*

*

iimm

\

/

.F,

DasIsraelitische Familieablatt" erscheint jeden Mittwoch und wird sätzrnt glichen Angehörigen der israelitische« Gemeinden von

Hamburg, Altona, Waudsbeik nud Harburg (ea. 5000 Kamilien) regelmäßig gratis zugestellt.

, - t.ly .

4

Abonnements für Auswärtige:

4

Redaction und Expedition:

M'

♦1

75 ^ pro Vierteljahr, werden von sämmtlichen Postanstalten, Zeitüngtspediteuren, sowie in unserer

Kamimrg, Alte WkHWst 57.

4

±

Expedition entgegengenommen.

f

Fernsprecher 4088, Amt I.

4

Inserate:

pro 4-gesp. Petitzeile 30 bei größeren Aufträgen und Wiederholungen entspr. Rabatt. Jnseraten-Annahme in der Expedition und in allen Annoncen - Bureaux.

An unsere Leser!

DasIsraelitische FamMenblatt" wird in einer Auflage vop 5000 Exemplaren den jüdischen Familien von Hamburg. Altona WandSbeck nud Harburg regelmäßig und kostenfrei ins Haus geliefert. Die Zustellung erfolgt für Hamburg nnd Altona durch ein Personal von cg. 60 Trägern f für die letzt­genannten Städte durch die Post Sollte in der Zu­stellung irgend eine Unregelmäßigkeit Vorkommen, so ersuchen wir dringend auch wenn das Blatt nur einmal ausbleibt uns dies gütigst sogleich zu melden, da sonst weder eine wirksame Controlle mög­lich, noch die für unsere Leser nöthige Zuverlässigkeit zu erreichen ist.

Die

ABC-Straße 57.

*- '.- - - -- ----

A»s der älteren Geschichte der portugiefisch- imrlitischen Gerneinde in Hamburg.

Von vr. A. Feilchenfeld in Hamburg.

II.

. .. D)ie ältesten Spuren der Juden in Hamburg führen auf die siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts.*) Aus dieser Zeit (1577) meldet dasTagebuch eines kaiser­lichen Gesandten in der Türkei", daß portugiesische Juden im türkischen Reiche ungescheut ihr Judenthum bekennen und fügt hinzu:wie denn noch bis auf den heutigen Tag solche Gesellen in Portugal als Christen und in Hamburg als Juden leben." Die beiläufige Notiz lehrt unzweideutig, daß damals, wenn auch viel­leicht nur vorübergehend, portugiesische Juden in Ham­burg lebten und sich als Juden bekannten. Vermuth- lich wohnten sie hier unter den reformirten Nieder­ländern, die seit 1567 in Hamburg Aufnahme gefunden und sich meist auf dem damals zuerst bebauten Holländischen Brook niedergelassen hatten (vgl. Jsler, Zeitschr. f. Hbg. Gesch., Bd. 6, S. 466 ff,). Zu dieser Annahme stimmt die längst bekannte Thatsache, daß im Jahre 1583 zwölf jüdische Familien aus dem Lippe'schen (Isaak der Alte von Salzuffeln und Ge­nossen) an den Rath das Bittgesuch richteten, ihnen auf dem Brook an abgelegener Stätte auf. zwölf Jahre Wohnung zu gewähren und Handel und Nahrung zu gestatten." Den Bittstellern mag wohl bekannt gewesen sein, daß in jener Gegend damals schon einige Glaubensgenossen wohnten. Üebrigens wurde die be­scheidene und durch Anbietung eines bedeutenden Schutz­geldes unterstützte Bitte damals vom Rath abgelehnt. Man scheute sich eben noch in dieser streng lutherischen Stadt, Juden, die sich offen als solche bekannten, den Zutritt zu gewähren, und vermuthlich waren jene Ab­kömmlinge aus dem deutschen Binnenlande nicht in der Lage oder nicht gewöhnt, ihre Abstammung und ihren Glauben zu verbergen. Anders war es mit den portu­giesischen Juden, die sich wie oben erwähnt vereinzelt in jener Zeit bereits hier befanden. Sie hatten schon-in ihrem Heimathlande der Verstellung schwere Kunst erlernen müssen, hatten in Portugal stets bei heimlicher Beobachtung der jüdischen Satzungen öffentlich als Christen gelebt da konnte es ihnen auch hier in Hamburg nicht schwer werden, als Christen zu gelten und ihr jüdisches Bekenntniß nur innerhalb der Wände ihres Hauses, zu zeigen. Ihr vornehmes, weltmännisches Auftreten und ihre Sprache liehen

*) Bgl. Lappenberg, Zeitschrift für hamburgische Geschichte Bd. 1, S. 281SO. Reils, ebd. Bd. 2, S. 157167.

spanische Edelleute in ihnen erkennen; der Religion nach zählte man sie den katholischen Christen zu, zu denen die sonstigen Fremden aus Spanien und Pürtu- gal auch gehörten. Unter den älteren portugiesisc^n Einwanderern waren zwei Aerzte: Rodrigo de Castro und Hcnrico Rodriguez; 'dir übrigen waren Groß­kaufleute. Daß man die Portugiesen in dieser älteren Zeit hier ^ .ldete, ist weiter kein besonderes Verdienst; es geschah nur, weil man sie noch nicht als Juden erkannte. Während sie aber vereinzelt ohne Schwierig­keit unentdeckt blieben, änderte sich dieses Verhältniß, als sie im Anfänge des 17. Jahrhunderts größeren Zuzug von Glaubensgenossen aus Portugal erhielten. Philipp III. hatte nämlich zu Beginn seiner Regie­rung die Verfolgungen der geheimen Juden erneuert, aber wenigstens oie Auswanderung gestattet, die. unter Philipp II. zeitweilig bei Todesstrafe verboten gewesen war. Von dieser im Jahre 1601 ertheilten Erlaub- niß *) machten viele Marannen Gebrauch, und eine Anzahl von ihnen scheint sich damals nach Hamburg gewandt zu haben. Denn gerade im Jahre 1603 wird hier zum ersten Mal officiell von ihnen Notiz genommen, , und zwar in einer Beschwerde der erb­gesessenen Bürgerschaft über die stark hervortretende Einwanderung von Portugiesen,unter denen sich auch rech!«/Juden ^esündeil/'^IedeiisiMs haben sie durch den Umfang ihrer Handelsgeschäfte damals zuerst die Auf­merksamkeit auf sich gezogen, und diejenigen, 'welche durch sie zu verlieren fürchteten, begannen ihnen eifriger nachzuspüren. Die Bürgerschaft verlangte also im Jahre 1603 vom Senat, daßdie Portugiesen, so hier residüen, Handel und Wandel treiben, hier etwas Ansehnliches contribuiren; die aber jüdischen Glaubens seien, sollen gar nicht allhier geduldet werden."**) Diese etwas unfreundliche Erwähnung der Juden ist die früheste amtliche Beglaubigung ihrer Anwesenheit in Hamburg.*** ***) ) ,

In den Verhandlungen über ihre Aufnahme, die nun folgten, vertritt der Senat (wie so oft) den libe­raleren Standpunkt und die Rücksicht auf die allgemeine Wohlfahrt, während die erbgesessene Bürgerschaft hier­bei eine kleinliche, engherzige Jnteressenpolitik verfolgt. Auf die oben erwähnte Beschwerde der Bürgerschaft erklärte der Senat, nichts davon zu wissen, daß Juden unter den Einwanderern seien, und ließ die Portugiesen zunächst noch unbehelligt. Aber durch erneute Mah­nungen der Bürgerschaft wurde er zu genauerer Nach­forschung genöthigt und bekam schließlich heraus, daß sieben portugiesische Juden,die allhier Feuer und Rauch haben" (d. h. also 7 Familien), nebst zwei Maklern (die als Junggesellen lebten) hier vorhanden seien." Diesen wollte der Senat gegen Erlegung eines jährlichen Schosses voll 400 Mark den ferneren Auf­enthalt gestatten. Aber die Bürgerschaft sah in dieser Art der Besteuerung eine Gleichstellung mit christlichen Fremden und verlangte, daß die Portugiesen statt des Schosses von allen Gütern, die sie verhandelten (beim Import oder Export) jederzeit den 100. Pfennig ent­richten sollten. Gegen eine Belästigung und Aus­

*) Vgl. Kayserling, Geschichte der Jud. in Portugal, S. 279.

**) Resolutio civium vom 9. December 1603, wiederholt

am 4. März 1604.

***) Schwerlich sind sie von Amsterdam aus hierher gekommen, wie zuweilen angenommen wird (vgl. Gallois, Geschichte von Hamburg, I, S. 411. Graetz, Gesch. der Juden, Bd. X, S. 15); denn in Amsterdam durften die portugiesischen Juden damals bereits ungescheut ihren Glauben bekennen und nahmen dabei eine glänzende, hochangesehene Stellung ein, während sie hier noch als Scheinchristen ziemlich gedrückt leben mußten., Üebrigens erwähnt ein etwas späteres amtliches Actenstück (von'1611) diese Einwanderung der Portugiesen um 1603 mit den Worten: Etliche vornehme portugiesische Kaufleute haben sich anhero aus Portugal cum familia begeben; der Rath war der Meinung, daß sie katholische Christen seien, erst nach geraumer Zeit hat er erfahren, daß sie der jüdischen Superstition zugethan rc." Daraus geht unzweideutig hervor, daß sie aus Portugal ein- rvanderten.

nahmestellung, wie sie ihnen hierdurch zugemuthet wurde, erlaubten sich nun die Portugiesen energisch zu protestiren (Eingabe an den Rath vom 3. Mai 1607). Sie wiesen auf den großen Nutzen hin, den ihre Ge­schäfte der Stadt schon gebracht hätten, namentlich auf die bedeutende Einnahme an Zoll (mehr als 10 000 Mark in drei Jahren), die durch sie der Staatscasse zuge- flössen sei, und*drohten, abzuziehen und den hispanischen Handel von der Stadt wegzudrängen.

(Fortsetzung folgt.)

Me Inden im Sanitätsdienst mährend der Krfreinngskriege.

Von Theodor Zlocifii.

(Schluß.)

Kaum war ein Monat ins Land gegangen, seit zu Kalisch sich Rußland und Preußen brüderlich die Hand reichten, um dem gemeinsamen Feind, Napoleon, zu wehren, als schon die flotten Kosaken überall freudig be­grüßt durch die deutschen Gaue schweiften. Bald dursten sie auch unter Tschernitscheff in die franzosenfreie Stadt einrücken. Zu den vielen freiwilligen Opfern, die sich Hamburgs Bürgerschaft auferlegte und an deren freudigen Lasten auch die jüdische Gemeinde ihren Antheil nahm, gehörte in erster Reihe die Bildung einer hanseatischen Legion. Eine kleine Schaar freilich, indeß die Ideale, für die sich die deutsche Jugend oft, trotz der schmach­vollen Kriecherei so mancher Regierung vor dem genialen - Imperator, in die Schanze warf, sie lebten Begeisterung ' regend auch in dieser Legion. In dem Liederbuche, das Julius dieser hanseatischen jungen Schaar gewidmet hat, finden wir eine Reihe recht markiger Vaterlandsgedichte aus der Feder und dem Herzen des patriotischen Arztes. . Eines sei hier citirt:

Der Schlachtruf.

Erwachet, erwachet!

Hinaus in die Schlacht!

Es ruft die Dromete mit freudigem Klang,

Mit Entsetzen ihr Ruf zu dem Feinde drang,

Dies ist heut' der Tag Zu tilgen die Schmach!

Ha Brüder, ihr Brüder, sie sprachen uns Hohn,

Bereiteten Ketten dem Vaterlandssohn;

Auf den Feind, den Feind!

Wer es redlich meint!

Wem lange,'wem grimmig am Herzen genagt Der Knechtschaft unnennbare, schändliche Schmach,

Zur Rache, zur Rach'!

Für die gute Sach'!

Für Freiheit und Recht und den heimischen Herd!

Für Weib und für Kind und den eigenen Werth!

Mit uns ist das Recht,

Drum frisch ins Gefecht!

Grad blicket der Deutsche, führt kräftig das Schwert,

Seine Faust ist tapfer, sein Muth bewährt.

Hinan nun, hinan!

Fest stehe der Mann!

Unser Schwert eine Flamm', unser Aug' ein Blitz,

Unser Arm eine Wucht, die zu Bod'n ihn stürz'!

Allein Julius ließ es bei Wort und Sang nicht bewenden. Er tt'at selbst in die hanseatische Legion ein, wo er sich in seiner Eigenschaft als Stabs- und Brigade­arzt weithin anerkannte Verdienste erwarb. Das Feld­spitalwesen, das leider in den Befreiungskriegen so un­endlich klaffende Lücken aufwies, verdankt ihm eine Reihe dankenswerther Anregungen, wie er denn auch persönlich seine ganze Kraft und seine Kenntniß freudig in den Dienst der um des Vaterlandes Ehre und Freiheit Lei­denden stellte.

Nach einer Personalaufstellung, die uns der Stabs­arzt Dr. Boye in seinem Merkchen: Feldzug der Hanse­aten in d«n Jahren 1813 und 1814 oder authentische Geschichte der von den freien Städten Hamburg, Lübeck und Bremen errichteten Legion (Hamburg 1815 bei W.