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vic Bilanz des Jahre; 1906.
II.
Die Strömungen zu einer staatlichen Organisation des jüdischen Gemeindewesens in Preußen haben zu einem positiven Ergebnis auch im eben verflossenen Jahre Nicht geführt. Der auf Veranlassung des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes ausgearbeitete Prof. Rosin'sche Entwurf zu einer solchen Organisation hat, obwohl in formell-juristischer und verwaltungstechnischer Hinsicht eine vortreffliche und gewiß einwandfreie Arbeit, doch aus dem Grunde mit Recht nicht den Beifall der Gemeinden und maßgebenden jüdischen Faktoren gefunden, weil er den unbedingt erforderlichen Schutz der Gewissensfreiheit nicht sicherte und auch in religiösen Dingen die Freiheit der Gemeinde beschränken wollte. Ein Aufsichtsrecht in religiösen Dingen aber kann nach der ganzen Tradition und Entwickelung unserer religiösen Verhältnisse niemals zugegeben werden, und an dieser Klippe scheiterte ein Werk, dessen Gelingen vom prinzipiellen Standpunkte durchaus wünschenswert wäre. In welcher Richtung sich eine solche Organisation bewegen könnte, das scheint uns, von einzelnen Vorbehalten abgesehen, in dem in voriger Nummer abgedruckten Aufsatz über diesen Gegenstand angedeutet zu sein. So viel uns bekannt, spiegeln sich in diesem Aufsatz auch die Anfichten der preußischen Regierung über eine solche Organisation wieder. Der Aufgabenkreis aber, der einem solchen staatlich anerkannten Zusammenschluß der preußischen Gemeinden hierin zugewiesen wird, berührt leider die Möglichkeit einer autoritativen Einwirkung auf dem Gebiete der staatsrechtlichen Stellung der Juden nicht. Gegen die mannigfachen und so vielseitigen Zurücksetzungen, denen wir auch im verflossenen Jahre in dieser Hinsicht ausgesetzt waren, würde eine solche Organisation überhaupt nicht wirken können. Wir würden auch in solchem Falle immer auf die Selbsthülfe, angewiesen sein. Und leider ist das Quantum der zu leistenden Arbeit nach der Entwicklung unserer staatsrechtlichen Verhältnisse im eben verflossenen Jahre eher größer als kleiner geworden. Zwar ist durch den Abgang des, den Antisemiten so genehm gewesenen preußischen Justizministers Schönstedt und durch die Berufung des Herrn von Beseler zum Leiter der preußischen Justizverwaltung im letzten Jahre eine kleine Besserung in sofern cingetreten, daß man erstmals einen Juden auch zum Range eines Kammergerichtsrat zugelassen hat und daß mehrere jüdische Landgerichtsräte zu Oberlandesgerichtsräten befördert worden sind. Nach wie vor aber herrscht sonst das Vorurteil und die Zurücksetzung unserer Glaubensgenossen in den meisten Ressorts unserer Verwaltung. Nach wie vor werden, in Preußen wenigstens, Juden nicht zum Reserveoffizier, geschweige denn zum aktiven Offizier zugelassen. Die Hoffnungen auf eine entgegenkommen-
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dere Haltung des preußischen Kriegsministeriums, die man in der verlautbarten Abficht desselben, die Wahl der Reserveoffiziere nicht mehr, wie bisher, durch das Reserveoffizierkorps, sondern durch die aktiven Offiziere vornehmen zu lassen, erblicken zu dürfen wähnte, haben sich als eitel erwiesen. Just jetzt, kurz vor Jahresschluß verkünden die Tageszeitungen, daß nach Entschließung des Kriegsministeriums hinsichtlich der Wahl der Reserveoffiziere alles beim Alten bleiben solle. Damit ist, wenn auch in den betreffenden formellen Vorschriften über die Wahl der Reserveoffiziere kleinere Milderungen festgesetzt wurden, doch der Fortbestand der bisherigen Praxis in der Auswahl der Reserveoffiziere höchst wahrscheinlich geworden.
Die Fortsetzung des Kampfes um unser Liecht wird daher auf diesem Gebiete leider auch riu ne«et^ Jahre erforderlich sein. ***-■-«
Alle diese betrüblichen Zustände aber sind im Grunde genommen nur die Begleiterscheinungen unserer gesamten innerpolitischen Verhältnisse. Zu einer Zeit, da der gesellschaftliche Antisemitismus wie der Antisemitismus schlechthin sich als verschleierte resp. offene Programmpolitik der vorherrschenden reaktionären Parteien gibt, ist die Hoffnung auf eine Besserung in erster Reihe auch ) auf rein politischem Gebiete zu suchen. Wir habend schon einmal Anlaß genommen, darauf hinzuweisen, daß unsere Abwehrorganisationen, insbesondere der Zentralverein, diesem Gebiete bisher noch nicht das wünschenswerte Maß von Arbeit und Anstrengungen haben angedeihen lassen. Wir gehen aber jn**-**-- ficheren Erwartung ins neue Jahr, die in der ^ klärungen dieser Organisationen ihre gute Beg düng hat, daß man eine intensiv, großangeleg^ Bekämpfung des polittschen Antisemitismus inaugurieren werde. Vielleicht ist der Beginn des neuen Jahres, der uns vor die Neuwahlen zum M^ Reichstag stellt, auch der geeignetste und ein großes Maß von Erfolg verheißende Zeitpunkt dazu. Wenn man Worten, denen einstweilen freilich die Taten noch nicht gefolgt sind, trauen darf, hat sich auch an den maßgebenden Stellen die Auffassung Bahn gebrochen, daß man der liberalen Weltanschauung, dem Liberalismus doch ein größeres Maß von Einfluß auf die Gestaltung unserer innerpolitischen Verhältnisse einräumen müsse. Stärkung des Einflusses des wahrhaften Liberalismus aber bedeutet, wie es keiner näheren Begründung bedarf, im Allgemeinen zugleich Besserung unserer staatsrechtlichen Stellung. Freilich werden wir deutschen Juden uns durch diese Erwägungen nicht etwa dazu verleiten lassen dürfen, eine exponierte Kampfstellung bei den Wahlen gegen das Zentrum einzunehmen, das immer auch Männer von unzweifelhaft liberaler Gesinnung zu feinen Führern zählte; wir erinnern an Windhorst, Lieber und von den Lebenden an Gröber u. A. Wir deutschen Juden können das eben beginnende neue Jahr nicht besser einleiten, als daß wir alle unsere Kräfte darauf konzentrieren, um zu versuchen, den anti-
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