali und 4 g Kalk; im übrigen verweise ich auf eine kurze Anleitung zur prak­tischen Ausführung der Obstbaumdüngung, welche 1 Prof. Steglich demnächst wird erscheinen lassen, und bezüglich des guten Erfolges einer rationellen Obstbaumdüngung auf die neuesten Versuche, die j auf Veranlassung der Deutschen Landwirtschafts- < gesellschaft in der Pfalz mit Zwetschenbäumen! angestellt worden sind. Es ergab sich dabei im j Durchschnitt der 5 Versuchsjahre auf einen Baum ^ berechnet bei Volldüngung ein Mehrertrag von 9,8 leg gegenüber Ungedüngt und eine Erhöhung! des Reingewinnes über die Düngungskosten von 70 Pf. Das Gewicht einer einzelnen Zwetsche betrug durchschnittlich 12 g bei Ungedüngt, 17 g bei Volldüngung. Einseitige Düngung ohne Stick­stoff hatte gar keinen. Weglassen von Phosphor­säure oder Kali einen sehr geringen Erfolg; ein­seitige Stickstoffdüngung führte auch hier wieder späte Reife der Blätter, der Früchte und des Holzes herbei. Ob die Stickstoffdüngnng als Chilisalpeter oder als schwefelsaures Ammoniak gegeben wurde, machte in der Entwicklung der

Bäume und im Fruchtertrag keinen Unterschied, ebensowenig, ob die Düngung trocken oder mit Wasser zugeführt wurde.

Die Obstbaumdüngung legt also das Fun­dament zum Gedeihen des Baumes, mit ihrer Hilfe kann sich eine kräftige Belaubung ent­wickeln, deren Förderung und Gesunderhaltung eine wichtige Aufgabe des Obstzüchters ist, denn sie allein erzeugt die Stoffe, die zur Entstehung der Blüten und Früchte sowie zu deren Aus­reisen erforderlich sind; erleichtert und von äußeren Einflüssen unabhängiger wird die Fruchtbildung beim Anbau von selbstfertilen und jungfern- früchtigen Sorten. Möge es gelingen, die neu angebahnten Wege zur Sicherung und Steigerung des Ertrages unserer Obstbäume immer mehr auszubauen und nutzbar zu machen!

Einige nützliche Insekten in Feld und Garten.

Die fortwährende Zunahme der den land­wirtschaftlichen Kulturpflanzen schädlichen Insekten veranlaßt den Naturfreund und besonders den praktischen Landwirt und Gärtner, sich im Kampfe gegen die Schädlinge umzusehen nach Bundes­genossen, die ihm als Helfer treu zur Seite stehen. Mit Recht wird die Pflege und der Schutz der nützlichen Vögel, besonders der kleinen Singvögel, als ein wirksames Mittel zur Bekämpfung des Ungeziefers immer und immer wieder aufs ein­dringlichste empfohlen. Da bei der intensiven Ausnutzung des Bodens die Wohnstätten der Vögel und deren Nist- und Brutgelegenheiten, die lebenden Hecken und die hohlen Bäume, fall ganz verschwinden, so sollte man allenthalben in unseren Gärten den Vögeln neue Heimstätten schaffen durch ein kleines Dickicht, einen Zaun von Dornsträuchern usw., sowie durch Aufhängen von Nistkästen. Es gibt aber auch eine ganze Anzahl von Feinden und Vertilgern der Schädlinge in der eignen Klasse der Insekten, die oft verkannt und gleich den schädlichen getötet werden, wo man sie nur sieht. Denn viele Leute glauben, alle Insekten, mit Ausnahme vielleicht der Bienen und der Seidenraupe, seien schädlich! Nur wenige Menschen können die nützlichen von den schädlichen unter-