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mehr Fetalen. Die Farbe der Blumen wechselt, bald goldgelb, bald strohgelb mit rot und lila gestreift.
Amerikanische Lilien.
Von Heinr. Nietner.
eit Jahrtausenden sind die Lilien die Lieblinge des Volkes; in der Mythologie sind sie bekannt, und solange man in Furopa überhaupt Blumen pflegt, haben sich stets die verschiedenen Lilienarten einer besonderen Vorliebe zu erfreuen gehabt. Alle Arten wetteifern miteinander hinsichtlich der Schönheit und edlen Blütenform, fast alle sind wohlriechend und ihr Duft ist oftmals so stark, dass er betäubend wirkt.
Die Mehrzahl der bekannten Lilienarten hat ihre Heimat in den gebirgigen Teilen der alten Welt: Mittel- und Südeuropa, das östliche Asien, Indien, China und Japau sind die Länder, aus denen diese lieblichen Zwiebelgewächse stammen. Doch auch in Nordamerika haben einige hervorragende Lilienarten (s. Abbildung S. 373) das Heimatsrecht und mit diesen will ich mich heute beschäftigen.
Die Bermuda-Osterlilie (Lilium Harrisi) ist wohl die bedeutendste der amerikanischen Arten. Noch keine Lilie hat solch' enorme Verbreitung und allgemeine Aufnahme gefunden, wie diese. Sie ist sehr reichblühend, trägt herrlich reinweisse Blumen von edler Form und entzückendem, milden Wohlgeruch, und sind sowohl die Pflanzen, als auch die abgeschnittenen Blumenstengel wirkungsvolle Schmuckstücke. Der Wuchs der Pflanze ist kräftig und gedrungen, sie wird 30—50 cm hoch, der Blütendurchmesser beträgt 20 cm, die Länge der Röhre 15—17011 Sie liebt hohe Temperaturen und lässt sich im Winter leicht treiben.
Ilumboldt's Lilie (L. HunibolJtia- num) stammt aus der Sierra Nevada. Sie hat einen 1 '/2 m hohen Blütenstiel, der 30—40 orangefarbige, braungefleckte, nickende Blumen trägt und zählt zu den schönsten nordamerikanischen Lilien.
Die stolze Lilie (L. superbum) erreicht eine Höhe von 1 '/ 2 —2 m und trägt an ihrem Blütenstiel zehn bis zwölf glühend orange gefärbte, purpurrot gestreifte Blumen. Verwandt mit ihr ist
Maximowicz's Lilie (L. Maximo- wiezii). Diese hat einen 1 — 1'/■> m hohen, weissgestreiften Stengel, welcher mit schmalen, linearisch-lanzettlichen, dunkelgrünen Blättern besetzt ist. Die Blumen sind orange gefärbt und mit schwarz- purpurroten Punkten vom Grunde bis zur Mitte besäet, die Blumenblätter gerollt.
Parry's Lilie (L. Parryi) hat einen etwa 70 cm hohen, schlanken Blütenstengel, der mit lanzettlichen, schmalen, in Quirlen stehenden Blättern besetzt ist. Die angenehm duftenden Blumen sind gelb mit dunklen Flecken und erreichen die Grösse wie die der L. superbum.
Washington's Lilie (L. II 'ashing- tonianum) stammt aus der Sierra Nevada und ist winterhart. Der Stengel erreicht eine Höhe von 1 — 1\'-> m und trägt an seiner Spitze die weissen Blumen.
Die Kultur ist fast bei allen Lilienarten die Gleiche: im Freien verlangen sie einen tiefbearbeiteten, mit verrottetem Mist gedüngten Boden und Schutzdecke bei Frostwetter. In Töpfen giebt man recht nahrhafte, sandige Erde und setzt die Zwiebeln etwa 6 cm tief in lange Töpfe. Die Vermehrung geschieht hauptsächlich durch Brutzwiebeln. Das Verpflanzen der Zwiebeln geschieht, wenn das Laub abgestorben ist, 10 cm tief in Abständen von 20—30 cm, doch soll dasselbe nur alle 2 Jahre vorgenommen werden. Die Zwiebeln sollen nicht lange der Luft ausgesetzt werden, deshalb verpflanze man sie sofort wieder, oder schlage sie in Freie ein. In Töpfen überwintere man die Zwiebeln kühl und stelle sie luftig und hell, wenn sich die Triebe zeigen, auch vergrössere man - mit fortschreitender Entwickelung die Wasserzufuhr.