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Ueber die europäischen Arten der Gattung SAPROMYZA.
Die Gattung Sapromyza wurde zuerst von Fallen aufgestellt. Meißen behielt den Namen bei, vereinigte aber unter demselben die beiden Pallen'schen Gattungen Sapromyza und Palloptera, worin ihm Macquart gefolgt ist; Meigen hat hier offenbar einen falschen Weg eingeschlagen, da beide Gattungen sehr wesentliche Unterschiede zeigen; die Arten der Gattung Palloptera lassen sich leicht an dein Mangel des Borstenhaares, welches sich bei den echten Sapromyza - Arten auf der Aussenseite aller, oder doch der vordersten und mittelsten Schienen kurz vor der Spitze findet, und durch den ganz anderen Bau der Genitalien, welche bei den Weibchen der Palloptera- Arten aus einem langen, hornigen Legebohrer bestehen, unterscheiden. Ich mnss deshalb ganz und gar der Ansicht Herrn Zetterstedt's beistimmen, welcher beide Gattungen getrennt erhält, eine Ansicht, mit welcher auch die Haliday's und anderer Dipterologen übereinstimmt. — Unter den Arten, welche Fallen und Meigcn zu Sapromyza bringen, zeigt sich eine Gruppe, welcher vorzugsweise die kleinen Arten (flava, interslincta, binotuta, femorella u. s. vr.J angehören, von allen andern Arten so wesentlich verschieden, dass ihre Ausscheidung aus der Gattung Sapromyza unerlasslieh nöthig ist; linsenförmige Gestalt des 3ten Fiihlergliedes, eigentümlicher Bau des Untergestelltes, Abriickung der hinleren Querader vom Hinterrande des Flügels und der Mangel aller Borstenhärchen vor und am Ende der Schienen zeichnen sie mehr als hinlänglich aus. Für diese untergeordnete Gruppe den Namen Sapromyza beizubehalten, wie Herr Haliday will, verbietet der verhällnissmässig geringe Umfang derselben; bei Herrn Rob. Desvoidy ist sie in die Gattungen Scyphella und Lisella getheilt, von denen die erstere unter anderen durch die sphärischen Eindrücke, welche der Hinterleib haben soll, charakterisirt wird; diese sphärischen Eindrücke sind aber weiter nichts, als eine Folge des Vcrtrocknens der verhält- uissmässig grossen Eier im Hintcrlcibe des Weibchens; wir haben also hier den merkwürdigen Fall, dass eine Gattung auf die Weibchen, die andere auf die Männchen derselben Arten begründet wird. Es wird so wohl einem nüchternen Entomologen nicht verdacht werden, wenn er diese Gattungen nicht annimmt, und es wird ihm gewiss niemand das Recht bestreiten, jene Gruppe mit einem neuen passenden Namen zu belegen, so dass die Beibehaltung eines jener beiden Namen, wozu ich Scyphella vorschlagen möchte, als eine ganz besondere Rücksicht betrachtet werden wird. — Eine Unsicherheit herrscht ferner hinsichtlich der gegenseitigen Begrenzung der Gattungen Sapromyza und Lauxania, welche auch in der That in der allernächsten Verwandtschaft stehen; namentlich sind es die Arten beider Gattnngen mit befiederter Borste (Laux. longipennis, lupulina. - Sapromyza fasciala, plumicornis u. s. yr.J, deren Stellung zweifelhaft scheint, wie denn z. B. Fallen dieselbe Art als Lauxania fasciata beschreiht, die M eigen später als Sapromyza rivosa beschrieben hat. Ich denke, dass hier Meigcn dem Richtigen näher gekommen ist als Fallen, obgleich ich auch die von Meigen für beide Gattungen eingehaltene Scheidelinie nicht gut heissen kann. Es scheint mir in der That die Grenzlinie nur entweder 1) naih der allgemeinen Körperfärbung, oder 2) nach der Gestalt der Fühler und des Untergesichtes und der Anwesenheit oder dem Mangel des Metall- glanzes der Körperfärbung gezogen werden zu können. Im erstem Falle würden alle Arten mit heller Körperfärbung, also auch Laux. lupulina, zu Sapromgza, dagegen alle dunkel gefärbten Arten, also auch Laux. longipennis, zu Lauxania zu rechnen sein. Im zweiten Falle würden nur diejenigen Arten bei Lauxania bleiben, die metallische Körperfarbe, ein der Quere nach eingedrücktes Untergcsicht und ein mehr oder weniger verlängertes 3tes Fülllerglied haben, so dass dann auch Laux. longipennis zu Sapromyza zu rechnen wäre. Fasst man nur die europäischen Arten in das Auge, so kann man kein Bedenken haben, letzterer Anordnung den Vorzug zu geben, da dann alle Arten mit gefiederter Fühlerborste von Lauxania entfernt werden und mit der Mehrzahl der Sapromyza bereits zugezählten Arten, deren Fühlerborste ebenfalls gefiedert ist, eine genügend geschlossene Gruppe bilden. Entscheidend dürfte in dieser Beziehung erst eine
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