26 — — rechten Schund einkaufen. Zunächst haben die Wurzeln gewöhnlich bei dem Umherziehen sehr gelitten. Die dickem Wurzeln sind verwelkt und eingeschrumpft, während die so ausserordentlich wichtigen Faserwurzeln, falls noch einige traurige Reste vorhanden, bereits abgestorben sind. Und sollten die Wurzeln auch besser aussehen, sogar ein ordentliches Stämm- chen mit guter Krone zu finden sein, welche Sorte ist es dann? Ja, das steht doch auf dem Schildchen. Gewiss! „Fürst Bismark, Kaiser Alexander, Ananasreinette,Wintergoldparmäne, Gute Graue, Andenken an den Kongress“, das steht ja klar und deutlich auf dem Schildchen. Ob aber von den genannten Sorten eine dabei ist, wer vermag es zu sagen? Manchmal aber hat man ganz wertlose Sachen, die man dann aufs schnellste umpfropfen darf. Also auch hier lieber dem Gärtner 20—30 Pfg. für ein gut ge¬ zogenes Stämmchen edler Art mehr bezahlt, als dem Hausierer für viel weniger Geld viel schlechtere Waare abgekauft! Nun kommen die Neuheiten. Hier ist wieder Vorsicht geboten. Sie sind oft von sehr zweifelhattem Werte und zeichnen sich nur durch einen enorm hohen Preis vor alten bewährten Sachen aus. Hier wartet man am besten, bis die Sache von Fachgärtnern geprüft ist. Im Aufträge von Fachschriften und Gärtnereien stelle ich in jedem Jahre eine Anzahl hervorragender Neuheiten in meine Versuchsfelder ein. Kaum die Hälfte ist manchmal brauchbar und nur einige wenige kann man als her¬ vorragend und als für jedes Klima passend bezeichnen. Wenn also die Kataloge kommen, hübsch vorsichtig ausgewählt, nicht auf 10—20 Pf. Preisunterschied gesehen; nur für gutes Geld kann man gute Ware, also auch guten Samen erhalten, und nur guter Samen kann eine gute Ernte versprechen. Beitrag: zum Kapitel: Erdbeerbedeckung im Winter. In diesem Fache — bedecken oder nicht — giebt es viele Gegner, viele Begünstiger. Ich habe schon jahrelang dieses Objekt behandelt und bin zu einem Resultate gekommen, das genau dasselbe ist, welches Herr E. Hechler vertritt. Stellen wir uns einmal die Sache so recht und genau eingehend vor Augen: Wenn schon die grossfrüchtige Erdbeere zum Teil mit aus fremden Landen zu uns gekommen sein mag, so ist sie dennoch bei uns winterhart. Dieses hält uns jedoch nicht ab, der kraft¬ liebenden Pflanze zum November eine Decke zu geben. Diejenige Decke ist erprobt die beste, welche aus dem zu¬ sammengesetzten kurzen Dung aus Pferdeställen besteht. Wir nehmen mit der Schaufel diesen Dung und verteilen ihn so zwischen die Pflanzen, dass deren Herzen freibleiben. Soweit ist Herr Hechler auch der Meinung. Inwiefern ist nun diese Be¬ deckung für Erdbeerbeete von Nutzen? Da haben wir mehrere nützliche Seiten zu verzeichnen: ad. I. Der feine Dung wird durch Feuchtigkeit der At¬ mosphäre so innig in sich verbunden, dass er eine dichte Decke bildet. Durch Regen und Schnee werden die Ammoniak-Stoffe des Düngers gelöst und zur Erde geführt. Alias = Kraftgabe =. Jedoch ist letztere meist der Hauptfaktor. Wir bezwecken eine für die Pflanze gleichmässige Bodentemperatur. Wenn die Düngerdecke nur 1 Zoll hoch, ist die untere Erde dadurch schon bedeutend verbessert. Durch die Decke geht die Kälte nicht so leicht hindurch. Der Boden bleibt frisch. Wird der Frost stärker, dann dringt er zwar durch; dies schadet jedoch nichts. Wir kommen zu Punkt II. Jeder Gartenliebhaber weiss zur Genüge, dass den Erd¬ beerpflanzen weniger der Winter, als das Frühjahr schadet. Im Februar schon fängt bei vielen Gewächsen der Saft an zur Pflanze zurück zu fliessen. Ist der Saftfluss im Gange, so ver¬ trägt die Pflanze sehr wenig Frost. Denn die Zellen des Ge¬ webes erfrieren. Dieses frühe Austreiben der Gewächse müssen wir in gewissen Wintern zu verhüten suchen. Das beste Mittel dafür ist da eine entsprechende Bedeckung. Wir nähern uns jetzt also der Bedeckungstheorie gegen Wärme. Sind unsere Beete gleichmässig bedeckt (bei freistehenden Herzen der Erdbeerpflanzen), so bezweckt diese Bedeckung im Februar und März das gerade Gegenteil von der im November. Wir wollen, dass der Trieb gehindert werden soll. Die dünne Decke hindert, da sie dicht liegt, die Erwärmung des Budens durch die Sonne. Hierdurch bleibt die Erde kühl, die Wurzeln schlafen länger und werden nicht so früh zum schädlichen Treiben veranlasst. Tritt die Sonne höher, so dringt Wärme nach und nach durch und bleibt, weil die Aus¬ dünstung etwas erschwert ist, gleichmässiger im Boden. — Hieraus ersieht der aufmerksame Leser, dass die dünne Bedeckung des Bodens (nicht der Pflanze) seine enormen Vorteile hat. — Ich könnte an Beispielen die Erfolge dieser Bedeckung noch mehr erklären. — Ich will aber nicht ermüden. Die Theorie des Bedeckens der Pflanze ist als solche zu verwerfen. Warum? Im August schon speichert die Erdbeere ihre Stoffe zum Aufbaue der nächtsjährigen Blüten und Früchte im Kopfe auf. Dieser Kopf ist demnach saftig gefüllt. Alle saftigen Pflanzen faulen aber, wenn sie eine unpassende Decke erhalten, können dagegen gut durch den Winter kommen, wenn die Decke luftig ist. Auch hier bedeckt man weniger gegen Kälte, denn diese dringt ja doch durch, als gegen die Schädigung durch Witterung bei Safteiutritt. Eine Fichtenzweigdecke zum Beispiel hält von der Pflanze ab: Rohreif und Eisbildung und die zu früh er¬ scheinende Sonne, und damit wird vorzeitiges Austreiben verhindert. Ausserdem zeigt eine Fichtennadeldecke einen grossen Nutzen noch dadurch, dass die Ausdünstung der Nadeln = der Harzgeruch = eine angenehme Wirkung aut die Pflanzen ausübt. — Laub- und Stroh-Decke ist völlig falsch. Warne Jeden davor! Nun zum Resume: Eine dünne Düngerdecke im Oktober oder November bezweckt 1. längeres Wachstum der Pflanzen im Herbste. Dieses be¬ dingt bessere Stoffaufspeicherung im Kopfe derselben. 2 . Verzögerung zu frühen, also schädlich auftretenden Wachstums, 3. bessere Blüte in besserer Temperatur 4. und besseren Fruchtertrag. Die Erdbeeren, welche im Winter ganz frisch grün bleiben sollen, würden wenig Früchte tragen. Grund: Keine Ruheperiode. Ohne Ruhe keine Kraft zum Neutriebe. Also solche Pflanzen sind gar nicht erwünscht. W. O. Rother Kultur der Wermut pflanze. In den ländlichen Küchengärten, schreibt der „Rheinische Gartenfreund“, land sich in früheren Jahren ein grösserer Schatz ß medizinischer Kräuter und mag das Verschwinden derselben in unserer Zeit damit Zusammenhängen, dass in der Medizin selbst mehr oder wenig davon Gebrauch gemacht wird; die Einführung der Alkaloide in die Behandlung des menschlichen und tierischen Organismus hat dieselben eben vielfach verdrängt. Und doch dürften wir mit Recht noch eine grössere Zahl derselben im Garten halten, kultivieren brauchen wir sie eigentlich gar nicht; sie wachsen ohne jede Pflege. Zu diesen Pflanzen zähle ich in erster Reihe die Wermutpflanze, die ihrer aro¬ matischen Eigenschaften wegen neben der Pfefferminze, Kamille und dem Tausendgüldenkraut unbedingt im Bauerngarten gefunden werden sollte, welche überhaupt noch von Apotheken un d Droguen- geschäften gekauft wird. Der gemeine oder ächte Wermut, Reifuss, Absinth, auch Aisei genannt: Artemisia Absinthium L., ist ein ursprünglich rein südeuropäisches Gewächs, welches sich jedoch heute vielfach auch bei uns an Zäunen, unbebauten Plätzen etc. verwildert findet. Der Bedarf an Wermutkraut ist in gewissen Ländern noch ein sehr ansehnlicher, so dass er dort keineswegs durch die zwar hier und da in Bauerngärten in geringer Zahl vorkommenden Pflanzen gedeckt werden kann. Die Apotheken und Droguerien beziehen deswegen denselben aus südlichen Ländern und nimmt er dort mit trockenen sterilen Böden, die dem vollen Sonnenbrände ausgesetzt sind, vorlieb. da: vu] |