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Monatsschrift für pomologie und Obstkultur.
Organ des Mürttmlmgischen , E. U.
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M 7. zmtzavt, Juli. 1912 .
I. Praktischer Obstbau.
Sbstbau in llbMStzeii Weinbergen.
Vortrag auf der Generalversammlung des Württ. Obstbauvereins am 2. Februar 1912 von Wein- bauinspektor Mährlen in Weinsberg.
(Fortsetzung.)
Wir finden in unserer Heimat zwei typische Bergformen, die ich in einer schematischen Skizze zur Anschauung z» bringen bemüht war: das eine ist die konvexe Form, wie sie im Keuper- gcbiet die Regel ist; das andere die konkave Form, die dem Muschelkalkgebiet eigentümlich ist. Beide Formen haben das gemein, daß am Fuße der Hänge die für den Obstbau günstigsten Bodenverhältnisse zu suchen sind; je weiter man den Hang hinanfkommt, um so mehr verflacht sich die Krume, bis mau in die vorhin geschilderte Zone der Grundarmut gelangt, die dafür die wärmereichste ist, und deshalb noch am längsten das Reservatgebiet des genügsamen Rebstocks bleiben wird. Ans der Höhe bessern sich für den Obstbau meistens die Verhältnisse wieder; die Böden werden wieder tiefgründiger und kühler. Die auf der Skizze schematisch angcdeutete Art des Baumwachstums können Sie unschwer an vielen schon vorhandenen Anlagen nachkoutrol- lieren. Natürlich gibt es da noch alle möglichen Variationen. Es soll sich z. V. nur auf halber Höhe eines Keuperhangs eine Einmuldung befinden, sofort haben wir hier einen günstigen
Standort für Obstbäume; oder eS sollen Schluchten den Zug eines Berghangs unterbrechen; sofort bietet der eine oder andere Hang derselben Raum für Obstbau. Die Böden an den Rebhängen des Albtranfgebiets, die auch schon schrittweise dem Obstbau entgegengeführt werden, machen in den geschilderten Verhältnissen keine Ausnahme. Anders ist's in den Moräne- und Molasseböden des württ. Bodcnseegebiets, die, wie oben schon ermähnt, auch an den von der Rebe verlassenen Südhängen, die bekanntlich dort nur mäßige Höhen erreichen, gedeihlichen Obstbau zeigen.
Habe ich oben von der Wichtigkeit der atmosphärischen Luftfeuchtigkeit gesprochen, so ist jetzt auf den nicht minder bedeutsamen Feuchtigkeitsgehalt des Bodens hinzuweisen. Zu dem, was ich hier zu sagen hätte, möchte ich einem Altmeister der Pomologie, dem alten Obcrdieck, das Wort geben, weil er das, was unser Thema angcht, so schön und klar sagt, und weil wir uns das alles heute noch hinter die Ohren schreiben dürfen. Oberdieck schreibt:
„Durch die in langen Jahren fortgesetzten und in ziemlich weiter Ausdehnung gemachten und durch Hunderte von eingesammeltcn und registrierten Beobachtungen bestätigten Erfahrungen ist es mir gegeuwäitig bereits nicht mehr fraglich, sondern völlig gewiß geworden, daß bei ; den meisten Obstsorten es ziemlich einerlei ist, ! ob man sie in leichten oder schweren, ja selbst