106
Ter Obstbau. Juliheft 1912.
Praktische Demonstrationen.
Am Sonntag den 2. Juni fanden im Vereinsgarten I in Stuttgart und gleichzeitig auch im Vereinsgarten II in Cannstatt praktische Demon- stralionen über das Pinzieren und die Sommer- behandlnng der Obstbäume statt. An beiden Stellen hatten sich je 50—60 Teilnehmer, zum Teil aus ferner gelegenen Orten, eingefunden. In Stuttgart begrüßte das Ausschnßmitglied Fabrikant Herz die Erschienenen. Er berichtete über die Ernteaussichten und wies ans die Schädlinge hin, gegen die augenblicklich erfolgreich vorgegangen werden könne. Baumschulbesitzer Schlenker-Stuttgart, Dederer-Feuerbach und Vereinssekretär Sch aal führten die praktischen Arbeiten aus. Die Veranstaltng im Cannstatter Vereinsgarten leitete Hofgarteninspektor Hering, die praktischen Arbeiten wurden von Baumschulbesitzer Müller-Feuerbach, Obergärtner Hoß, der Aldinger'schen Baumschulen-Feuerbach und Baumwart Heermann-Cannstatt ausgeführt.
Die praktischen Demonstrationen in den Vereinsgärten erfreuen sich einer immer regeren Teilnahme seitens der obstbautreibenden Bevölkerung, was schon daraus hervorgeht, daß wieder 6 neue Mitglieder der Aufforderung zum Beitritt Folge leisteten. Es entwickelt sich bei diesen Zusammenkünften stets ein reger Austausch von Fragen und Meinungen. Mancher Gartenbesitzer hat über die wirksamste und billigste Schädlingsbekämpfung und andere ihn interessierende Fragen wertvolle Belehrungen mit nach Hause genommen.
VollausschuWung in Aeuenstein
OA. Ochringen.
Die letzte Vollausschußsitznng des Württ. Obstbauvereins fand am 9./10. Juni 1912 in Neuenstein im Gasthof zur „Sonne" statt und zwar diesmal, da der Vorstand, Herr Gemeinderat Fischer-Stuttgart, zur Zeit aus Gesundheitsrücksichten in Oberbayern weilt, unter Leitung des stellvertretenden Vorstands, Herrn Oekononiierat Warth-Stuttgait. Nach einem Besuch der weitbekannten Koppenhöfer'schen Anlagen wo ein Imbiß mit vortrefflichem „Schwabenjörgle" (Elitewein der Gegend) bereit stand und woselbst man au der zinkverschalten Gicbelseitc des Hauses noch die deutlichen Spuren des Hagelsturms von 1897 sehen konnte, und nach Besichtigung des musterhaft gehaltenen Vereinsgartens, sowie nach einem gemeinschaftlichen Mittagessen in der „Sonne" beriet man unter dem Vorsitz des zweiten Vereinsvorstands, Oekonomierat Warth von Stuttgart über die einzelnen Punkte der Tagesordnung, aus ; der wir nur das Wichtigste hervorheben. Zuvor
wurden noch folgende Drahtgrüße zwischen Oberbayern und Hohenloherland gewechselt: 1. Obstbauverein Neuenstein: Ersprießlichen Erfolg den wichtigen Beratungen und herzliche Grüße. Fischer. 2. Gemeinderat Fischer: Diessen am Ammersee, Oberbayern: Die Neuensteiner Versammlung wünscht ihrem verehrten Vorstand baldige völlige Wiedergenesung und erwidert den Drahtgruß herzlich. Im Auftrag Warth. — Auch wurde die Versammlung mit Begrüßungsansprachen seitens des Herrn Stadtschultheiß Scholder-Neuenstein und des Bezirksvorstands Oberamtmann Closter- meyer-Oehringen erfreut.
Für den VI. Obstbautag in Ehingen a. d. D. (am 12/13. Oktober d. I.) wird bestimmt, daß die Vertraucnsmännerversammlung am Samstag nachmittag, der Obstbautag am Sonntag nachmittag abgehalten werden soll.
Ueber den Ausbau der Vertrauensmännereinrichtung wird in Ehingen beschlossen werden. — Das Ergebnis der Prämiierung findet sich an anderer Stelle dieser Nummer. — Ueber Bezirksvereinssatzungen ergaben sich Schwierigkeiten, die geordnet werden müssen. — Von einem vielgenannten Rauchmittel gegen Frostgefahr will man bis auf weiteres absehen. — Von dem fürs Grundblatt vorgeschlageuen Roten Bellefleur (blüht außerordentlich spät) sollen Reiser beschafft und Versuche damit angestellt werden. — Betr. Ueber- nahme der Honigvermittluug: der mit dem Württ. Bienenzüchterverein vereinbarte Vertragsentwurf wurde mit unwesentlichen Aenderungen einstimmig genehmigt und demnach die Honigvermittlung probeweise bis 1. Juli 1915 gegen einen jährlichen Betrag von Mk. 1000.—, für das angefangene Jahr von Mk. 700.—, übernommen. Der Württ. Obstbauverein wird in diesem Jahr auf dem Cannstalter Volksfest wieder mit einer Obstausstellung vertreten sein. Es soll diesmal auch die Verpackung vorgeführt werden. — Als Delegierter und Berichterstatter für die I. Deutsche Gartenbauwoche in Bonn wurde Vereinssekretär Schaal für die 3 Haupttage 8./11. Juli beordert.
Für den nächsten Tag lag eine Einladung I. D. der Fürstin Therese von Hohenlohe-Waldenburg nach Schloß Waldenburg vor, in dessen Nähe die Fürstin auf ihrem musterhaft bewirtschafteten Gut Laurach eine schöne Obstanlage erstellt hat, in der sie selber tätig zu sein pflegt. Von Herrn Domänendirektor Otto, Stadtschultheiß Schmiech und Hofgärtner Bergold empfangen, machten die Gäste zunächst einen Gang um das altertümliche Bergstädtchen, besichtigten das wunderhübsch gelegene Landhaus des Stadtvorstands mit seinem Zwergobstgarten und betraten dann das fürstliche Schloß, wo ein reichliches Frühstück mit prächtigem Waldenbnrger Eigengewächs und