Über Boggensüohtuog.

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im größeren Stile nicht gedacht werden. Prof. v. BQmkei hiit hier, wie er es ähnlich schon bei anderen landwirtschaftlichen Spezialgebieten gemacht, zunächst in aller Stille ein einfaches, aber sehr praktisches Pflanzon- züchtungsinstitut aufgebaut und eingerichtet, einen Zuchtgarten angelegt, Maschinen usw. besorgt und jetzt erst sucht er sich eine geeignote Kraft, die ihn entlasten soll. Dieser kann nun gleich mit vollem Eifer einsetzen, braucht nicht mehr selbst umgraben, Unkraut jäten, Erbsen aufbinden usw., w ie ich es tun mußte Arbeiten, die jeder Tagelöhner besser machen kann als der Professor. Wenn wir jetzt ein Institut für gärtnerische Pflanzenzüchtung in Eisgrub erhalten, so verdanken wir diese munifizierte Stiftung nicht dem Staate, sondern dem regierenden Fürsten Johann von Liechtenstein. Von dem fiirstl. liechtensteinschen Garteildirektor Regierungsrat Lauche auf meinen gemeinschaftlich mit Prof. v. Rümker verfaßten Bericht über unsere Studien auf dein Gebiete der experimentellen Vererbungslehre in Nord - Amerikaaufmerksam gemacht, hat uns Fürst Liechtenstein 100 000 Kronen zum Aufbau eines ähnlichen Instituts zur Verfügung gestellt, wie sie in Nord-Amerika schon in größerer Anzahl bestehen. Bei Gründung staatlicher Anstalten solcher Art finde ich es richtiger, dieselben ähnlichen, schon bestehenden Instituten anzugliedern, weil sich ein experimentelles Zusammenarbeiten mehrerer Kräfte, speziell von Pflanzen- und Tierzüchtern auf dem Gebiete der Verorbungsfragen \orzüglich bewährt, wie ich dies in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika beob­achten konnte.

Um auch eine Bemerkung über den Vortrag des Referenten zu machen, erlaube ich mir zu erwähnen, daß auch ich mich mit der experimentellen Bearbeitung der Xenienfrage beim Koggen seit .Jahren beschäftigt habe. Mein Material war allerdings noch ein unreines und daher sehr schwer zu bearbeiten. Heute, nachdem es Prof. v. Kümker gelungen, reinfarbig ver­erbende Stämme zu züchten, ist mit diesem schönen Material die Xcnien- frage beim Roggen viel leichter zu bearbeiten und der Erfolg viel mehr in die Augen spjingond.

Vorsitzender L Kühle-Gunsleben: Die Ausführungen des Herrn Prof. Dr. v. Tschermak waren von hohem Interesse, es erscheint, als wenn das Übel, von dem hier gesprochen wurde: Mangel an Mitteln für die Zwecke der Pflanzenzucht nicht nur in Deutsch­end heimisch ist, sondern sich anscheinend auf den ganzen Dreibund er­streckt Ich will nicht darauf eingehen, ob es praktisch ist, ein Zcntrabnstitut *u schaffen, oder ob die geforderten Forschungsinstitute als neue Abteilungen »0 bestehende Institute angegliedert werden sollen. Das zu entscheiden, wollen wir den berufenen Fachleuten überlassen. Daß aber etwas im Inter­esse weiterer Förderung der Pflanzenzucht geschehen muß. darüber sind wir, w 'e es scheint, vollkommen einig, das sprechen auch die Herren v. Kümker 1111(1 v. Tschermak klar aus.