Zur Geschichte der Besteuerung der Juden durch Kaiser Sigmund und König Aldrecht II.

Von

vr. Dietrich Kerler, Oberbibliothekar der Universität Würzburg.

II.

Weder die übelwollende Aufnahme, welche die Forderung einer außer­ordentlichen Judensteuer in den zunächst betheiligten Kreisen bisher gefunden, noch die geringe Ausbeute, die von den königlichen SteuerboLen von ihren Streifzügen nach Hause gebracht war, schreckten Kaiser Sigmund von einem abermaligen Versuche ab, des Reichs Kammerknechten zu ihren regel­mäßigen Steuerlasten noch neue außerordentliche aufzulegen. Den Anlaß dazu boten die Kriege, welche mit den vom rechten Glauben abgefallenen Böhmen von Sigmund und dem deutschen Reiche zu führen waren. Nachdem den König kriegerische Mißerfolge belehrt hatten, daß seine Streitkräfte zur Nieder­werfung der Aufständischen nicht ausreichen, ging er die deutschen Reichs­stände um Hülfe an Der Versuch, den er in dieser Richtung im Jahre

1421 machte, hatte keinen sonderlichen Erfolg. Er selbst erlitt im Januar

1422 eine entsetzliche Niederlage, den Deutschen in Böhmen drohte völlige Vernichtung, und in den Grenzlanden des Reichs sah man mit Schrecken und Zagen den Einfällen der siegestrunkenen, von religiösem und nationalem Fanatismus erfüllten Schaaren entgegen. Jetzt mußten sich die Deutschen zu einer Kraftanstrengung, zu einer gemeinsamen kriegerischen Leistung aufraffen.

Die Reichsstände, von welchen Sigmund die erforderlichen militärischen und finanziellen Mittel für den böhmischen Feldzug zu erlangen hoffte, versammelten sich seiner Einladung zufolge im Sommer 1422 zu Nürnberg. Der Vorschlag, eine allgemeine Geldsteuer einzuführen, scheiterte an dem Widerspruch der StädteWährend letztere in die folgenden entscheidenden Verhandlungen nicht eingriffen, setzte der König mit den Fürsten die Be­stimmungen über die von den einzelnen Ständen zu stellenden Kontingente fest s). Man ging davon aus, daß der Verpflichtung zu Leistungen für den

-) Vgl. Deutsche Reichstagsakten 8, 1 f. 2) Deutsche Reichstagsakten 8, 106, 3135. 2) Vgl. a. a. O. 146, 11 s. Zeitschr. f. d. Gesch. d. Juden i. Deutsch!. III. 8