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Flammen auf, und ihr Herz war fast zu klein für diesen Ozean von Wonne und Glückseligkeit. Dann gedachte sie auch ihrer Base, der gottseligen Elisabeth. Dieser, ja dieser mußte sie ihr erhabenes Glück anvertrauen. Wie würde die heilige Seele frohlocken im Herrn! O, Elisabeth war auch hochbegnadigt von Gott! Hatte er doch über Zachariä I laus seinen Segen ausgegossen, da ja ihm bald ein Sohn geboren werden sollte, der da berufen war, des Herrn Pfade zu bereiten.

Bald machte Maria sich auf, südwärts wandelnd, dem Gebirge Juda zu, den geliebten Verwandten heilige Glück­wünsche darzubringen und ihnen von ihrer eigenen hohen Begnadigung zu er­zählen und dieselben noch mehr zu be­seligen. Durch lachende Fluren und liebliche Gefilde wanderte sie allein mit ihrem Gott. Immer heißer brannte die Liebesglut in ihrer Brust. Herrliche Lieder stimmte sie zum Preise des Höchsten an, bis sie endlich am Ziele ihrer weiten Wanderung anlangte. Wo aber die Füße der lieben Gottesmutter das Gras be­rührten, brachen auf des Herrn Geheiß zwischen demselben liebliche Blümchen aus der Erde hervor in Wald und Flur und bildeten einen hübschen Blumenweg. Maßliebchen waren es. Blendendweiß schimmerten sie zwischen dem Grase hindurch, auf das ihre Farbe sinnreich andeute die Unschuld der Einzigreinen, die von allen Frauen der Erde allein würdig befunden ward, Christi Mutter zu werden. Das goldene Sternchen aber inmitten der Blütenblättchen weist hin auf das heilige Feuer der Liebe, das Mariens Herz erfüllte. Daher heißt das Blümchen auch Marienblümchen.«

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Die Strassenhunde von Konstantinopel.

Von Fritz Braun-Konstantinopel. Mit fünf Originalaufnahmen.

(Schluß.)

kelhafte Bilder kommen auch zu­stande, wenn der Kadaver eines halbwüchsigen Hundes am Stra­ßenrande modert und die Geschwister

des Toten sich um den halbaufgefresse­nen Bruder balgen, der mit gläsernen Augen zu ihrem Treiben aufschaut. Solche Bilder können dem Wanderer oft die Stimmung recht gründlich ver­salzen, mag er sich noch so entschlossen vorreden, daß menschliche Erbschlei­cherei sicher noch aus viel schlimmeren Trieben quillt.

Doch wir haben diese garstigen Bil­der schon übergenug ausgemalt. Wo der rege Verkehr noch nicht jedes Plätzchen in Anspruch nimmt, wo das tägliche Brot nicht mit dem geduldigen Empfang

stündlicher

Prügel er­kauft wer­den muß, dort geht es den Hunden weit besser. Da wachsen sie zu sauberen, mutigen, strammen Geschöpfen heran.deren Fell oft so blitzblank ist, daß selbst eine zarte Da­menhand ihnenzuvvei-

3. Strassenhund in Pera. Schakaltypus.

Für die »Nerthiis« photographisch auf­genommen v.V.Schlegel-Konstantinopel.

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kraut, m ganzes We- zur Genüge, die Herren

sen verrät uns dann auch daß sie sich durchaus als der Lage fühlen. , n

Namentlich die Anführer der Hora .

sind oft auffallend schöne Tiere,

die

nicht weniger würdevoll auf die miserä plebs herabschauen als die stolzen Häupj ter der Kolonie auf die väterlich g e ' leitete Menge.

Ihr Quartier besteht zumeist nur aus einer einzigen Gasse, einem einzigen kennt die bellende Es ist nicht leicht.

Gäßchen. In ihm

Meute jeden Winkel. ^ ------

einen Hofplatz, ein Gärtchen gegen ^ zu verwahren. Sie zerren so lange