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Die
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A»s der älteren Geschichte der portugiefisch- imrlitischen Gerneinde in Hamburg.
Von vr. A. Feilchenfeld in Hamburg.
II.
. .. D)ie ältesten Spuren der Juden in Hamburg führen auf die siebziger Jahre des 16. Jahrhunderts.*) Aus dieser Zeit (1577) meldet das „Tagebuch eines kaiserlichen Gesandten in der Türkei", daß portugiesische Juden im türkischen Reiche ungescheut ihr Judenthum bekennen und fügt hinzu: „wie denn noch bis auf den heutigen Tag solche Gesellen in Portugal als Christen und in Hamburg als Juden leben." Die beiläufige Notiz lehrt unzweideutig, daß damals, wenn auch vielleicht nur vorübergehend, portugiesische Juden in Hamburg lebten und sich als Juden bekannten. Vermuth- lich wohnten sie hier unter den reformirten Niederländern, die seit 1567 in Hamburg Aufnahme gefunden und sich meist auf dem — damals zuerst bebauten — Holländischen Brook niedergelassen hatten (vgl. Jsler, Zeitschr. f. Hbg. Gesch., Bd. 6, S. 466 ff,). Zu dieser Annahme stimmt die längst bekannte Thatsache, daß im Jahre 1583 zwölf jüdische Familien aus dem Lippe'schen (Isaak der Alte von Salzuffeln und Genossen) an den Rath das Bittgesuch richteten, ihnen „auf dem Brook an abgelegener Stätte auf. zwölf Jahre Wohnung zu gewähren und Handel und Nahrung zu gestatten." Den Bittstellern mag wohl bekannt gewesen sein, daß in jener Gegend damals schon einige Glaubensgenossen wohnten. Üebrigens wurde die bescheidene und durch Anbietung eines bedeutenden Schutzgeldes unterstützte Bitte damals vom Rath abgelehnt. Man scheute sich eben noch in dieser streng lutherischen Stadt, Juden, die sich offen als solche bekannten, den Zutritt zu gewähren, und vermuthlich waren jene Abkömmlinge aus dem deutschen Binnenlande nicht in der Lage oder nicht gewöhnt, ihre Abstammung und ihren Glauben zu verbergen. Anders war es mit den portugiesischen Juden, die sich — wie oben erwähnt — vereinzelt in jener Zeit bereits hier befanden. Sie hatten schon-in ihrem Heimathlande der Verstellung schwere Kunst erlernen müssen, hatten in Portugal stets bei heimlicher Beobachtung der jüdischen Satzungen öffentlich als Christen gelebt — da konnte es ihnen auch hier in Hamburg nicht schwer werden, als Christen zu gelten und ihr jüdisches Bekenntniß nur innerhalb der Wände ihres Hauses, zu zeigen. Ihr vornehmes, weltmännisches Auftreten und ihre Sprache liehen
*) Bgl. Lappenberg, Zeitschrift für hamburgische Geschichte Bd. 1, S. 281—SO. Reils, ebd. Bd. 2, S. 157—167.
spanische Edelleute in ihnen erkennen; der Religion nach zählte man sie den katholischen Christen zu, zu denen die sonstigen Fremden aus Spanien und Pürtu- gal auch gehörten. Unter den älteren portugiesisc^n Einwanderern waren zwei Aerzte: Rodrigo de Castro und Hcnrico Rodriguez; 'dir übrigen waren Großkaufleute. Daß man die Portugiesen in dieser älteren Zeit hier ^ .ldete, ist weiter kein besonderes Verdienst; es geschah nur, weil man sie noch nicht als Juden erkannte. Während sie aber vereinzelt ohne Schwierigkeit unentdeckt blieben, änderte sich dieses Verhältniß, als sie im Anfänge des 17. Jahrhunderts größeren Zuzug von Glaubensgenossen aus Portugal erhielten. Philipp III. hatte nämlich zu Beginn seiner Regierung die Verfolgungen der geheimen Juden erneuert, aber wenigstens oie Auswanderung gestattet, die. unter Philipp II. zeitweilig bei Todesstrafe verboten gewesen war. Von dieser im Jahre 1601 ertheilten Erlaub- niß *) machten viele Marannen Gebrauch, und eine Anzahl von ihnen scheint sich damals nach Hamburg gewandt zu haben. Denn gerade im Jahre 1603 wird hier zum ersten Mal officiell von ihnen Notiz genommen, , und zwar in einer Beschwerde der erbgesessenen Bürgerschaft über die stark hervortretende Einwanderung von Portugiesen, „unter denen sich auch rech!«/Juden ^esündeil/'^IedeiisiMs haben sie durch den Umfang ihrer Handelsgeschäfte damals zuerst die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und diejenigen, 'welche durch sie zu verlieren fürchteten, begannen ihnen eifriger nachzuspüren. Die Bürgerschaft verlangte also im Jahre 1603 vom Senat, daß „die Portugiesen, so hier residüen, Handel und Wandel treiben, hier etwas Ansehnliches contribuiren; die aber jüdischen Glaubens seien, sollen gar nicht allhier geduldet werden."**) Diese etwas unfreundliche Erwähnung der Juden ist die früheste amtliche Beglaubigung ihrer Anwesenheit in Hamburg.*** ***•) ) , ■
In den Verhandlungen über ihre Aufnahme, die nun folgten, vertritt der Senat (wie so oft) den liberaleren Standpunkt und die Rücksicht auf die allgemeine Wohlfahrt, während die erbgesessene Bürgerschaft hierbei eine kleinliche, engherzige Jnteressenpolitik verfolgt. Auf die oben erwähnte Beschwerde der Bürgerschaft erklärte der Senat, nichts davon zu wissen, daß Juden unter den Einwanderern seien, und ließ die Portugiesen zunächst noch unbehelligt. Aber durch erneute Mahnungen der Bürgerschaft wurde er zu genauerer Nachforschung genöthigt und bekam schließlich heraus, daß sieben portugiesische Juden, „die allhier Feuer und Rauch haben" (d. h. also 7 Familien), nebst zwei Maklern (die als Junggesellen lebten) hier vorhanden seien." Diesen wollte der Senat gegen Erlegung eines jährlichen Schosses voll 400 Mark den ferneren Aufenthalt gestatten. Aber die Bürgerschaft sah in dieser Art der Besteuerung eine Gleichstellung mit christlichen Fremden und verlangte, daß die Portugiesen statt des Schosses von allen Gütern, die sie verhandelten (beim Import oder Export) jederzeit den 100. Pfennig entrichten sollten. Gegen eine Belästigung und Aus
*) Vgl. Kayserling, Geschichte der Jud. in Portugal, S. 279.
**) Resolutio civium vom 9. December 1603, wiederholt
am 4. März 1604.
***•) Schwerlich sind sie von Amsterdam aus hierher gekommen, wie zuweilen angenommen wird (vgl. Gallois, Geschichte von Hamburg, I, S. 411. Graetz, Gesch. der Juden, Bd. X, S. 15); denn in Amsterdam durften die portugiesischen Juden damals bereits ungescheut ihren Glauben bekennen und nahmen dabei eine glänzende, hochangesehene Stellung ein, während sie hier noch als Scheinchristen ziemlich gedrückt leben mußten., Üebrigens erwähnt ein etwas späteres amtliches Actenstück (von'1611) diese Einwanderung der Portugiesen um 1603 mit den Worten: „Etliche vornehme portugiesische Kaufleute haben sich anhero aus Portugal cum familia begeben; der Rath war der Meinung, daß sie katholische Christen seien, erst nach geraumer Zeit hat er erfahren, daß sie der jüdischen Superstition zugethan rc." Daraus geht unzweideutig hervor, daß sie aus Portugal ein- rvanderten.
nahmestellung, wie sie ihnen hierdurch zugemuthet wurde, erlaubten sich nun die Portugiesen energisch zu protestiren (Eingabe an den Rath vom 3. Mai 1607). Sie wiesen auf den großen Nutzen hin, den ihre Geschäfte der Stadt schon gebracht hätten, namentlich auf die bedeutende Einnahme an Zoll (mehr als 10 000 Mark in drei Jahren), die durch sie der Staatscasse zuge- flössen sei, und*drohten, abzuziehen und den hispanischen Handel von der Stadt wegzudrängen.
(Fortsetzung folgt.)
Me Inden im Sanitätsdienst mährend der Krfreinngskriege.
Von Theodor Zlocifii.
(Schluß.)
Kaum war ein Monat ins Land gegangen, seit zu Kalisch sich Rußland und Preußen brüderlich die Hand reichten, um dem gemeinsamen Feind, Napoleon, zu wehren, als schon die flotten Kosaken überall freudig begrüßt durch die deutschen Gaue schweiften. Bald dursten sie auch unter Tschernitscheff in die franzosenfreie Stadt einrücken. Zu den vielen freiwilligen Opfern, die sich Hamburgs Bürgerschaft auferlegte und an deren freudigen Lasten auch die jüdische Gemeinde ihren Antheil nahm, gehörte in erster Reihe die Bildung einer hanseatischen Legion. Eine kleine Schaar freilich, indeß die Ideale, für die sich die deutsche Jugend oft, trotz der schmachvollen Kriecherei so mancher Regierung vor dem genialen - Imperator, in die Schanze warf, sie lebten Begeisterung ' regend auch in dieser Legion. In dem Liederbuche, das Julius dieser hanseatischen jungen Schaar gewidmet hat, finden wir eine Reihe recht markiger Vaterlandsgedichte aus der Feder — und dem Herzen des patriotischen Arztes. . Eines sei hier citirt:
Der Schlachtruf.
Erwachet, erwachet!
Hinaus in die Schlacht!
Es ruft die Dromete mit freudigem Klang,
Mit Entsetzen ihr Ruf zu dem Feinde drang,
Dies ist heut' der Tag Zu tilgen die Schmach!
Ha Brüder, ihr Brüder, sie sprachen uns Hohn,
Bereiteten Ketten dem Vaterlandssohn;
Auf den Feind, den Feind!
Wer es redlich meint!
Wem lange,'wem grimmig am Herzen genagt Der Knechtschaft unnennbare, schändliche Schmach,
Zur Rache, zur Rach'!
Für die gute Sach'!
Für Freiheit und Recht und den heimischen Herd!
Für Weib und für Kind und den eigenen Werth!
Mit uns ist das Recht,
Drum frisch ins Gefecht!
Grad blicket der Deutsche, führt kräftig das Schwert,
Seine Faust ist tapfer, sein Muth bewährt.
Hinan nun, hinan!
Fest stehe der Mann!
Unser Schwert eine Flamm', unser Aug' ein Blitz,
Unser Arm eine Wucht, die zu Bod'n ihn stürz'!
Allein Julius ließ es bei Wort und Sang nicht bewenden. Er tt'at selbst in die hanseatische Legion ein, wo er sich in seiner Eigenschaft als Stabs- und Brigadearzt weithin anerkannte Verdienste erwarb. Das Feldspitalwesen, das leider in den Befreiungskriegen so unendlich klaffende Lücken aufwies, verdankt ihm eine Reihe dankenswerther Anregungen, wie er denn auch persönlich seine ganze Kraft und seine Kenntniß freudig in den Dienst der um des Vaterlandes Ehre und Freiheit Leidenden stellte.
Nach einer Personalaufstellung, die uns der Stabsarzt Dr. Boye in seinem Merkchen: Feldzug der Hanseaten in d«n Jahren 1813 und 1814 oder authentische Geschichte der von den freien Städten Hamburg, Lübeck und Bremen errichteten Legion (Hamburg 1815 bei W.