56 als Einfässungspflanze benutzt , galt aber ihres scharfen und bitteren Geschmackes halber als Heilpflanze . Ihren Namen soll sie nach Plinius und Galen von einen im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebenden Arzt Damokrates erhalten haben . Nach einem Berichte von Galen war ein dem Damokrates befreundeter spanischer Arzt durch diese Pflanze geheilt worden , und um anderen Aerzten die Erkennung der Pflanze zu ermöglichen , erliess Genannter nachfolgenden poetisch gehaltenen Steckbrief resp . Personal¬ beschreibung . Diese lautete : Sie wächst nicht selten , allerwegs , zumeist An alten Grabdenkmälern , Mauerwerk , Fusspfaden altbetretenen , welche nicht Zur Saat der Landmann aufriss mit dem Pflug . Der Kresse gleich an Blättern grünt sie stets Zur Frühlingszeit jedoch am freudigsten : Des Stengels Höh ' erreicht der Elle Mass Ein wenig minder oder mehr , Rings eingefasst von zarten Blättern , bis Die anderen all ’ beim eingetret ’ nen Frost Des Winters welk abfallend untergehn , Nur nicht der Rest , der aus der Wurzel sprosst . Der Stengel aber trägt zur Sommerszeit Die zarten Blümlein rein und weiss wie Milch , Worauf unscheinbar klein der Samen folgt . Doch beissend ist die Wurzel von Geruch Vor allen andern dem der Kresse gleich . Herbstzeitlose . Hell steht im Nebelduft , Gefloh ’ n von Hirt und Heerde , Der Blumengeist der Erde Auf seiner grünen Gruft . Oed ist es fern und nah ; Der Sommer ist verglommen , Schon ist der Herbst gekommen , Sie nur steht zeitlos da . Und hat nicht Frucht noch Kraut . Es blüht in seel ’ ger Fülle , Was fröhlich Frucht und Hülle Dem neuen Lenz vertraut . Trinius . Gänseblümchen . ( Maaseliebchen , Tausendschön . ) Es blüht ein schönes Blümelein , Das steht auf grünen Auen , Von innen und von aussen fein Gar lieblich anzuschauen . Bald bunt , bald rot und bald schneeweiss Ist es des Lenzes früh ’ ster Preis , Des Herbstes letzte Freude . Die kleinen Kinder , die es seh ’ n , Sie klatschen in die Häude Und schmeicheln : ' Gänseblümchen schön 1 O Tausendschön, « ohn ’ Ende , Sie winden es in jeden Kranz , Sie treten drauf bei jedem Tanz — Das süsse Tausendschönchen ! Und alle Jungfrau ’ n , die es seh ’ n , Sie rufen : » Sieh , Zeitlosen ! « Sie können nicht vorübergeh ’ n Und müssen mit ihm kosen . Das Blümchen ist der Jugend Bild , Die noch in tausend Farben spielt , — O bunte Blumenjugend ! Und siehet es ein zärtlich Herz Auf grünem Anger prangen , So fühlt es sich von süssem Schmerz Und süsser Lust gefangen . » Maassliebchen 1 « ruft es » her zu mir ! Und lehre mich der Tugend Zier In Freude rein bewahren ! Arndt . Safran ( Crocus sativus ) . Crocus , Spross des Morgenlandes , Seltener Gast auf Schwabens Flur , Zeugnis ewig jungen Frühlings Und uralter Weltkultur : Wo itzt Flocken niederwirbeln Auf die wohldurchblümte Au , Pflanzte einst ihr Safrangärtlein Eine kluge Römerfrau . Saft dem Süpplein ihrer Küche , Herzarznei für böse Sucht , Dunkler Locken Wohlgerüche Zog sie aus der edlen Frucht . Und im Anhauch dieser Blume Schritt sie , wenn der Frühling nah , Opfernd zu dem Heiligtume Der Diana Abnoba . Scheffel . Hain - W achtel weizen . Hellgelb und dunkelblau Zierst Blümchen du die Au ’ Und paarst des Tages Pracht So mit der dunklen Nacht . Wer sieht wohl nicht darin Den weisen , ernsten Sinn , Wie sich in dieser Welt Stets Freud ’ und Leid ’ gesellt ? D ’ rum sprich , wenn ich im Glück Dein dunkles Blau erblick ’ : iSei weis ’ , der Freude , ach ! Folgt bald das Leiden nach . « Dein Goldglanz strahl ’ im Schmerz Mir sanft den Trost in ’ s Herz : » Hab ’ Mut , dem Leid ist ja Die Freudenstunde nah ’ ! « ehr . Scbmid - Schneerose ( Helleborus niger ) . Schön bist Du , Kind des Mondes , nicht de r SonuG Dir wäre tödlich and ’ rer Blumen Wonne : , Dich nährt , den keuschen Leib voll ^ p „ ft , Himmlischer Kälte balsamsüsse Luft . Eduard MoericK « ; _ Verantwortlicher Redakteur Fiiedr , Huck . Druck und Verlag von J . Frohberger in Erfurt « |