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(Gedanken und Eindrücke vom ersten Tage.
i 'Z o n u n i e I c IN II a ch I e n a entsandt e II 3 o ii t> e r b e i i cb t c i |t a t t e i.)
f or 7 oltMiortentai] bei Zionistischen Bereinigung n>i 7 entickiland. der in jedem zweiten Jahr stattfindet, hat!? ein wieder im kommenden Sommer einderufen weiden muiten. Welches sind die Gründe, die den vor -eiiigen au'aininentritt der Tagung veranlaßten?
t e Leitung der Zionistischen Weltorganisation batte nnnindeil bis tu den palästinensischen ttnru ren dieses e oinniers einen politischen Kurs der 'Akine -p'balten. der von den maßgebenden Führern der aoniiliichen Vereinigung für Deutschland und von >re: Preise gebilligt und unterstrichen wurde. Die- lben Vorwürfe, die der Weizmann'schen Politik nach n letzten blutigen Ereignissen im Heiligen Lande "i den rechten und linken Parteien gemacht wurden — einen erklärten, man habe sich zu wenig um die ttruber bemüht, und die anderen, man habe nicht genug von der englischen Mandatarmacht gefordert — mutzten deebald auch in Deutschland von den Flügel- gruvpen gegen die Berliner Zionistische Leitung er- hoben werden. Während aber die an sich schon stark i den Arbeitergruppen sympathisierende Einstellung des otiinellen deutschen Zionismus der Opposition non links her sofort jede Notwendigkeit nahnr, wurden 00 N rechts her gegen die Zionistische Vereinigung nir Deutschland und ihren Vorsitzenden, Kurt Blume n f e l d. um jo schärfere Vorwürfe erhoben! erklärte man doch in den Oppositionsgruppen der militaristischen Nevisiouisten und der ,,Radikalen". einer an wesentlichen miltelbürgerliche Elemente umfassenden Partei, daß die offizielle Leitung des Weltzionismus in ihrer angeblich verhängnisvollen Politik der Zu- rückhaltung gegenüber England gerade von den Führern des deutschen Zionismus jahrelang bekräftigt worden fei. Dieser Druck von rechts wurde vor einigen WenritN noch verstärkt, als sich die offizielle, der deutsch-zionistischen Leitung nahestehende Mittelgruppe der ..allgeineinen Zioniiten" spaltete: ein Flügel, der sich unter Leitung des Berliner Nechtsanwalts Dr. Zollen s ch e r losloste, warf, ebenso wie die Revisio- nisten und Radikalen, gerade dem deutschen Zionismus jund seinem Parteiblatt Instinktlosigkeit in der Behandlung der außenpolitische" tragen der national- Küdiichen Bewegung, Schwäche und Unentschiedenheit lvor. Und dazu trat schließlich noch die Entfremdung »der religiösen Zivilisten von der offiziellen Ntittel- [i'artei, entstanden aus dem besonderen weltanschaulichen 7ntereüe. das diese Gruppe an der Wahrung der jütischen Rechte an der Zlagemauer in Jerusalem nimmt. §7>iest G>'aeniätze erzwangen den Delegiertentag, der ümt Sonntag, dem 29. Dezember, in Jena Zusammentritt. um zu entscheiden, ob die Führung des deutschen Zionismus noch das Vertrauen seiner Anhänger genieße, oder durch andere Persönlichkeiten zu ersehen iei.
Sieiit man schon hieraus, datz dieser Delegierten- taa iidi nicht auf den üblichen Rechenschaftsbericht der Berliner Leitung und den hergebrachten Meinungsaustausch mit den Vertretern aus der Provinz zu beschränken bestimmt war, so erhielt er seine besondere Bedeutung noch durch die Anwesenheit des Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation, Professor W e i z m a u n. ^der in Jena das erste Aral nach den Unruhe» oes sommers vor der Oeffentlichkeit seiner
Gesinnungsfreunde programmatische Aeußerungen geben zu wollen erklärt hatte. Die Anwesenheit des Präsidenten gab denn auch Veranlassung, den czanzen Sonntag mit einer uiniangreichen und interessanteil ..außenpolitischen" Debatte zu besetzen, in der alle Fraktionen des deutschen Zionismus nach einem einleitenden Referat Meizmanns zu Worte kamen.
Professor Weizmann ging in seinem Vortrag von den rechtlichen Grundlagen der national-jüdischen Palästinabewegung aus: nicht allein das völkerrechtliche Dokumente des berühmten Balfour-Briefes sei die Basis des Zionismus, sondern diese Bewegung — das betonte Weizmann wiederholt mit großer Entschiedenheit und deutlichem Hinblick auf die englische Mandatarniacht, ebenso wie auf den Völkerbund und nicht zuletzt die arabische Welt — gründe sich auf der h i st o r i s ch e n Verbundenheit der jüdischen Gemeinschaft mit dem Heiligen Lande.
Das Streben der iialionaljüdischen Bewegung gehe nicht allein auf die Errichtung jenes „kulturellen Zentrums". das von manchen Intellektuellen gerade jetzt wieder propagiert werde: nicht eine geistige, sondern eine nationale Heimstätte sei im Palästina-Mandat vorgesehen. Im streben nach diesem Nationalheim lasse die Leitung des Welt,Zionismus sich auch durch die arabischen Angriffe nicht beirren. Mit den Arabern werde inan Verbandlungen zum Ziele einer vollen Verständigung ..zur rechten Zeit und im rechten Geist" — also nicht etwa bedingungslos und sofort — betreiben. Der Zionismus erstrebe nach wie vor d i e D u r ch i ü h v ii n g des M a n d a t s: darunter verstehe er. Weizmann, klipp und klar die Herbeiführung einer jüdischen Bevölkerungs Majorität im Heiligen Lande in einem Tempo, das mit den wirtschaftlichen Verhältnissen des Landes freilich stets im Einklang stehen müsse. Eine Majorität sei notwendig: schon deshalb, weil erst dann volle Gewähr für den wichtigen Leitgedanken der jüdischen Kolonisationspolitik in Palästina gegeben sei: „niemanden im Lande zu beherrschen, aber auch von niemandem beherrscht zu werden".
Nach diesem aufschlußreichen Vortrag, dem man die Ansicht anmerkte. über den kleinen Kreis der unmittelbaren Hörerschaft hinaus auch die weiteste Oeffentlichkeit bis in die Zentren der arabischen Welt hinein zu unterrichten, gelangten zunächst zwei aus Palästina anwesende Gäste zu Worte: B. Katze ne ln- s o n . einer der bekanntesten palästinensischen Arbeiterführer, der die Wirkung der traurigen Ereignisse des Sommers auf die jüdischen Siedler inr Heiligen Lande schilderte und manche Forderungen wirtschaftspolitischer Art aufslellte. und Dr. F. D a n z i g e r. ein früher in Hamburg ansässiger Zionist, der insbesondere zahlreiche Bedenken gegen die englische Palästinaverwaltung, doch auch gegen die Politik Prof. Weizmanns aussprach. Danach sprachen als Vertreter der deutsch- zionistischen Miktelgruppe Dr. Al. B i l e s k i, als Repräsentant des deutschen Misrachi Dr. A. Barth, für die zionistische Linksgruppe des Hapoel Hazair Dr. G. Landauer, als Führer des abgespaltenen Teiles der Blumenfeldschen Richtung Rechtsanwalt : Dr. Köllen scher, für die Retvisionisten Richard L » ch t h e i m und als Vertreter der radikalen Zionisten schließlich Dr. N. Goldman n.
Bemerkenswert an den Ausführungen aller Vertreter der Opposition war, daß die Kritik an den Leistungen der Londoner Exekutive des Zionismus in oft schärfster Form mit einer Kritik an der zionistischen Haltung der deutschen Leitung — insbesondere
Jüdtfme Alogvaphten
Süß Oppenheimer, Börne und Heine bis Rathenau.
Bon Marx
Es in iicher lein Zufall, daß uns die letzten Wochen eine ganze Reihe von 'Neuerscheinungen der Bioaravlienliteratur brachte». Alan sucht heute mehr
als je nach Männern, die zu Führern geeignet wären und such! nach zuverlässigein Maßstab in den Größen der Vergangenheit. Oft fehlt heute die Distanz, um die Größe erkennen zu lassen, noch weiß inan zu viele Einwände gegen Theien und Arbeit der Zeitgenossen. Erst wenn einer dabingegangen ist, leuchtet wie ein bisher verborgener Planet sein Licht hinaus über den Alltag,
der den Mann nicht erlennen wollte, solange er noch nicht vollendet war. Beites Beispiel für diese Einstellung vielleicht der beimgegangene Franz Rosenzweig. Und während man die Zeitgenossen
kaum würdigen kann, weil man ihre Bedeutung
nur zögernd zugeöei. mag. beschäftigt man sich mit den Großen naaangeiier Jahrzehnte und Jahrhunderte, Hierbei zeigt «s sich oft. daß manche Auffassung 'vn der Arbeit der Männer vergangener Zeiten falsch wor, daß inan nur astzuleicht gezeigt war. einen gangbaren Stempel jenen Aiünnern aufzudrücken, der tieferes Eingehen überslu'ng machte, während sie im arellen Lichte wirklicher Forschung ganz anders sich
darstellten. Vor kurzem erst feierte man den Philosophen Ai e n d e l s s o l) n, und es ist unbestreitbar,
daß die zrosze Mendelssohnliteratur, die aus diesem cknlaß erschien, auch weiteren Kreisen ein anderes Bild von seinem Schaffen vermittelte, als sie bisher in oberflächlicher Art besZZMW^Lte.
7(11!', es ist iiirfd oaß ein solches
ou.nuinm erst Gelegenheit gibt, sich mit den Führern der Vergangenbat zu beschäftigen. Uns liegen heute vier Büchei D oor, die als Neuerscheinungen das Schick- ui von^7,.'o,,„e> n schildern, deren Taten uns in Deutsch- >and -rffh deutsche Juden eigentlich immer gegenwärtig mlten. e^ ßM er leider nicht sind. Eines dieier elwerk. betitelt ..Juden in r,f «Rudolf o rf) ö i), 3Bclh
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tere» Lektüre wir doch ein- ^ns geblieben sind: „I u d lkadeniie-Verlag, Berlin). Das Leben Ludwig Z u s e, Paul List Verlag. Zi e s geistige W e l i“J Rothschild Verla« fcn diese Männei^^an Icbicten ihr Moirken, lagen. haben
jitsche un)id Juden. M ^och ebenso, Widerspruch wurde.
Schay schildert uns die deutsch-jüdischen Politiker von Marx bis Rathenau: Lasalle, Heß. Jakob». Riesser. Stahl. Lasker. Bamberger, Bernstein, Frank, Luxemburg, Eisner, Preuß, Wolff. Bernhard. So- viele Namen, ioviele Wege. Anhänger des alten Reiches und seiner Führer. Gründer neuer Parteien und Staatsordnungen. Patrioten und Internationalisten, Konservative und Kommunisten, Beamte und Journalisten — allen mir eines gemeinsam: glühende Liebe zur Menschheit, der sie dienen im weiteren und engeren Sinne. Führer nicht des Judentums, aber ihrer Umwelt, die sie je nach ihrem Geiste weiter oder enger fassen. Es ist hier nicht der Ort, auf jeden einzelnen dieser Männer oder Frauen einzugehen, aber die heutige Zeit erfordert mit dringender Notwendigkeit die Pflicht, sich mit solchen Geistern zu beschäftigen, um verstehen zu lernen, was Deutschland. was die Welt ihnen verdankte, die mit vollem Herzen ihre besten Kräfte verausgabten, um ihr Volk, um die Welt einen Schritt weiter zu bringen.
Die drei Einzeischicksrle, die uns weiter in Monographien vorliegen, sind komplizierter Natur. Joseph Süß Oppenheimer, genannt „I u d S ü ß". glaubt heute jeder aus den vielen Romanen, vor allem aus dem Feuchtwaugerschen, zu kennen. Und doch sieht man staunend aus diesem Werk von Selma Stern, daß dies keineswegs der Fall ist. Der Verfasserin lagen zum ersten Male sämtliche Akten vor, die bis zur Revolution ängstlich in Geheimarchiven gehütet wurden. Und aus ihnen erwächst das Bild eines großzügigen Politikers, eines fast modern zu nennenden Staatsmannes, der mit ungeheurem Geschick schon vor fast zweihundert Iahren veZ. cht hat. wirtschaftliche Grundsätze in ein Regierungssystem zu verpflanzen, das noch im MittZalter^erstairt war, der die Grundoesten des verknöcherten ^taatswefens eines Feudalstaates erschütterte durch seine moderne Auffassung von den Pflichten einer Regierung. Grundsätze, die sich erst nach langen Iahren durchsetzen konnten. Noch mußte er als Opfer dieses Systems fallen, aber seine Bedeutung war eine ganz andere, als sie sich uns bisher darstellte. sein Genie mußte unverdiente Verkennungen erfahren, die noch bis heute nicht ins rechte Licht gesetzt sind, und das literarische ..Verarbeiten" seiner Person hat ihm noch lange Iahre nach seinem Tode ebenso 'ehr Unrecht getan, wie seine voreingenommenen Richer zu seinen Lebzeiten . . .
L!iel verkannt, besonders von jüdischer Seite, sind die beiden Antipoden Heine und B ö r n e, Gegner und Bundesgenossen zugleich im Kampfe um die Aufklärung. Alan sträubt sich als Jude, diesen Aiünnern eine Berücksichtigung vom jüdischen Standpunkte zuteil werden zu lassen, weil s'e das Judentum von sich geworfen haben, weil sie vom Glauben abgefallen sind, lind doch, ich hörte einst ein kluges Wort eines intuitiven jungen jüdischen Gelehrten unserer Tage, der behauptete, daß sowohl Heine^ wie Börne, hätten sie in unseren Tagen gelebt, wahrscheinlich glühende Vorlämpfer moderner jüdiicher Ideen geworden wären, mährend in den Zei
Betr Berichte
uberChanukkah feiern:
So erfreulich es ist daß in diesen Tagen in allen jüdischen Geneinden und Vereinen ifti Reiche Chanukkahfeiern stattfinden, so wenig ist es uns, angesichts der großen Zahl dieser Veranstaltungen, möglich, über jede einzelne zu berichten. Wir bitten daher, von der Einsendung solcher Berichte abzusehen.
Die Redaktion des Israelitischen Familienblattes
Blumenfelds — verbunden wurde. Man warf ihm oor, daß seine Proteste gegen die arabischen Ereuel- taten in Palästina nicht so entschieden gewesen seien
wie sein Ruf nach baldigster Verständigung mit den Arabern und daß er im Wunsch' nach einer solchen Verständigung bereit sei, lebenswichtige Teile des zionistischen Programms zu opfern. In dieser Politik sei der deutsche Zionismus — o erklärte man — sogar noch weit über die gewiß oemäßigte Auffassung Professor Weizmmtns hinausgegargen, den zumal die Revisionisten wegen eben dieser angeblich mangelndes Vertrauen in die Leistungskraft der lüdifchen Massen verratenden „Politik der Zurückhaltung" seit Iahren bekämpfen. Es sei zweifelhaft, erklärte Ltchtheim. wie weit man sich mit den Arabern überhaupt ver
ständigen könne, und in deutlicher Wandlung eines zu Beginn der Debatte von Weizmann gefallenen Wortes über die Rechts stellung der Juden in
Palästina bemerkte er, man sei und bleibe dort auf
der Basis der (englischen) Macht. — Dr. Landauer wandte sich demgegenüber mit Schärfe, ebenso wie Bileski als Vertreter der Blumenfeldschen Gruppe, gegen den Revisionismus, der die jüdische Siedlung in Palästina durch seinen ständigen Appell an die englischen Bajonette erst in die heutige schutzbedürftige Situation — widerwillig gewiß — hineinzumanövrieren geholfen habe.
^ -Während diese Zeilen geschrieben werden, nach
Schluß der ..außenpolitischen" Llussprache, nimmt der Kampf auf dem Delegiertentag um die neue Führung der national-jüdischen Bewegung in Deutschland seiueu Fortgang. Die zweite — am Montag stattfindende Sitzung ist der Aussprache über die mehr internen Fragen der deutschen Zionisten gewidmet: die Auseinandersetzungen zwischen der Blumenfeldschen Richtung und der Gruppe um Kollenicher dürfte im Mittel punkt dieser Diskussion stehen, über die wir ebenso wie über den Ausgang des Delegieitentages in der nächsten Woche berichten werden.
Immerhin kann folgende Prognose über die neue Leitung der Zionistischen Vereinigung für Deutsch land jetzt schon gestellt werden. Der deutsche Zionis inus wird, bei allem Widerstaud der Oppositions gruppen, die von den 160 Delegierten nur eine wenn auch freilich bedeutende Minderheit stellen, aus die bewährte Führung Kurt Blumenfelds schon deshalb nicht verzichten können und wollen, weil er zweifellos der angesehenste zionistische Exponent i,n Reiche für die Beziehungen zu den deutschen ni'chlzionistischen Part nein der Jewisli* Agrcncy ist. Seine Wiederwahl dürfte mit der Unterstützung der Linksgruppe des Hapoel Hazair und unter der Neutralität des Misrachi ge sichert sein. Ebenso unzweifelbaft ist aber, daß man ihm als gleichberechtigten Präsidiaitollegen Vertreter
ten, in denen sie lebten, der Uebergang zu schroff war, der vom alten Judentum zu moderner Geistesauf- faffung führte, als daß sie geglaubt hätten, diesen Uebergang anders als durch die Taufe bewerkstelligen zu können. Beide ließen sich taufen, so paradox das klingt, um gute^Iuden zu bleiben, nicht Juden in altüberliefertem Sinne, sondern Vorkämpfer für das Menschenrecht des Juden.
Die Nachwelt hat sie freilich schon leibst, wenig stens in ihren Hauptargumenten. Lügen gestraft. Beide leben nicht in erster Linie als Deutsche im Gedächtnis der Jetztzeit fort, beide gelten heute bei Freund und Feind mehr denn je als Juden, mit beiden beschäftigt sich nicht der Kreis, in den sie einzitdringen versuchten, sondern Juden sind es, welche die mannigfachen psycho logischen Hintergründe zu durchforschen sich bemühen, durch die Bedeutung und Wandel dieser Männer bestimmt werden.
Marcuse hat in ausgezeichneter Weise es ver standen, das Milieu des Frankfurter Ghettos und die Familiengeschichte Börnes zum Beweise heranzuziehen, daß dessen Entwicklung die schließlich von ihm eingefchlg genen Wege gehen mußte, er hat die beiden Seiten seines Wesens, die glühende Liebe zu Deutschland, die ihm so schlecht gelohnt wurde, daß er sie nur noch in der Bekämpfung der damals herrschenden Reaktion bestätigen konnte, und seine kritisch-rebellierende Ader herausß gearbeitet und so einZLild geschaffen, das den Charakter dieses gegen alles Schlechte in der Welt immer und ewig rebellierenden Mannes so wiedergibt, wie ihn die wenigsten kennen: „Er war ein guter Mann, aber .er durfte sein Leben nicht genießen, solange es Christen gab, welche die Juden lnechteten. Juden, die ihren Herren knechten halfen, tliapoleon, der die deut- r
scheu Fürsten knechtete, und ein geistiges Dogma, das die Welt knechten wollte". . . .
In Sternbergs Heinebuch interessiert uns auch vor allen Dingen, wie der Verfasser des Dichters Einstellung - zum Judentum nachzufühlen weiß. Er schildert, wie es Heine nach der Taufe „keineswegs recht wohl" war. wie er sie bald bereute, zumal auch die äußeren Vorteile ausblieben, wie er das Judentum von zwei Seiten auffaßte, als Dialektiker es leidenschaftlich bekämpft, als künstlerisch fühlender Mensch ihm immer verfallen bleibt und tief das namenlose Leid des Judentums fühlt. Heines Leben, seine Geisteswelt ist überhaupt noch nicht in ihrer ganzen Fülle erforscht.
Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte der bekannte Literarhistoriker der Morburger Universität, Professor Elster, einen Aufsatz, in dem er darauf hinweist, daß der größte Teil des sckriftlichen Heine-Nachlasses fast ungeordnet sich in Marburg im Besitz der Familie Strauß befindet, die ihn jetzt erst gelehrter Forschung zugänglich gemacht, hat. Man wird sicher vieles darin finden, was uns dem Verständnis des tragischen Geschicks dieses Mannes näherbringen wird, der sein Leben lang so sehr unter dem Zwiespalt seines Deutschtums und Judentum gelitten Hai, /. L