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Der Obstbau. Juliheft 1912
zeigen nie das ausgeprägte Aroma; einige Tage zu spät gepflückt, schmecken die Früchte fad und mehlig. Ueber Obstverpackung findet der Leser das Nötige im „Württ. Obstbau" (S. 34). Weiteres wird unser Flugblatt angeben, das auf dem nächsten Obstbautag (Ehingen a. D., Okt.) zur Verteilung kommen wird. Von Steinobst werden Pfirsiche und Aprikosen genau wie Aepfel und Birnen verpackt. Doch sind größere Gefäße nicht praktisch, Spankörbe haben sich am besten bewährt. Die Zwischenlage von Holzwolle muß in jedem Fall erst mit Seidenpapier abgedeckt werden, denn diese Früchte dürfen, besonders Pfirsiche, mit Holzwolle nicht in direkte Berührung kommen, weil der Staub der letzteren sich zu sehr aus der behaarten Schale festsetzt. Für Kabinettfrüchte verwendet man Kartons mit Fächern aus Wellpappe, die man selbst passend znrecht schneiden kann. Aprikosen kann man ziemlich unreif zum Versand bringen, sie reifen gut nach. Pfirsiche dürfen höchstens zwei bis drei Tage vor der Vollreife abgenommen werden, weil sie sonst viel an Geschmack einbüße». Bei Kirschen, Zwetschen, Pflaumen und Mirabellen ist die Verwendung von Holzwolle ausgeschlossen. Sie sollten ausschließlich in Spankörben mit Seidenpapiereinlage versandt werden, jede größere Menge als 2b Pfund drückt sich durch das Eigengewicht. Um der Packung doch die nötige Festigkeit geben zu können, werden diese Früchte mit frischgeschnittenem Gras oder Farnkraut, auch mit Waldbaumlaub abgedeckt. Erdbeeren dürfen nur in kleinen reinlichen Gefäßen, mit Erdbeer- oder Weinblättern bedeckt, versandt werden. Himbeeren und Brombeeren werden in 10 Pfund-Kübeln offen verschickt. — Beim Beerenobst ist es dringend notwendig in diesem Jahre höhere Preise zu erhalten, die strengen Nachtfröste im April und Mai haben Blüte und Fruchtansatz des Beerenobstes am meisten geschädigt. Die Obstzüchter dürfen sich nicht darauf beschränken, nur selbst die vom Deutschen Pomologenverein festgesetzten Mindestpreise innezuhalten und noch höhere Preise zu erlangen, sondern sie müssen auch die ihnen befreundeten Becrenobstzüchter veranlassen, das gleiche zu tun. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß die Preise dauernd steigen werden.
Schon im vergangenen Jahre sind Fabrikanten und deren Bevollmächtigte zahlreich zu dem Deutschen Pomologenverein nach Eisenach gekommen, um sich nach Bezugsquellen von Beerenobst zu erkundigen. Schon im vergangenen Jahre — 1911 — bestand ein großer Mangel an allem Beerenobst und an Sauerkirsche». Ans diesem Grunde braucht kein Obstzüchter Sorge zu tragen, daß ihni, wie es wohl in früheren Jahren der Fall gewesen ist, seine Ernten unverkäuflich bleiben oder nur zu sehr niedrigen Preisen abgesctzt werden können, sofern er nicht rechtzeitig vor der Ernte den Verkauf abschließt. Deshalb sich ja nicht einschüchtern lassen, sondern auf Mindestpreise und noch höhere Preise Hallen! — Unsere Leserinnen wollen wir darauf aufmerksam machen, daß an der K. Weiu- bauschule in Weinsberg und im Pomologischen Institut in Reutlingen im Laufe dieses Sommers sechstägige Unterrichtskurse, in welchen über Ernten, Sortieren, Verpacken und Dörren von Obst und Gemüse, über Herstellung von Marmeladen, Gelees, Pasten, Obstsäften, Konserven usw. praktische und theoretische Unterweisung erteilt wird, abgehalten werden. Die Kurse finden statt
a) in Weinsberg in den Wochen vom 15. bis 20. Juli, 22. bis 27. Juli, 5. bis 10. Aug., 12. bis 17. August und 28. August bis 3 September,
b) in Reutlingen in den Wochen vom 29. Juli bis 3. August, 5. bis 10. August, 2. bis 7. September und 9. bis 14. September.
Die Teilnehmerinnen müssen das 16. Lebensjahr zurückgelegt haben. Für Wohnung und Kost während der Dauer des Kurses haben sie selbst zu sorgen. Die Kursgebühr von 4 Jl ist vor Eröffnung des betreffenden Kurses an das Kassenamt der K. Weinbauschule in Weinsberg bezw. an Herrn Oekonomierat Lucas in Reutlingen zu entrichten. Bedürftigen Teilnehmerinnen kann die Kursgebühr nachgelassen werden. Gesuche um Zulassung zu diesen Kursen waren bis spätestens 29. Juni d. I. einzuscnden:
a) für Wcinsberg au die K. Weinbauschule daselbst,
b) für Reutlingen an den Direktor des Pomologischen Instituts, Herrn Oekonomierat Lucas in Reutlingen. —